Lucy kriegt's gebacken
hinteren Wand sitzt. Wo ich normalerweise sitze. Oft mit Ethan. Denn egal, wie geheim unsere Beziehung war - Ethan hat sich nach den Spielen doch immer sehr um mich gekümmert. Und die Leute haben es ihm auch hoch angerechnet, dass er sich derart um die Witwe seines Bruders bemüht. Er brachte mir ein Bier, lobte meine Fähigkeiten auf dem Platz (ha!) und brachte mich dann nach Hause. Wo wir meistens miteinander schliefen.
Verdammt, verdammt, verdammt.
Doral-Anne sieht mich mit der Freundlichkeit eines großen weißen Hais an. „Du solltest dich besser wieder um deine Verabredung kümmern.“ Es gelingt mir nicht, den bitteren Unterton in meiner Stimme zu verbergen.
„Wer? Doral-Anne? Ach was, sie ist keine Verabredung. Wir unterhalten uns bloß.“ Er blickt zu Doral-Anne, die den Blick von mir losreißt und vorgibt, die Speisekarte zu studieren.
„Und worüber unterhaltet ihr euch?“
Er betrachtet mich sorgfältig. „Sie interessiert sich für International Foods. Für unsere Produktlinie und so weiter.“
„Eure Produktlinie?“, frage ich verächtlich. „Ethan, mein lieber Junge, Doral-Anne interessiert sich für dich.“
„Nein, Lucy. Wir sind beide in der Gastronomiebranche, falls dir das nicht aufgefallen ist. Es könnte sein, dass Starbucks seine Filiale in Mackerly schließt. Und sie will sich vielleicht bei International bewerben, das ist alles.“
„Sie ist nicht gut genug für dich.“ Diese Aussage treffe ich einfach so, ohne es zu beabsichtigen. Aber es ist schließlich die Wahrheit.
Ethans Lippen werden schmal. „Und du weißt auf einmal ganz genau, mit wem ich mich treffen sollte und mit wem nicht, Lucy? Vielleicht solltest du nicht herumlaufen und Urteile über Leute fällen, die du kaum kennst.“
Ich schlucke. Großartig, er verteidigt sie. „Nun, es ist nur … Wie auch immer. Tut mir leid, dass ich etwas gesagt habe. Sie ist bestimmt ganz toll.“
Zum Glück geht in diesem Moment die Tür auf, und Parker schwebt herein. Sie riecht nach J‘Adore und nicht nach Schweiß, wie zum Beispiel ich.
„Hey, Leute!“ Sie drückt uns beiden liebevoll die Schulter, und etwas von der Spannung zwischen uns löst sich auf.
„Wie geht’s unserem Jungen?“, fragt Ethan und bekommt wie immer, wenn er an seinen Sohn denkt, diesen bekloppt entzückten Gesichtsausdruck.
„Der terrorisiert gerade seinen Babysitter, wie jeder Vierjährige.“ Sie lächelt Ethan an, er lächelt zurück, und wieder einmal stelle ich sie mir als Ehepaar vor. Obwohl Nicky nicht geplant war, hat keiner von beiden auch nur eine Sekunde lang bereut, ihn in die Welt gesetzt zu haben. Und sie könnten noch mehr Nickys bekommen - ich meine, sie finden sich ja nicht gerade abstoßend, und in meinen Augen reicht das vollkommen für eine Ehe.
Parker schnippt mit den Fingern vor meinem Gesicht, und ich zucke zusammen. „Lucy, ich habe gerade gefragt, wie deine Verabredung läuft. Ich habe leider kaum mit ihm sprechen können - deine Schwester hat ihn darüber informiert, wann und wie oft Emma die Windel vollkackt. Und ich muss gestehen, er hat es wie ein Mann genommen.“
„Hat sie auch ihre aufgeplatzte Brustwarze gezeigt?“, frage ich grinsend.
Ethan blickt sich um. „Du hast eine Verabredung? Mit wem?“
„Keine Verabredung. Nicht so richtig. Wir sind nur … Es ist Gertie Myers‘ Neffe Fred Busey.“
„Fred!“, brüllt Parker. Freds angemalter Kopf fährt herum. „Fred, sei ein echter Freund und bring mir einen Jägermeister mit, okay? Lenny, du alter Penner, pass doch auf! Dieser Mann will etwas bestellen!“
„Dann gehe ich mal davon aus, dass das mit Charley Spirito nichts geworden ist“, sagt Ethan. Der kleine Muskel unter seinem Auge zuckt. „Und jetzt ist der nächste Kandidat dran, hm?“
„Es ist eigentlich kein richtiges Date“, wiederhole ich.
In diesem Moment drängt sich Doral-Anne in unsere kleine Runde, genauso wie Fred, der für Parker einen Jägermeister und für uns zwei Flaschen Bier ergattert hat. „Hallo“, sagt er, streckt erst Doral-Anne und dann Ethan die Hand hin. „Ich bin Fred Busey, ein Freund von Lucy.“
„Ein Freund also?„ Doral-Anne verzieht spöttisch das Gesicht. Irgendwann während des Spiels hat sie ihr T-Shirt vorn verknotet, um der ganzen Welt einen Blick auf ihre Tätowierung zu gewähren (eine Schlange in Orange und Grün mit gespaltener Zunge, die sich um ihren gepiercten Bauchnabel schlängelt - hinreißend). “Schön, dich kennenzulernen. Also
Weitere Kostenlose Bücher