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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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verstand daher nicht, warum sie zwei ganze Sitzungen auf meinen Vater und die Frage verwendet hatte, wieviel er trank oder nicht trank.
    Es kam mir ganz so vor, als machte einem die Psychoanalyse erst richtig Probleme, etwa so, wie man von Abmagerungskuren dick wird. Daher hoffte ich aufrichtig, daß Mrs. Nolan nicht gemeint hatte, ich sollte zu einer neuen Alison gehen, denn dazu hatte ich nicht die geringste Lust.

7
    W ir hätten Mrs. Nolan vergessen und die ganze Sache in irgendeine dunkle und staubige Ecke auf dem Dachboden unserer Erinnerung verbannt, wenn nicht verschiedenes passiert wäre.
    Als erstes traf die Voraussage über Meredia ein. Jedenfalls in gewisser Weise...
    Am Tag, nachdem wir uns hatten wahrsagen lassen, kam sie zur Arbeit und schwenkte triumphierend etwas über ihrem Kopf. Dabei fiel mir auf, daß ihre Haare so scheckig aussahen, als wären sie gebatikt. »Seht mal«, forderte sie uns auf. »Seht gut hin.«
    Hetty, Megan und ich sprangen von unserem Schreibtisch auf und gingen zu Meredia hinüber, um zu begutachten, was es da gab. Es war ein Scheck.
    »Sie hat gesagt, daß ich zu Geld komme, und es stimmt«, rief sie und tanzte aufgeregt im Büro herum. Als genügte es nicht, daß sie dabei ein knappes Dutzend Ordner von ihrem Tisch riß, ließ sie auch das ganze Gebäude erbeben.
    »Zeig schon, zeig schon«, bettelte ich und versuchte ihr das Papier zu entreißen. Doch trotz ihrer Fülle erwies sie sich als erstaunlich flink.
    »Wißt ihr, wie lange ich auf das Geld gewartet habe?« fragte sie und sah eine nach der anderen an. »Könnt ihr euch das denken?«
    Stumm nickten wir drei. Meredia verstand es, ihr Publikum in Bann zu schlagen.
    »Monate!« schrie sie heraus und warf den Kopf in den Nacken. »Buchstäblich Monate!«
    »Ist ja toll«, sagte ich. »Was soll man dazu sagen?«
    »Woher kommt der Scheck?« fragte Hetty.
    »Wieviel ist es?« Megan stellte die einzig wichtige Frage.
    »Es ist eine Rückzahlung von meinem Buchclub«, jubelte Meredia. »Und ihr könnt euch einfach nicht vorstellen, wie oft ich denen schreiben mußte, um das Geld zu kriegen. Ich war schon drauf und dran, hinzufahren, um mich zu beschweren.« Megan, Hetty und ich sahen einander verwirrt an.
    »Dein... Buchclub?« fragte ich gedehnt. »Eine Rückzahlung von deinem Buchclub?«
    »Ja«, sagte Meredia und seufzte theatralisch. »Es war ein ganz unglaubliches Hin und Her, bis es soweit war. Ich hatte denen gesagt, daß ich das Buch des Monats nicht wollte, aber sie haben es trotzdem geschickt, und...«
    »Wieviel hast du gekriegt?« unterbrach Megan mitleidlos.
    »Siebenfünfzig«, sagte Meredia.
    »Siebenhundertfünfzig oder sieben Pfund fünfzig?« fragte ich, auf das Schlimmste gefaßt.
    »Sieben Pfund fünfzig«, sagte Meredia. Es klang verärgert. »Was meinst du mit siebenhundertfünfzig? Da müßte das Buch des Monats schon aus purem Gold sein, wenn ich so viel dafür ausgeben sollte. Wirklich, Lucy, manchmal muß ich mich über dich wundern!«
    »Aha!« sagte Megan mit kühler Sachlichkeit. »Du hast einen Scheck über sieben Pfund fünfzig bekommen – ein Viertel dessen, was du Mrs. Nolan für ihre Wahrsagerei bezahlt hast –, und behauptest, ihre Vorhersage, daß du zu Geld kommst, hat sich erfüllt? Hab ich das richtig verstanden?«
    »Ja«, sagte Meredia ungnädig. »Sie hat ja nicht gesagt, wieviel es ist, sondern nur, daß ich zu Geld komme. Und damit hat sie recht gehabt«, fügte sie streitlustig hinzu.
    »Was habt ihr denn?« rief sie, während wir alle mit enttäuschten Gesichtern zu unserem Schreibtisch zurückkehrten. »Ihr erwartet zu viel. Das ist euer Fehler.«
    »Einen Augenblick lang hatte ich gedacht, die Voraussagen würden sich erfüllen. Aber es sieht nicht so aus, als würde ich meiner großen Liebe begegnen«, sagte Hetty betrübt.
    »Und bei mir geht nichts auseinander«, sagte Megan. »Höchstens ich selbst, wenn ich so weiter esse.«
    »Und ich werde nicht heiraten«, sagte ich.
    »Keine Chance«, stimmte Megan zu.
    »Nicht die geringste«, sagte Hetty tief aufseufzend.
    Unsere Unterhaltung wurde durch das Eintreten unseres Chefs Ivor Simmonds unterbrochen, den wir manchmal auch Giftzwerg oder Ivor den Schrecklichen nannten.
    »Meine Damen«, sagte er, uns zunickend, wobei sein Gesichtsausdruck zeigte, daß er uns für alles andere als Damen hielt.
    »Guten Morgen, Mr. Simmonds«, sagte Hetty mit höflichem Lächeln.
    »Rhabarber, Rhabarber«, sagten wir anderen. Wir konnten

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