Lucy kriegt's gebacken
irgendetwas entgegnen kann, liegt Charley schon auf dem Boden und hält sich das Gesicht.
„Scheiße, Ethan! Du hast mich geschlagen!“
„Steh auf“, brummt Ethan.
„Ethan.“ Ich lege eine Hand auf seinen Arm. Er schüttelt sie ab.
„Steh auf.“ Er steht über Charley gebeugt, abwartend.
Diesmal umklammere ich Ethans Arm etwas fester. „Ethan, er wird sich nicht mit dir prügeln. Das weißt du. Lass ihn in Ruhe.“ Charley, dessen Auge rasch zuschwillt, wirft mir einen tränenreichen und dankbaren Blick zu. Ethan hat früher geboxt - eines seiner vielen Hobbys, bei denen er körperlich Schaden nehmen könnte. Charley ist zwar Sportlehrer und scheint ziemlich fit zu sein, aber er wäre ein Idiot, wenn er sich mit Ethan Mirabelli anlegen würde. Und auch wenn man nun einwenden könnte, dass Charley ja schließlich ein Idiot ist - so bescheuert ist er nun auch wieder nicht.
„Lucy, tut mir leid, was ich gesagt habe“, verkündet Charley laut genug, dass alle es hören können. „Ich bin ein Scheißkerl und hätte so etwas Beschissenes nicht sagen dürfen. Okay?“
„Danke für diese wunderschöne Entschuldigung, Charley“, entgegne ich mindestens ebenso laut und drehe mich dann zu Ethan um. Er hat die Zähne zusammengebissen, seine Augen funkeln. „Reicht dir das, Ethan?“
„Das reicht“, murrt er und verschwindet Richtung Spielerbank.
Paulie Smith ist unser Closer und macht kurzen Prozess mit den letzten drei Battern des International-Food-Products-Teams. Ich frage mich, ob er eine Freundin hat … Ach nein, er hat sogar eine Frau. Meine Mannschaftskollegen und ich klatschen uns ab, packen unsere Ausrüstung ein und tauschen dann auf der Spielerbank kleine Beleidigungen und Komplimente aus.
„Kommst du mit ins Lenny‘s, Lucy?“ Carly Espinosa, unsere Catcherin, wirft ihre große Tasche über die Schulter und zuckt dann zusammen, als sie gegen ihr Bein knallt.
„Ähm, nein, ich habe etwas vor.“
„Dann bis bald.“ Sie schlendert dem Rest der Mannschaft hinterher, der auf den Park zusteuert.
Ich gehe hinüber zu Ethan, der gerade mit bemerkenswerter Energie seine Tasche packt. Er wird nicht leicht wütend, aber wenn, dann kann es eine Weile dauern, bis er sich beruhigt.
„Bist du okay?“
„Klar“, sagt er, sieht mich aber nicht an.
Ich setze mich neben ihn auf die Bank. „Charley ist ein Idiot, das ist alles.“
„Ja.“ Er stopft seinen Handschuh in die Tasche, dann sitzt er einen Moment nur da und starrt auf den Boden. „Nach was für einem Typen suchst du überhaupt, Lucy?“
Ich hole schnell Luft. „Ich weiß nicht. Er soll anständig sein. Jemand, der gut zu mir ist.“ Jemand, der nicht jung sterben wird . „Wollen wir zusammen essen, Ethan? Ich besuche deine Eltern im Restaurant.“
„Hast du sie schon in deinen Plan eingeweiht?“ Er weiß natürlich, dass ich das nicht habe und mich über etwas moralische Unterstützung von seiner Seite freuen würde.
„Ähm, nein, noch nicht. Ich wollte das heute Abend machen.“ Bitte komm mit .
Ethan wirft mir einen Seitenblick zu. „Tut mir leid. Ich esse heute mit Parker und Nicky zu Abend.“ Er streckt die Hand aus, zerzaust mein Haar und ist weg. Ich bleibe allein auf der Bank zurück. Er hält kurz bei Ash an, die genau aus diesem Grund noch hier herumbummelt, und sagt etwas zu ihr.
„Viel Spaß“, rufe ich ihm etwas verspätet zu. Abendessen mit der Familie. Wie schön.
Kurz überlege ich, ob er und Parker jetzt, wo er in Mackerly lebt, vielleicht wieder ein Paar werden. Ob aus ihrer Freundschaft etwas anderes wird. Ob sie nach all der Zeit vielleicht doch noch heiraten. Irgendwie hoffe ich es für sie. Beide sind einfach tolle Menschen, und sie haben doch schon Nicky, ein Kind, das nicht wunderbarer sein könnte. Ethan sagt noch etwas zu Ash, erntet dafür ein Lächeln, und macht sich dann auf den Nachhauseweg.
Meine Gedanken über Ethan und Parker spricht meine Schwiegermutter etwa eine Stunde später, als wir am Familientisch im Gianni‘s sitzen, laut aus.
„Dieser Ethan“, beginnt Marie, was die übliche Eröffnung ist, wenn sie über ihren jüngeren Sohn spricht. „Er arbeitet in Providence bei dieser schrecklichen Firma, er lebt hier, er verdient anständiges Geld. Er sollte diese Parker heiraten. Und ein Vater für Nicky sein.“
„Er ist sein Vater„, erwidere ich sanft und betrachte dabei das Wandgemälde von Venedig über unserem Tisch. “Ein wundervoller Vater sogar.“
„Ich meine,
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