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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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überhaupt nichts getan. Nichts! Nur eine Handvoll Karotten geschabt...
    Ich lächelte Daniel zu. Einen Augenblick lang hatte ich vergessen, was in der Diele vorgefallen war oder beinahe vorgefallen wäre. Er grinste zurück, dann fiel mir ein, was in der Diele vorgefallen oder beinahe vorgefallen wäre, wurde rot und sah weg.
    Ich fand ein wenig Gin und trank ihn aus. Ich schien noch immer nicht genug getrunken zu haben. Ich war sicher, daß ich im Wohnzimmerschrank eine Flasche Rum stehen hatte, konnte ihn aber trotz allem Suchen nicht finden.
    »Wahrscheinlich hat ihn Gus geklaut«, sagte Karen.
    »Wird schon so sein«, sagte ich grimmig.
    Schließlich gestand ich meine Niederlage ein und legte mich schlafen, allein und so gut wie bewußtlos.

41
    G egen sieben war ich mit einem Schlag wach. Es war doch Samstag? Sofort wußte ich, daß etwas nicht stimmte. Was war das noch? Dann fiel es mir wieder ein. Ach ja!
    O nein! Mir wäre lieber gewesen, ich hätte mich nicht erinnert. Ich hatte einen fürchterlichen Kater und konnte zum Glück wieder einschlafen.
    Ich wurde um zehn Uhr wieder wach, und der Gedanke, daß ich Gus verloren hatte, traf mich wie ein Schlag mit einer Bratpfanne. Ich verließ das Bett und schleppte mich durch den Flur. In der Küche waren Charlotte und Karen dabei, aufzuräumen. Es war so viel zu essen übriggeblieben, daß ich hätte heulen können. Ich ließ es aber bleiben, weil die beiden sonst womöglich gedacht hätten, ich heulte wegen Gus.
    »Morgen«, sagte ich.
    »Morgen«, gaben sie zur Antwort.
    Mit angehaltenem Atem wartete ich, ob eine von ihnen sagte: »Übrigens, Gus hat angerufen.« Aber niemand sagte was.
    Mir war klar, daß es sinnlos war, zu fragen, ob er angerufen hatte. Beide wußten, wie wichtig mir die Angelegenheit war, und sie hätten mir einen Anruf von ihm sofort ganz aufgeregt mitgeteilt. Bestimmt wären sie mit der Nachricht sogar zu mir ins Zimmer gekommen und hätten mich geweckt.
    Trotz allem fragte ich zögernd: »Hat inzwischen jemand für mich angerufen?«
    Ich konnte mich einfach nicht beherrschen. Wenn schon, denn schon. Ich war so tief verletzt – da spielte das nun auch keine Rolle mehr.
    »Äh, nein«, murmelte Karen und wich meinem Blick aus.
    »Nein«, bekräftigte Charlotte. »Niemand.«
    Mir war von vornherein klar gewesen, daß es so war – warum war ich trotzdem so enttäuscht?
    »Wie geht’s deinem Knöchel?« fragte ich Charlotte.
    »Gut«, sagte sie und sah verlegen drein.
    »Ich hol schnell ’ne Zeitung«, sagte ich. »Dann helf ich euch aufräumen. Braucht jemand was?«
    »Nein, danke.«
    Eigentlich wollte ich gar keine Zeitung haben. Aber bekanntlich kocht der Inhalt eines Topfes erst, wenn man einen Augenblick lang nicht hinsieht, und solange ich in der Nähe des Telefons herumhinge, würde Gus nicht anrufen. Aus langer Erfahrung wußte ich, daß die Aussichten auf einen Anruf weit besser standen, wenn ich nicht zu Hause war.
    Als ich zurückkam, erwartete ich, daß Karen oder Charlotte durch den Flur gerannt kam und hervorstieß: »Denk nur – Gus hat angerufen« oder »Denk nur – Gus ist hier. Sie haben ihn letzte Nacht entführt und erst vor ein paar Augenblicken freigelassen.«
    Aber niemand kam mit irgendwelchen Neuigkeiten durch den Flur gelaufen. Wie eine Bittstellerin mußte ich in die Küche gehen, wo man mir ein Geschirrtuch in die Hand drückte.
    »Hat jemand für mich angerufen?« hörte ich mich schließlich mit hohler Stimme fragen.
    Wieder schüttelten Karen und Charlotte den Kopf. Ich preßte die Lippen aufeinander. Ich würde nicht wieder fragen, nahm ich mir vor. Damit zerfetzte ich mich nur selbst vor Enttäuschung und machte den beiden anderen das Leben schwer.
    Ich befolgte den Rat Tausender von Frauenzeitschriften und tat etwas. Angeblich hilft das glänzend dabei, nicht an weggelaufene Männer zu denken, und glücklicherweise war nach den Ausschweifungen der vergangenen Nacht ein beunruhigend hoher Berg an Abwasch zu bewältigen – allerdings hatte ich nicht angenommen, daß ich ihn würde abtragen müssen. Ich hatte geglaubt, man werde mir das aus Mitgefühl ersparen, alle wären nett zu mir, weil Gus mich versetzt hatte, und Karen würde mich von allen Aufgaben entbinden.
    Aber nein. Auf solche Gefühlsduseleien verschwendete Karen keine Zeit.
    »Tu was, dann brauchst du nicht an ihn zu denken«, sagte sie munter, während sie mir einen Stapel schmutziger Teller auflud.
    Das machte mich noch trauriger. Ich

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