Lucy & Olivia - Allerliebste Vampirschwester: Band 1 (German Edition)
kannst mein Handy benutzen«, sagte Lucy und griff in ihre Tasche.
Olivia rief zu Hause an und sagte, sie würde später
kommen, weil sie mit einem coolen Mädchen, das sie in der Schule kennengelernt hatte, noch was essen gehen wollte.
»Großartig!«, erwiderte ihre Mutter. »Ich wusste, du würdest ohne Probleme neue Freunde finden, Olivia. Sei bitte spätestens um acht zu Hause. Und viel Spaß!«
Olivia und Lucy holten ihre Schultaschen aus den Schließfächern, gingen den Gang entlang und verließen das Schulgebäude.
Der Beginn der American-Football-Saison war Olivias liebste Zeit des Jahres, nicht nur wegen des Cheerleadings. Es fühlte sich noch an wie Sommer und roch schon wie Herbst. Als sie die Straße entlanggingen, sah Olivia Lucy an, die neben ihr ging. Die Sonne warf glänzende Muster auf das schwarze Kleid ihrer Schwester.
»Ist es nicht komisch, dass mein Dad ausgerechnet nach Franklin Grove versetzt wurde?«, murmelte Olivia.
»Darüber habe ich auch schon nachgedacht«, sagte Lucy und sprang wie bei Himmel und Hölle über einen Riss im Bürgersteig. »Und ich glaube, dafür gibt es nur eine Erklärung.« Sie blieb stehen und drehte sich zu Olivia um. »Ich glaube, es war vorherbestimmt, dass wir uns begegnen.«
Olivias Herz machte einen Satz und ihr stiegen Tränen in die Augen. Sie umarmte Lucy fest. Sie konnte nicht anders.
Lucy rührte sich nicht.
Oh nein , dachte Olivia. Sie hatte sich schon wieder
zu weit vorgewagt. Entweder wollte Lucy gar keine Schwester. Oder sie wollte nicht sie zur Schwester.
Aber dann umarmte Lucy sie auch. Mitten auf dem Bürgersteig fingen sie beide an zu schluchzen. Wenn jemand vorbeigekommen wäre, hätte er wahrscheinlich gefragt, ob alles in Ordnung wäre. Aber es war alles in Ordnung, in bester Ordnung. Hier standen nur zwei zwölfjährige Zwillingsschwestern, die sich zum ersten Mal in ihrem Leben umarmten.
Schließlich ließ Olivia los und suchte in ihrer Tasche nach Taschentüchern. Sie putzte sich lautstark die Nase.
»Tut mir leid, wenn ich dir auf die Schulter gerotzt habe«, sagte sie.
Lucy lächelte mit Tränen in den Augen. »Das muss dir nicht leidtun«, sagte sie und wischte sich schwarze Wimperntuschespuren von der Wange. »Ich glaube, ich habe dein Kleid versaut.«
Olivia warf einen Blick auf den schwarzen Fleck auf ihrem hellrosa Ärmel und musste lachen. »Ihr Gruftis mögt einfach kein Rosa, was?«
Lucy kicherte, als sie weitergingen. »Ich hoffe, dir gefällt es in Franklin Grove«, sagte sie zu Olivia. »Die Häschen-Einwohner hier sind ganz okay.«
Olivia lachte. »Ja, ich hab das T-Shirt gesehen, das deine Freundin anhatte. Was hat das alles zu bedeuten? Gibt’s hier so viele wilde Hasen? Ich hab mal gelesen, dass in Australien Kaninchen eingeschleppt wurden und praktisch das ganze Land zerstört haben.«
»Sehr witzig«, sagte Lucy.
»Nein, wirklich. Das gesamte Ökosystem wurde zerstört. Die Kaninchen haben die ganze Ernte aufgefressen.«
Lucy schüttelte den Kopf. »Nein, nicht die Hasen, die …« Plötzlich verstummte sie.
Olivia warf ihr einen Blick zu. Lucy hatte einen eigenartigen Ausdruck in den Augen.
»Was ist los?«, fragte Olivia.
»Hä?«, fragte ihre Schwester geistesabwesend. »Nichts. Ich hab nur … ich hab … daran gedacht, wie seltsam es ist…« Sie sprach extrem langsam. Dann schien sie wieder zu sich zu kommen. »… dass wir Schwestern sind.«
»Allerdings!«, stimmte Olivia ihr zu. »Warum sind wir wohl nicht gemeinsam adoptiert worden? Normalerweise würde man doch versuchen, Zwillinge gemeinsam zu vermitteln?«
Lucy spielte an dem Ring, der ihr um den Hals hing. »Keine Ahnung«, sagte sie nachdenklich. »Hast du noch Geschwister in deiner Adoptivfamilie?«
»Nein. Du?«, fragte Olivia.
»Nein. Vielleicht konnten unsere beiden Eltern jeweils nur ein Kind adoptieren. Oder vielleicht wollten unsere leiblichen Eltern, dass wir getrennt aufwachsen.« Lucy zuckte mit den Schultern. »Wir wissen ja gar nichts über sie.«
Olivia nickte und folgte Lucy, die auf die Neonreklame des Meat & Greet Restaurants zuging. »Alles, was ich weiß, ist, dass ich schreien könnte, wenn ich daran denke, dass wir die letzten zwölf Jahre hätten zusammen
verbringen können«, sagte Olivia. »In der zweiten Klasse hätte ich eine Zwillingsschwester gut gebrauchen können.«
»Ja«, sagte Lucy, als sie den Parkplatz überquerten. »Die zweite Klasse war auch für mich hart.«
Das Restaurant war voller
Weitere Kostenlose Bücher