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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ihn nämlich nicht ausstehen.
    Dafür gab es keinen besonderen Grund. Weder hing das mit seiner völligen Humorlosigkeit zusammen – Megan vermutete, daß man ihm bei der Geburt jegliches Charisma operativ entfernt hatte –, noch damit, daß er klein war, hinter seiner Stirnglatze ein paar vereinzelte rote Haarsträhnen lagen, und auch nichts mit seinem abscheulichen rötlichen Bart, seinen getönten Gläsern, den aufgeworfenen roten Lippen, die stets feucht zu sein schienen, noch mit seinem runden, tiefhängenden Weiberhintern, der das Schlimmste von allem war, und auch nichts mit seinem abstoßenden billigen, spekkigen Anzug, der diesen Hintern – gerade so eben – umspannte. Das hatte gar nichts damit zu tun, daß sich der Umriß seiner Unterhose durch den glänzenden Hosenstoff abzeichnete.
    Natürlich trugen all diese Faktoren zu unserer Abneigung bei, doch am meisten haßten wir ihn einfach deshalb, weil er unser Chef war. Weil es sich so gehörte.
    Manchmal war es ganz nützlich, daß er so abstoßend wirkte. Als sich Megan einmal nach einer bei Fosters Bier und Pfirsichbowle durchzechten Nacht so richtig übel fühlte, war es eine große Hilfe.
    »Könnte ich doch bloß kotzen«, klagte sie, »dann ginge es mir gleich besser.«
    »Stell dir einfach vor, du gehst mit Ivor ins Bett«, sagte ich hilfsbereit.
    »Ja«, stimmte Meredia begeistert ein. »Stell dir vor, du müßtest ihn knutschen. Denk an seinen Mund und seinen Bart. Würg!«
    »Gott im Himmel«, murmelte Megan. »Ich glaub, es funktioniert.«
    »Bestimmt schmatzt er beim Essen richtig laut«, sagte Meredia und verzog das Gesicht vor begeistertem Entsetzen.
    »Und überleg nur, wie er in der Unterhose aussieht«, meinte ich. »Ich möchte wetten, daß er nichts Normales trägt, keine hübschen Boxershorts oder so was.«
    »Bestimmt nicht«, sagte Hetty, die sich an solchen Unterhaltungen üblicherweise nicht beteiligte. Überrascht drehten wir uns alle drei um.
    »Woher willst du das wissen?« fragten wir einstimmig.
    »Weil... äh... man kann... nun ja... den Umriß durch die Hose erkennen.« Sie errötete züchtig.
    »Ach so«, gaben wir uns zufrieden.
    »Bestimmt trägt er Liebestöter«, sagte ich hämisch. »Riesige rosa Altweiber-Schlüpfer, die ihm bis zu den Achseln reichen und die ihm seine Frau besorgen muß.«
    »Und stell dir nur vor, wie sein Pimmel aussieht«, regte Meredia an.
    »Ja«, sagte ich und merkte, wie sich mein Magen zu heben begann. »Der ist unter Garantie winzig und so dünn wie ein Bleistift. Ich möchte wetten, daß er rötliche Schamhaare hat und... Das genügte. Megan stürmte hinaus und kehrte etwa zwei Minuten später strahlend zurück.
    »Das wär’s«, grinste sie. »Volles Rohr! Hat jemand Zahnpasta?«
    »Wirklich, Megan«, sagte Hetty kalt, »manchmal übertreibst du es wirklich.«
    Megan, Meredia und ich sahen einander mit fragend gehobenen Brauen an. Was mochte die sonst so umgängliche und höfliche Hetty aufgebracht haben?
    Ein glücklicher Zufall wollte es, daß Mr. Simmonds uns ebenso zu hassen schien wie wir ihn.
    Er warf uns einen wütenden Blick zu, ging in sein Büro und schlug die Tür hinter sich zu.
    Träge machten Meredia, Megan und ich uns daran, unsere Computer einzuschalten. Hetty nicht – ihrer lief schon. Sie erledigte in unserem Büro den größten Teil der Arbeit.
    Als Megan zu uns gestoßen war und angefangen hatte zu schuften, daß die Fetzen flogen, hatten wir alle um unseren Arbeitsplatz gefürchtet. Nicht nur hatte sie pünktlich angefangen, sondern sogar schon, wenn sie zu früh kam, statt wie wir anderen eine Zeitung zu entfalten, auf die Uhr zu sehen und zu sagen »Noch drei Minuten. Diese Scheißkerle kriegen keine Sekunde mehr, als ihnen zusteht.«
    Meredia und ich hatten sie dann beiseite genommen und ihr erklärt, daß sie nicht nur unsere Arbeitsplätze gefährdete, sondern sich womöglich auch um den eigenen brachte, wenn sie so verbissen schuftete. (»Und wie würdest du dann nach Griechenland kommen?«) Von dem Tag an hatte sie ihr Tempo gedrosselt und sogar von Zeit zu Zeit ein paar Fehler in ihrer Arbeit untergebracht. Seither kamen wir deutlich besser miteinander klar.
    Die allgemeine Parole im Büro hieß »Hetty soll das machen.« Allerdings wußte sie selbst nichts davon.
    Ich hatte nie verstanden, warum sie überhaupt arbeitete. Auf das Geld war sie bestimmt nicht angewiesen. Meredia und ich kamen zu dem Ergebnis, daß alle Ehrenämter in sämtlichen

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