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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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schon. Leg dich lieber hin. Meredia, schwing deinen dicken Hintern und hilf ihr dabei!«
    »Der Krankenwagen ist nicht für mich, Dummkopf«, sagte Megan ärgerlich und schüttelte Meredia ab. »Er ist für den Kerl, der von seinem Rad gefallen und auf mir gelandet ist.«
    »Großer Gott!« rief ich aus. »Ist er schwer verletzt?«
    »Nein«, sagte Megan knapp, »aber warte nur, bis ich mit ihm fertig bin. Dann braucht er einen Sarg und keinen Krankenwagen.«
    Bevor ich dazu kam, hatte sie den Hörer abgenommen und die Notrufnummer gewählt. Mit einem Mund voll Blut forderte sie einen Krankenwagen an.
    »Wo ist er?« fragte Meredia.
    »Er liegt vor dem Haus auf der Straße und hält den ganzen Verkehr auf«, sagte Megan. Sie war furchtbar schlecht gelaunt.
    »Kümmert sich jemand um ihn?« fragte Meredia, in deren Augen ein besitzergreifendes Flackern trat.
    »Haufenweise Leute«, knurrte Megan. »Ihr Briten habt für Unfälle was übrig, was?«
    »Na, auf jeden Fall sollte ich besser nach ihm sehen«, sagte Meredia und wälzte sich zur Tür. »Falls er einen Schock hat, deck ich ihn mit meinem Umschlagtuch zu.«
    »Nicht nötig«, sagte Megan, deren Blutung nicht aufhörte. »Jemand hat schon einen Mantel über ihn gelegt.«
    Aber Meredia war bereits gegangen. Sie witterte eine günstige Gelegenheit. Trotz ihres (wenn auch mit übermäßigen Fettablagerungen gepolsterten) hübschen Gesichts hatte sie bei Männern nur wenig Erfolg. Nur solche sprangen auf sie an, die auf mehr als mollige Frauen abfuhren. Dazu pflegte Meredia voller Würde zu sagen, »Welche Frau will was mit ’nem Kerl zu tun haben, der sie nur wegen ihres Körpers will?«.
    Doch umgekehrt standen die Dinge meiner Ansicht nach nahezu ebenso schlimm. Sie begegnete Männern gern in Situationen, in denen sie entweder seelisch oder körperlich verwundbar waren. Dann kümmerte sie sich um sie, machte sich unentbehrlich und ließ ihnen jede Unterstützung angedeihen, die ein schwacher Mensch brauchen kann.
    Das einzige Haar in der Suppe war, daß diese Männer aus Meredias Gesichtskreis verschwanden, kaum daß es ihnen wieder so gut ging, daß sie sich frei bewegen konnten. So gut ihre frisch geheilten Gliedmaßen es zuließen, entzogen sie sich so rasch wie möglich ihrer liebenden Umarmung.
    »Ich schaff hier am besten mal ’n bißchen Ordnung«, sagte Megan und wischte sich den Mund am Ärmel ab.
    »Sei nicht albern«, sagte ich. »Du mußt dich nähen lassen.«
    »Ach was«, sagte Megan verächtlich. »Das ist überhaupt nichts. Hast du schon mal gesehen, was ein Mähdrescher mit dem Arm eines Mannes anstellen kann...«
    »Ach hör doch auf und sei nicht so... australisch! Du mußt ins Krankenhaus und das nähen lassen. Ich komm mit.«
    Wenn sie annahm, ich würde mir einen freien Nachmittag entgehen lassen, irrte sie sich gewaltig.
    »Das kommt auf keinen Fall in Frage«, gab sie in scharfem Ton zurück. »Was glaubst du eigentlich, wer ich bin? Eine hilflose Halbwüchsige?«
    In dem Augenblick öffnete sich die Tür, und Hetty kam von der Mittagspause zurück. Sie war entsetzt vom apokalyptischen Anblick, den Megans Gesicht bot.
    Zwei Sekunden später kam Mr. Simmonds herein, der ebenfalls seine Mittagspause beendet hatte. Es schien ihm außerordentlich wichtig zu betonen, daß er und Hetty nicht zusammen in der Mittagspause waren. Er machte klar, daß sie einander erst am Haupteingang begegnet waren – als ob das einen Menschen interessiert hätte.
    Auch er sah entsetzt drein. Der Anblick von Megans Blut bestürzte ihn sichtlich, vermutlich aber störte es ihn mehr, wo dies Blut überall verteilt war – auf den Schreibtischen, den Aktenordnern, den Telefonen, der Korrespondenz und den Dokumenten seines kostbaren kleinen Reiches.
    Er sagte, selbstverständlich müsse Megan ins Krankenhaus und selbstverständlich solle ich sie begleiten. Als Meredia zurückkehrte, um uns vom Eintreffen des Krankenwagens zu unterrichten, erklärte er ihr, auch sie solle uns begleiten. Hetty allerdings müsse dableiben, weil er jemanden brauche, um die Stellung zu halten.
    Während ich bereitwillig meinen Computer abschaltete und meinen Mantel holte, kam mir mit einem Mal der Gedanke, daß Hetty dem Giftzwerg sicher alles mögliche andere halten sollte als die Stellung.

9
    I m Krankenwagen war nicht genug Platz für Meredia. Das tat mir richtig leid für sie, aber neben all der Ausrüstung, den beiden Sanitätern, dem verletzten Radfahrer, Megan und mir ließ

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