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Lucy kriegt's gebacken

Lucy kriegt's gebacken

Titel: Lucy kriegt's gebacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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Backwaren an der Ostküste probieren wollen, empfehle ich Ihnen wärmstens Bunny‘s Bakery, nur zwei Blöcke vom Hafen entfernt.“ Bob trinkt einen Schluck Irish Coffee und zwinkert mir zu. Wir beide sind uns im Klaren darüber, was das Bunny‘s zu bieten hat und was nicht, und ich lächle ihm zu. „Ich wäre sogar glücklich, sie zu begleiten. Vielen Dank, dass Sie sich für Captain Bob‘s Island Adventure entschieden haben!“
    Bob übernimmt das Ruder und steuert die letzten Meter bis zum Hafen. „Danke, Lucy. Schön, dass Sie heute Morgen dabei waren.“
    „Gern geschehen.“ Ich lasse die Passagiere aussteigen. „War mir ein Vergnügen.“
    „Glauben Sie, dass Ihre Mutter noch arbeitet?“, fragt er hoffnungsvoll.
    „Entweder das, oder sie ist im Pflegeheim. Haben Sie von meiner Großtante Boggy gehört?“
    „Allerdings. Unglaublich.“
    „Ich gehe jetzt auch zu ihr.“ In diesem Moment klingelt mein Handy, ich fische es aus der Tasche und schaue aufs Display. „Oh, das ist meine Mom. Hi, Mom.“
    „Lucy? Wo bist du? Bist du noch krank? Ich habe überall versucht, dich zu erreichen.“
    Kalter Schweiß bricht mir aus. „Ich bin in der Nähe der Bäckerei. Was ist passiert?“
    Mom schweigt einen Moment. „Geht es dir gut? Musst du dich immer noch übergeben?“
    „Mir geht es gut, Mom! Was ist passiert?“
    „Es ist Boggy, Liebling.“ Sie seufzt. „Sitzt du gerade?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, lässt sie die Bombe platzen. „Sie ist heute Morgen gestorben.“

16. KAPITEL
    „Keine Ahnung. In der einen Sekunde schien sie ganz in Ordnung zu sein, dann hat sie angefangen zu husten und war tot.“ Stevie, an Krawatten nicht gewöhnt, zerrt an seinem Kragen. Wir stehen nebeneinander am geöffneten Sarg in Werners Bestattungsinstitut und starren auf unsere winzige Großtante hinunter. „Vielleicht lag es an einem deiner Scones.“
    Ich starre ihn erschüttert an, Schuldgefühle boxen mir in den Bauch wie kalte Fäuste. „Hat sie denn einen Scone gegessen, als sie zu husten anfing?“
    „Nein. Aber ich. Vielleicht hat sie einen Krümel inhaliert oder so was. Jedenfalls war es nicht mein Fehler, so viel steht fest.“
    „Natürlich nicht, Liebling.“ Schniefend streichelt Tante Rose den Arm ihres Sohnes, dann putzt sie sich mit überraschendem Getöse die Nase. „Aber diese Scones waren wirklich schrecklich krümelig, Lucy. Das nächste Mal solltest du etwas Sauerrahm nehmen.“
    „Boggy ist an einem Scone erstickt?“ Tante Iris wirft mir einen stechenden Blick zu.
    „Nein! Sie ist an gar nichts erstickt, richtig, Stevie? Du warst doch bei ihr.“
    Stevie zuckt die Achseln, dann kratzt er sich hinterm Ohr. „Wir haben zusammen Matlock geschaut. Sie sagte, der alte Knabe sei immer noch attraktiv. Ich esse gerade meinen Scone, sie beginnt zu husten, und dann …“ Stevie reißt die Augen auf und streckt die Zunge raus. „Tot. Einen Moment habe ich überlegt, ihr einen Scone zu geben. Der hat sie schließlich überhaupt erst zurückgeholt, richtig?“
    „Das hast du aber nicht, oder?“ Ich krümme mich innerlich bei der Vorstellung, er könnte als bizarre Wiederbelebungsmaßnahme Gebäck in den uralten Mund gestopft haben. Da er in etwa den Intelligenzquotienten eines Huhns besitzt, wäre das gut möglich.
    „Nein, Lucy, ich bin doch nicht blöd“, protestiert mein Cousin. „Wobei du diejenige bist, die behauptet, dass deine Scones sie aufgeweckt haben.“
    „Zu dieser Zeit hatte ich Halluzinationen, Stevie.“
    „Könntet ihr zwei zu streiten aufhören?“, zischt Iris. „Ihr ruiniert die schöne Trauerfeier.“
    Ich schließe die Augen. Der widerliche Geruch von Lilien lässt mein Herz hämmern, ganz zu schweigen von der zuckersüßen Orgelmusik, die im Hintergrund läuft. Ich persönlich würde mich eher für die Brandenburgischen Konzerte oder die Smashing Pumpkins oder so was entscheiden. Alles besser als „On Eagle‘s Wings“.
    Meine Mutter eilt in ihrer typischen Chanel-No5-Wolke herbei und ähnelt mal wieder verblüffend Audrey Hepburn: schwarzes Seidenkleid mit einer großen Schleife an der Taille, acht Zentimeter hohe Riemchenpumps von Manolo Blahnik, die aussehen, als ob ihre Füße Spaß an Fesselspielchen hätten. „Gut schaust du aus“, sagt sie zu mir. Ja, ich trage einen Rock, einen Pulli, anständige Schuhe (schlichte Nine-West-Pumps, denn im Gegensatz zu meiner Mutter fände ich es unpassend, Boggy‘s Trauerfeier zu nutzen, um meine nuttigen Schuhe in

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