Lucy kriegt's gebacken
das ja?“ Er grinst.
„Das heißt nein! Verschwinde! Husch!“
„Lucy, bist du mit diesem Jungen zusammen?“, zwitschert Rose.
„Nein. Ich bin mit niemandem zusammen.“ Mein Gesicht brennt, und Charley schlendert davon, offenbar auch noch stolz darauf, mit seiner Grapscherei davongekommen zu sein. Wieder fange ich Ethans Blick auf, sein Gesicht ist nach wie vor ausdruckslos, und schnell sehe ich weg.
Ich brauche eine kurze Pause. Nachdem ich mich bei meiner Mom entschuldigt habe, die sich aufführt wie auf dem roten Teppich bei der Oscarverleihung, steuere ich auf den hinteren Teil des Raumes zu. Morgen werde ich auf jeden Fall Blasen haben. Dankbar sinke ich auf einen Stuhl und atme tief durch. Mein Herz schlägt etwas zu schnell. Am liebsten würde ich wieder so eine Pille nehmen.
Jimmys Trauerfeier hat auch hier stattgefunden. Sie war natürlich surreal grauenvoll - ein Teil von mir bestand darauf, dass das nicht wirklich geschah. Dass er jede Minute wieder auftauchen würde. So viele unserer Hochzeitsgäste waren gekommen, es war schon fast verwirrend. Vor ein paar Monaten waren alle so fröhlich gewesen. Konnte Jimmy wirklich gegangen sein? Für immer? Es war wie in einem dieser Träume, die glücklich beginnen, bis man nach und nach kapiert, dass man von jemandem mit einem Messer verfolgt wird und sich nirgends verstecken kann.
Wo wir gerade von der Hochzeit sprechen. Debbie Keating, meine beste Freundin aus der Schulzeit, steht am Sarg und plaudert mit Rose. Sie war eine meiner Brautjungfern, aber nach Jimmys Tod hat sie mich fallen lassen. Sie kam nicht zur Trauerfeier und auch nicht zu seiner Beerdigung. Sie hat keine Karte geschickt. Stattdessen hat ihre Mutter mich darüber informiert, direkt am Sarg meines Mannes, dass Jimmys Tod ihre Tochter wirklich schwer mitgenommen hätte und sie sehr, sehr traurig wäre. Von Debbie habe ich nie wieder einen Ton gehört. Als sie zwei Jahre später heiratete, war ich nicht zur Hochzeit eingeladen.
So was geschieht öfter, als man glauben mag. Die Leute wissen nicht, was sie sagen sollen, deswegen sagen sie nichts, geben vor, einen nicht zu sehen, und wenn es nicht anders geht, machen sie das, was Debbie gerade macht - in meine ungefähre Richtung lächeln und so tun, als ob wir noch immer befreundet wären, nur um noch rechtzeitig wegzusehen, bevor unsere Blicke sich tatsächlich treffen.
Jemand setzt sich neben mich. Es ist Grinelda, die nach rohem Fleisch riecht. „Hi, Grinelda. Wie geht es Ihnen?“
„Nicht schlecht, Kindchen. Und Ihnen?“
„Ganz okay.“ Ich werfe einen kurzen Blick auf ihr Outfit - pinkfarbener Ballerina-Tüllrock über lila Cordhosen, rote Bluse und schwarze Daunenjacke. „Also haben Sie Boggys Tod vorausgesehen, Grinelda?“, kann ich nicht umhin, zu fragen.
„Nun, es ist so. Manchmal verwirren sich die Drähte ein bisschen. Vielleicht habe ich es gesehen. Vielleicht nicht. Außerdem“, fügt sie mit dunklerer Stimme hinzu, als ihr offenbar einfällt, wie eine Zigeunerin klingen sollte. „Mir ist es nicht gegeben, alles zu wissen.“
„Und was genau ist Ihnen zu wissen gegeben?“
Sie seufzt heiser. „Was immer die Verstobenen mir mitteilen wollen.“ Sie blickt mich unter schweren Augenlidern an. „Hatten Sie nach Ihrem Toast geschaut?“
„Ja, habe ich. Seit Sie mir diese Nachricht überbracht haben, habe ich keinen einzigen mehr anbrennen lassen.“
„Sehr gut, schätze ich. Jetzt brauche ich eine Zigarre“, sagt sie und bricht in lautes, schleimiges Gehuste aus. Ich schlage ihr auf den Rücken und versuche, nicht zusammenzuzucken, als sie keucht und pfeift. Schließlich grunzt sie leise und kämpft sich aus dem Stuhl. Ich erhebe mich, um ihr die Hand zu reichen.
„Passen Sie auf sich auf, Grinelda.“
„Sie auch, Lucy.“ Sie schlurft zu Reverend Covers, um ihm ihre lila Visitenkarte zu übergeben.
„Tut mir leid, dass deine Tante gestorben ist, Wucy“, erklingt eine Stimme ungefähr auf Höhe meiner Hüften.
Mein Herz schwillt an vor Liebe. „Oh, hallo, Nicky.“ Ich hebe ihn hoch, um ihm ein Küsschen zu geben. „Danke, Liebling. Bist du mit deinem Daddy gekommen?“
„Nein, mit Mommy.“ Er legt freundschaftlich einen Arm um meinen Hals, und ich küsse ihn noch einmal. Seine Wange ist samtweich, und ich sehe, dass er direkt unter dem Ohr ein paar Sommersprossen hat. „Wucy“, sagt er und spielt mit meiner Halskette, „wird Tante Boggy Onkel Jimmy im Himmel treffen?“
Die Frage ist wie
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