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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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Ich werde ihn Java Glory Cake nennen.
    Die Geräusche beim Backen sind wie die sanften Klänge meiner Seele. Ich bin zum Backen geboren. Brot hat auch etwas für sich, aber meine wirkliche Berufung sind Desserts und Kuchen. Das Klappern der Rührschüsseln auf der kühlen Granitarbeitsplatte, das Knacken beim Aufschlagen von Eierschalen, das Brummen meines Schneebesens. Und all die Farben! Das Zitronengelb von gut geschlagenen Eiern, das verführerische Schimmern der Bitterschokolade, wenn sie in blasser Butter schmilzt. Die vielen verschiedenen Weißtöne - das matte Weiß des Mehls, die Reinheit des Backpulvers, das fröhliche Funkeln des Zuckers. Meine altmodischen Rührschüsseln sind auch weiß, jede einzelne ist mit einem farbigen Punkt gekennzeichnet - Grün für die größte, dann Orange, dann Rot, dann Blau. Ethan hat sie mir vor ein paar Jahren zu Weihnachten geschenkt. Eines der besten Geschenke aller Zeiten.
    Während ich die Zutaten abwiege, erfüllt der klare Duft von mexikanischer Vanille die Küche. Ich atme tief ein und verreibe etwas auf meinen Handgelenken. Meiner Meinung nach ist es das beste Parfum der Welt.
    Gegen elf steht einer der hübschesten Kuchen, die ich je gebacken habe, vor mir. Er ist großartig geworden - beide Schichten sind gelungen, nichts ist gekippt oder eingesunken. Die Glasur schimmert, und das Schokoladenbraun ist so saftig und schön, dass ich am liebsten darin leben würde. Kaffee und Schokolade, Butter und Vanille - der unsagbar tröstliche Duft des Kuchens füllt meine ganze Backofen-gewärmte Küche aus. Obwohl es sich um pure Einbildung handeln muss, scheint mir, dass die kleine Statue von Saint Honore (Schutzpatron der Bäcker) auf meinem Küchenregal lächelt.
    So viel Spaß es auch macht und so gut mein Brot auch schmecken mag, ich sollte trotzdem wieder als Konditorin arbeiten.
    Ich schneide ein Stück vom Kuchen ab und lege es auf einen meiner schönsten Teller. Nachdem ich ihn in Folie eingewickelt habe, klebe ich eine kleine Notiz darauf. „Lass es dir schmecken.“ Danach schlüpfe ich aus meinem Apartment, steige eine Treppe höher und stelle den Teller vor Ethans Tür.
    Von drinnen ist kein Ton zu hören. Vielleicht ist er bei Parker - manchmal übernachtet er bei ihr. Einmal, als Nicky eine Streptokokken-Infektion mit hohem Fieber und schlimmen Albträumen hatte, ein anderes Mal, als der kleine Kerl nach einem Unfall mit seinem Dreirad genäht werden musste. Und manchmal einfach so, und da es in Grayhurst siebzehn Schlafzimmer gibt, warum auch nicht? Oder er ist heute aus romantischen Gründen dort. Bei der Vorstellung, wie Ethan Parker küsst, ihre Hand nimmt und sie dann in ihr Schlafzimmer führt, dreht sich mir der Magen um. Ich darf nicht eifersüchtig sein - Ethan hat es vielleicht mehr als jeder andere verdient, glücklich zu sein. Wenn er also heute bei Parker ist, sollte ich mich freuen.
    Die Vorstellung allerdings, dass Ethan mit Doral-Anne zusammen sein könnte, ist zu schrecklich, um darüber nachzudenken.
    Seufzend drehe ich mich um und laufe die Treppe hinunter zu meiner eigenen Wohnung. Ich bin müde.
    Doch anstatt ins Bett zu gehen, ertappe ich mich dabei, wie ich einen sehnsüchtigen Blick auf den Rest des Kuchens werfe. Dann krame ich die weiße Schachtel aus dem Speiseschrank, nehme ein Twinkie heraus und warte, dass die Nacht vorübergeht.

11. KAPITEL
    „Willst du sehen, wie ich das anzünde und dann austrinke?“
    Stevie, mein giftigen Efeu essender und Leichen umkippender Cousin, steht mit einem Glas Whiskey in der einen und einem Feuerzeug in der anderen Hand vor mir.
    „Nein, Stevie. Du sollst das nicht anzünden. Sei kein Idiot.“
    „Gott, mit dir kann man gar keinen Spaß mehr haben“, sagt Stevie. „Hey, wie ich höre, suchst du einen neuen Typen. Ich kenne jemanden, ein Kumpel von mir …“
    „Nein, danke, Stevie.“
    „Na komm, ich erzähl dir ein bisschen von ihm. Er ist ein guter Typ. Total witzig.“
    „Stevie, Süßer, wenn er dein Kumpel ist und du ihn witzig findest, dann vermute ich, dass er am liebsten Autos stiehlt, sich tätowieren lässt und auf Fische schießt. Hab ich recht?“
    „Ja. Und?“ Stevie wirkt gekränkt. Ich tätschle seinen Arm und lasse ihn stehen, um mich unter die Gäste zu mischen. Immerhin bin ich die Schwiegertochter, und hier findet gerade die Abschiedsfeier der Mirabellis statt, die morgen ins Valle de Muerte … äh, Puerte abreisen.
    Das Gianni’s ist gestoßen voll, die halbe

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