Lucy kriegt's gebacken
machte ich vier kleine - zuerst backte ich die Böden, und als sie abgekühlt waren, goss ich eine großzügige Schicht mit Zitronenschalen aromatisierter Crème fraîche darüber und schichtete darauf wiederum die dünnen Pfirsichscheiben, deren tiefgoldene Farbe in der Mitte zu einem verführerischen Rot wurde. Ich legte sie in Form von Blütenblättern, dann pochierte ich Blaubeeren in Wein und platzierte sie inmitten der Blätter. Am Ende hatte ich das vermutlich hübscheste Dessert aller Zeiten vor mir stehen. Da ich das Gefühl hatte, auf keinen Fall so lange warten zu können, bis Jimmy wieder zu Hause war, aß ich eine Tarte auf. Und kurz nachdem Jimmy mich angerufen hatte, um mir zu sagen, dass er gerade erst in New Haven war, aß ich eine weitere. Die letzten beiden hob ich für meinen Liebling auf.
Wie wir alle wissen, hat Jimmy nie eine davon probiert, und seit dieser schrecklichen Nacht haben alle Desserts oder Kuchen, die ich mache, für mich ihren Geschmack verloren. Ich bereite sie noch immer wahnsinnig gern zu, kann sie aber einfach nicht essen. Immer wenn ich ein Stück Kuchen oder Tarte oder einen Löffel Pudding versuche, schmeckt für mich alles nach Staub - bedeutungslos, leer und grau. Wenn ich zu schlucken versuche, muss ich würgen. Ist nicht schwer zu erraten, weshalb.
Und deswegen beschränke ich mich seitdem auf Produkte der Firma Hostess: Twinkies mag ich am liebsten, den leichten Geschmack nach Konservierungsmitteln, die ihnen eine wirklich beeindruckende Haltbarkeit verschaffen. Ich liebe diesen schwammartigen, klebrigen Kuchen mit der weißen Cremefüllung in der Mitte. Die Cupcakes mag ich auch - die Glasur mit dem fröhlichen weißen Ornament darauf, die Cremefüllung, die ich am liebsten mit der Zunge herauslecke. Und auch diese pinkfarbenen Sno-Balls, die aussehen wie aus einem Science-Fiction-Film. Die Ho Hos, die Ding Dongs - seufz. Meine Lehrer an der Johnson & Wales würden meinen Namen aus dem Studentenregister löschen, wenn sie davon wüssten.
„Hallo, meine Liebe“, begrüßt mich die Empfangsdame von High Hopes, als ich durch die Tür komme.
„Hallo.“ Ich stelle meine zweite Schachtel Scones auf den Tresen. „Wie geht es meiner Tante heute?“
„Oh, ihr geht es wunderbar “, lügt Alice freundlich. Was soll sie auch sonst sagen? Nun, heute sabbert sie wirklich besonders hübsch … Ein kleines Schläfchen hier und da zwischen den Tiefschlafphasen …
„Tja, ich habe Ihnen ein paar Leckereien mitgebracht. Ich nehme mir nur schnell was für Boggy heraus, dann können Sie den Rest verteilen.“
„Vielen Dank! Es ist so nett von Ihnen, immer an uns zu denken.“
Das ist es wirklich, und ich neige leicht den Kopf. Dann schnappe ich mir den größten Scone für meine Tante und eile den Gang hinunter.
Wie immer liegt Boggy schlafend im Bett.
„Hi, Boggy! Ich habe dir ein Scone mitgebracht. Blaubeer-Sahne. Ich glaube, der ist der Hammer, wenn ich das selbst so sagen darf.“
Ich drücke den Knopf, um das Kopfteil in eine aufrechte Position zu bringen - Boggy wacht erst auf, wenn sie sitzt und Hunger hat.
„Duftet das nicht großartig?“ Ich halte ihr die Köstlichkeit unter die Nase.
Sie öffnet die Augen. Gute alte Boggy. Wie schön, dass sie nie die Lust am Essen verloren hat.
„Wer sind Sie?“, fragt sie.
Ich hüpfe ungefähr einen Kilometer in die Höhe und lasse dabei den Scone in ihren Schoß fallen. Sie hat gesprochen! Ich habe sie seit fünfzehn Jahren nicht mehr sprechen hören!
„Ich bin, äh, ich bin deine Großnichte. Lucy. Lucy Lang. Daisys Tochter.“ Mein Herz rast, meine Hände zittern. „Du weißt schon, deine Nichte Daisy Black.“
„Daisy?“ Die alte Dame kneift die Augen zusammen, ihr Gesicht legt sich in tausend Falten.
„Sie ist die Tochter deiner Schwester.“
„Meine Schwester Margaret?“
„Ja!“, schreie ich. „Boggy. Das ist so … Wie geht es dir? Geht es dir gut? Du warst irgendwie … eine Weile nicht ganz da.“ Ich grabe in meiner Tasche nach meinem Handy. „Ich werde nur schnell Mom anrufen, ja? Um ihr zu sagen, dass du, ähm, wach bist.“
„Kann ich das essen?“, fragt Boggy, hustet etwas und nimmt schließlich den Scone in die Hand, um misstrauisch daran zu schnüffeln.
„Aber natürlich! Das ist ein Scone. Äh, lass es dir schmecken.“
Sie nimmt einen Bissen und lächelt dann zu mir auf, unschuldig und glücklich wie ein junger Hund.
„Bunny’s“, seufzt meine Mutter ins Telefon.
„Mom!
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