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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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die einzige halten wollte, die daneben war.
    »Ja«, sagte er tief betrübt. »Würde dir das nicht so gehen, wenn du nicht wüßtest, wann du die nächste Nummer schieben kannst?«
    »Du alter Dreckskerl«, sagte ich aufgebracht. »Ich hätte es mir denken müssen, daß du nur so tust, als ob es dir naheginge. Du bist mit keiner Faser zu einer aufrichtigen Empfindung fähig!«
    »Es war ein Witz, Lucy, ein Witz«, sagte er sanft. »Das ist meine Art, mit unangenehmen Dingen fertig zu werden.«
    »Ich weiß nie, wann du Späße machst und wann es dir ernst ist«, seufzte ich.
    »Ich auch nicht«, pflichtete er mir bei. »Und jetzt laß mich dir von dem herrlichen Restaurant erzählen, wohin ich dich ausführe.«
    »Du wirst mich nicht ausführen.« Mir war unbehaglich. »Wenn du das so sagst, klingt es, als hätten wir ’ne Verabredung  – und das ist nicht der Fall. Du meinst ›das Restaurant, zu dessen Besuch du mich schanghait hast‹.«
    »’tschuldigung. Ich meine das Restaurant, zu dessen Besuch ich dich schanghait hab.«
    »Gut«, sagte ich. »Das hört sich besser an.«
    »Es heißt Der Kreml«, sagte er.
    »Der Kreml?« fragte ich beunruhigt. »Ist das etwa ein russisches Lokal?«
    »Das hört man doch«, sagte er. Seine Stimme klang besorgt. »Ist damit was nicht in Ordnung?«
    »Da fragst du noch!« sagte ich. »Vermutlich müssen wir da ja wohl stundenlang um unser Essen anstehen? Und das bei Temperaturen unter Null? Außerdem gibt es dann nur rohe Steckrüben, obwohl allerlei köstliche Sachen auf der Speisekarte stehen?«
    »Aber nein, nicht die Spur«, beschwichtigte er mich. »Das Restaurant stammt aus der Zeit vor dem Bolschewismus, und alle sagen, es ist großartig. Luxus in Reinkultur, mit Kaviar und parfümiertem Wodka. Es wird dir bestimmt gefallen.«
    »Mir wird wohl nichts anderes übrigbleiben«, sagte ich grimmig. »Ich verstehe auch nach wie vor nicht, warum du unbedingt mit mir gehen willst. Wie wäre es mit Karen oder Charlotte? Die sind beide scharf auf dich, und du hättest mit der einen wie der anderen viel mehr Spaß – oder mit beiden, wenn ich es recht überlege. Würde dir ein Flirt beim Borschtsch nicht gefallen? Oder ein flotter Dreier bei den Blinis?«
    »Nein, danke«, sagte er entschlossen. »Ich hab für eine Weile genug von den Frauen und leck mir jetzt erst mal die Wunden.«
    »Du?« höhnte ich. »Ich fasse es nicht. Für dich ist doch die Schürzenjagd eine ebenso natürliche Tätigkeit wie das Atmen.«
    »Du hast eine so schlechte Meinung von mir«, sagte er. Es klang belustigt. »Ich würde ganz ehrlich lieber mit einer Frau zusammen sein, die nichts von mir wissen will.«
    »Für sonst tauge ich ja nicht viel, aber in der Hinsicht kann ich dir dienen«, sagte ich in beinahe fröhlichem Ton. Es schien mir ein wenig besser zu gehen.
    »Toll!« sagte er. Nach einer kurzen Pause fügte er unbeholfen hinzu: »Darf ich dich was fragen, Lucy?«
    »Nur zu.«
    »Es ist nicht wirklich wichtig oder so. Es ist einfach Neugier. Warum willst du eigentlich nichts von mir wissen?«
    »Daniel«, sagte ich angewidert. »Du bist ein erbärmlicher Kerl.«
    »Ich möchte doch nur wissen, was ich falsch mache...« hielt er dagegen. Ich legte auf.
    Kaum hatte ich meine lauwarmen Pommes auf eine Herdplatte gestellt, als das Telefon wieder klingelte. Diesmal aber war ich klüger und schaltete den Anrufbeantworter ein. Wer auch immer es jetzt war, ich würde nicht abnehmen.
    »Äh, ah, hallo. Hier ist Mrs. Connie Sullivan. Ich möchte gern mit meiner Tochter Lucy Sullivan sprechen.« Meine Mutter.
    Was die Alte wohl glaubt, wie viele Lucy Sullivans hier leben, dachte ich aufgebracht. Gleichzeitig jubelte ich innerlich, weil ich ihr so knapp entronnen war. Ich war richtig erleichtert, nicht abgenommen zu haben. Was sie wohl wollte? Egal, jedenfalls schien es ihr nicht besonders zu behagen, das dem Anrufbeantworter mitzuteilen.
    »Lucy, Kind, hm, äh, ah, hier ist Mum.«
    Es klang ziemlich kleinlaut. Immer, wenn sie sich »Mum« nannte, bedeutete das ein Friedensangebot. Vermutlich rief sie an, um sich brummig für ihr gemeines Verhalten mir gegenüber zu entschuldigen. So lief das bei ihr üblicherweise ab.
    »Lucy, Kind, ich möchte dir, äh, sagen, daß ich heute am Telefon vielleicht ein bißchen schroff war. Falls du das so auffaßt, vergiß nicht, daß ich nur dein Bestes will.« Mit verächtlicher Miene hörte ich weiter zu.
    »Aber ich mußte dich anrufen. Ich war es meinem Gewissen

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