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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Gott, Lucy, so was Schlimmes hätte ich von dir nicht erwartet.«
    »Wovon redest du?«
    »Meredia und Jed natürlich.«
    »Gus«, sagte ich ganz ernsthaft, »du bist total bescheuert.«
    »Schon möglich«, stimmte er zu.
    »Was meinst du mit ›Meredia und Jed‹?«
    »Daß sie ihn sehr mag.«
    »Das geht uns allen so«, versicherte ich ihm.
    »Nein, Lucy«, sagte er. »Ich meine, sie findet Jed auf andere Weise gut, sie möchte ihn gern im Bett haben.«
    »Ach nein«, spottete ich.
    »Doch.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Sieht man das nicht?«
    »Ich nicht.«
    »Ich schon«, sagte Gus. »Und dabei bist du die Frau, und ihr habt angeblich das ganze Einfühlungsvermögen.«
    »Aber, aber... Sie ist zu alt für ihn.«
    »Du bist auch älter als ich.«
    »Ein paar Jahre.«
    »Liebe kennt kein Alter«, sagte er weise. »Stand zu Weihnachten auf ’nem Zettel in meinem Knallbonbon.«
    Sieh mal einer an. Wie spannend. Wie leidenschaftlich! Wie beunruhigend! Liebe inmitten der Drohbriefe.
    »Und mag er sie ?« fragte ich begierig, mit einem Mal ganz Ohr.
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Dann find es heraus. Ihr redet doch so viel miteinander.«
    »Ja, aber wir sind Männer. Über so was reden wir nicht.«
    »Versprich mir, daß du es versuchst, Gus«, bat ich ihn.
    »Versprochen«, sagte er. »Damit ist das Problem aber nicht gelöst, daß Dennis keine Freundin hat.«
    »Was ist mit Megan?«
    Gus verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Die hat Rosinen im Kopf. Sie hält sich für was Besseres und meint, daß sie für Dennis zu gut aussieht. Dabei ist das ein sehr netter Kerl.«
    »Gus! Megan ist überhaupt nicht so.«
    »Und wie!« knurrte er.
    »Ist sie nicht«, beharrte ich.
    »Ist sie doch«, beharrte wiederum er.
    »Wie du willst«, sagte ich.
    »Das wär mal was Neues«, sagte er trübselig.
     
    Als ich anschließend mit Dennis sprach, sagte er mir als erstes, daß er Gus hinreißend finde und daß er seiner Ansicht nach mit Sicherheit schwul sei, was mich nicht weiter überraschte. Dann aber stieg er vom Olymp der Lobeshymnen herab und fragte mich nach Gus’ finanzieller Situation.
    »Ach, das ist kein Problem«, sagte ich wegwerfend.
    »Hat er denn Geld?«
    »Nicht viel.«
    »Aber ihr beide geht doch ständig aus?«
    »Ja und?«
    »Warst du bei einem seiner Konzerte?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er meistens im Winter arbeitet.«
    »Paß auf, Lucy«, riet mir Dennis. »Das ist ein Herzensbrecher.«
    »Vielen Dank für den Rat, Dennis, aber ich kann durchaus selbst auf mich aufpassen.«
    »Schön wär’s.«
    Während des Sommers sah ich Charlotte und Simon ziemlich häufig. Wenn nach Feierabend die üblichen Verdächtigen für eine gemütliche Kneipenrunde zusammengetrieben wurden, fand man die beiden fast immer mitten im Gedränge.
    Dann flogen sie für eine Woche nach Portugal. Sie forderten Gus und mich auf, mit ihnen zu reisen. Besser gesagt, Charlotte erklärte, ich könne mitkommen und Gus mitbringen, wenn ich Lust hätte. Ich müßte mir auch keine Sorgen darüber machen, daß er sich mit Simon nicht vertragen würde.
    Aber Gus und ich hatten nicht genug Geld – was mich allerdings nicht weiter störte, denn mein Leben kam mir zu jener Zeit wie ununterbrochener Urlaub vor.
    Gus, Jed, Megan, Meredia, Dennis und ich begleiteten die beiden zum Flughafen, weil wir alle so aneinander hingen, daß wir die Trennung kaum ertrugen.
    Im Verlauf der Woche, in der Charlotte und Simon fort waren, kreisten unsere Gespräche häufig um Fragen wie »Was glaubst du, was die beiden gerade tun?« und »Meinst du, die denken an uns?«.
    Selbst bei Gus hatte Simon eine Lücke hinterlassen. »Ich hab niemand, über den ich mich lustig machen kann«, klagte er.
    Am Abend ihrer Rückkehr waren alle so begeistert, daß es eine wilde Feier gab, bei der wir den zollfreien Vinho verde tranken, den sie mitgebracht hatten. Der Abend galt von dem Augenblick an als großer Erfolg, als sich Charlotte übergeben mußte und ins Bett gebracht wurde.
    Die einzigen, die in jenem Sommer nicht mit uns feierten, waren Karen und Daniel. Ich sah sie kaum.
    Karen verbrachte die meiste Zeit in Daniels Wohnung. Nur gelegentlich kam sie bei uns vorbei, um sich Kleidung zum Wechseln zu holen. Sie lief dann rasch ins Haus, während Daniel im Auto wartete.
    Er und ich trafen uns nie wieder allein. Wir riefen einander nicht einmal an. Das bedauerte ich zutiefst, denn ich bin nun mal ein sentimentaler Trottel. Aber ich wußte nicht, was

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