Lucy kriegt's gebacken
vorgestellt hast“, entgegnet Parker trocken.
„Wusstest du, dass er letztes Jahr mit irgendeinem idiotischen Geschäftsmann Fallschirm springen war, Parker?“ Meine Stimme wird lauter. „Er ist aus einem Flugzeug gesprungen! Was, wenn der Fallschirm sich nicht geöffnet hätte? Was, wenn sich die Leinen verwickelt hätten? Und dieses bescheuerte Helicopter-Skiing. Die lassen einen auf einem Gipfel raus, der so hoch ist, dass man anders nicht hinkommt, und was, wenn …“
„Okay, okay, hör auf, Schätzchen. Hör auf. Du wirst hysterisch.“ Sie steht auf und legt kurz eine Hand auf meine Schulter, dann gießt sie sich noch eine Tasse des heimtückischen Kaffees ein. „Erstens macht Ethan diese Sachen nicht mehr so oft.“
Ich sage nichts.
„Und zweitens hat Jimmy nichts dergleichen getan, oder? Und trotzdem hat er es hingekriegt, zu sterben.“
„Das ist ein Argument.“
Sie setzt sich wieder und betrachtet mich nachdenklich. „Das Wichtigste hast du nicht erwähnt. Das ganz große Was-Wenn.“
„Nun, da du ja alles zu wissen scheinst, mach schon und sag du es.“
Sie lächelt mich schief an. „Nun, man könnte sagen, dass du Ethan bereits liebst. Die Frage ist also, was, wenn du ihn nicht so sehr liebst wie Jimmy?“
Diese Worte laut ausgesprochen zu hören, direkt hier in meiner Küche, wo die Sonne durchs Fenster scheint und meine afrikanischen Veilchen auf dem Fenstersims blühen, ist wie ein Schlag ins Gesicht. „Ich möchte darüber wirklich nicht sprechen, Parker“, flüstere ich.
Parker seufzt. „Okay, tut mir leid.“ Doch da ich weiß, dass sie noch nicht fertig ist, versuche ich, den Kieselstein hinunterzuschlucken. Und ich behalte recht. „Aber, Lucy, das wirst du nie herausfinden, wenn du es nicht versuchst, oder? Und wenn du es nicht versuchst, wirst du am Ende bei irgendeinem Versager landen, der dich vollkommen kaltlässt. Willst du das?“
„Was ich will, ist …“ Ich breche ab. Ich will, dass Jimmy nicht gestorben ist, dass Ethan eine wunderbare Frau kennenlernt und glücklich ist. Ich kann beinahe hören, wie die Schicksalsgötter mich auslachen. „Parker, es muss doch noch etwas dazwischen geben. Einen Mann, den ich lieben kann, aber nicht zu sehr.“
„Hör dich bloß an“, sagt sie zärtlich, als ob sie zu einem etwas unterbelichteten Kind spräche. „Entschuldige, dass ich das zu der armen Witwe sage, aber ich denke, du redest etwas … wirr.“
Ich starre durchs Fenster. „Reiner Selbstschutz.“
„Richtig. Also hör mal. Du bist meine Freundin, Kleines. Und Ethan ist auch dein Freund. Wir beide haben dich lieb und wollen einfach nur, dass du glücklich bist. Das ist alles.“
„Das weiß ich zu schätzen.“ Ich kann ihr nicht in die Augen sehen.
„Na schön. Okay, ich habe noch ein paar Korrekturen bei den kleinen Holy Rollers zu machen.“
Ich entspanne mich etwas. „Wie heißt dieser Band?“
Sie grinst. „‚The Holy Rollers und das arme kleine Kätzchen‘. Eine Katze wird von einem Traktor überfahren, und diese eingebildeten kleinen Scheißer erklären diesmal, wie es im Himmel ist. Also pass auf dich auf, Fat Mikey.“ Parker steht auf, tätschelt mir noch einmal aufmunternd die Schulter und geht.
„Hier drüben ist die berühmte Sandbank der Toten“, ruft Captain Bob ins Mikrofon. Ich dachte, wenn ich heute schon mal freihabe, könnte ich ja meinen alten Kumpel bei seiner Bootstour unterstützen. Der Gedanke, einen ganzen Tag ohne Termine vor mir zu haben, stellte mich vor die Wahl: entweder weiteres Geld für Klamotten rauszuwerfen, die ich sowieso nicht trage, oder Captain Bob zu helfen.
„Im Jahr 1722 hat Captain Cook seine Frau mit an Bord genommen, und wie Sie, meine Damen, wissen …“ Es handelt sich um eine Kirchengruppe aus Maryland, die sich nur eine kurze Pause gönnt, um danach wieder wie ein Heuschreckenschwarm über das Spielcasino herzufallen. „Wie Sie wissen, bringen Frauen an Bord Unglück.“ Die Damen kichern verständnisvoll. „Die Crew hat rebelliert und Mrs. Cook bei Niedrigwasser auf dieser Sandbank ausgesetzt. Sie hat versucht, ans Ufer von Mackerly zu schwimmen, aber ach, es war eine raue Nacht, und die arme Frau ist ertrunken. In nebligen Nächten kann man sie noch immer jammern hören.“
„Stimmt das?“, fragt mich eine der Damen.
„Nein“, flüstere ich und steuere das Boot sanft in Richtung Hafen.
„Und damit sind wir am Ende unserer Tour angelangt! Meine Damen, wenn Sie die feinsten
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