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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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schuldig«, fuhr sie fort. »Es hat mich ziemlich mitgenommen, verstehst du, als ich annahm, jemand könnte dich... äh... ins Unglück gebracht haben...« Das mit dem Unglück flüsterte sie, sicherlich für den Fall, daß ein Dritter ihren Anruf zufällig abhörte und ihre Ausdrucksweise zu unanständig fand.
    »Aber ich werde dich ja am Donnerstag sehen. Vergiß nicht, daß am Tag davor Aschermittwoch ist, ein wichtiger kirchlicher Feiertag, an dem die Fastenzeit beginnt...«
    Obwohl niemand da war, der es sehen konnte, hob ich die Augen gen Himmel und ging wieder in die Küche, um noch Salz zu holen. Ich hätte es um keinen Preis zugegeben, aber jetzt, nachdem meine Mutter angerufen und gewissermaßen um Entschuldigung gebeten hatte, ging es mir ein wenig besser...
     
    Ich aß die Pommes und die Schokolade, sah mir das Video an und ging früh zu Bett. Die Flasche Wein trank ich nicht. Das hätte ich vielleicht tun sollen, denn ich schlief schlecht.
    Die ganze Nacht schienen Leute in unserer Wohnung zu kommen und zu gehen. Es klingelte, Türen wurden geöffnet und geschlossen, es roch nach frischem Toast. Im Wohnzimmer sagte jemand: »Wie soll man so ein Problem wie das mit Maria lösen?«, aus der Küche kam unterdrücktes Gekicher, aus irgendeinem Zimmer hörte man allerlei Geräusche und mit lautem Gepolter umfallende Möbel, erneut wurde gekichert, diesmal nicht so unterdrückt, es klapperte in der Besteckschublade, vermutlich suchte jemand einen Korkenzieher, Männerstimmen lachten.
    Das war einer der Nachteile, wenn man freitagabends in einer Wohnung früh zu Bett ging, deren andere Bewohnerinnen ausgingen und sich vollaufen ließen. Häufig beteiligte ich mich selbst am Gekicher, Gepolter und den anderen Geräuschen, und deshalb machte es mir bei solchen Gelegenheiten nichts aus, wenn andere es taten.
    Aber damit klarzukommen, wenn man nüchtern war, es einem schlecht ging und man vergessen wollte, war weit schwerer. Ich hätte natürlich aufstehen und im Schlafanzug mit zerzaustem Haar und einem Gesicht, auf dem nicht die Spur von Make-up zu sehen war, auf den Flur gehen und Karen, Charlotte und ihre Gäste um ein wenig Ruhe bitten können. Allerdings hätte das nichts gefruchtet. Entweder hätten sie sich, betrunken, wie sie waren, hemmungslos über mich, meinen Schlafanzug und meine Haare lustig gemacht oder mich dazu gebracht, eine halbe Flasche Wodka in mich hineinzuschütten, weil Mitmachen das kleinere Übel gewesen wäre.
    Manchmal hätte ich gern für mich allein gelebt. Daran dachte ich in letzter Zeit öfter.
    Endlich schlief ich ein, wachte aber kurz darauf wieder auf – jedenfalls kam es mir so vor.
    Ich wußte nicht, wie spät es war, aber noch immer herrschte pechschwarze Nacht. Das Haus lag still, und in meinem Zimmer war es kalt – vermutlich war die Heizung noch nicht angesprungen. Vor den klapprigen Fenstern aus dem vorigen Jahrhundert, an denen der Wind heftig rüttelte, hörte ich den Regen niederprasseln. Die Vorhänge bewegten sich leicht in einem Luftzug von irgendwoher. Ein Auto fuhr vorüber. Seine Reifen zischten auf dem nassen Asphalt.
    Plötzlich durchzuckte mich eine unangenehme Empfindung. War es Leere? Einsamkeit? Verlassensein? Sofern es keins dieser drei war, dann ein Mitglied von deren Großfamilie.
    Ich werde nie wieder ausgehen, dachte ich. Nicht, solange sich die Welt nicht geändert hat. Schlechtes Wetter und Leute, die mich auslachen, kann ich nicht brauchen.
    Nach einer Weile fiel mir auf, daß ich wach war, obwohl es erst halb sechs am Samstagmorgen war.
    So ging es mir immer: von Montag bis Freitag bekam ich morgens die Augen nicht auf, wenn der Wecker läutete, obwohl mir klar war, daß ich meine Arbeit verlieren würde, wenn ich noch einmal zu spät kam. Aufstehen war beinahe hoffnungslos, als hielten Klettverschlüsse die Bettlaken fest.
    Aber kaum war Samstag, ein Tag, an dem ich nicht aufzustehen brauchte, wurde ich ganz von selbst wach und brachte es einfach nicht fertig, mich umzudrehen, die Augen zu schließen, es mir unter der Bettdecke gemütlich zu machen und wieder einzuschlafen.
    Von diesem Muster wichen lediglich die wenigen Samstage ab, an denen ich arbeiten mußte. Dann fiel mir das Aufstehen ebenso schwer wie an den vorangegangenen fünf Tagen.
    Hätte meine Mutter das gewußt, wäre das für sie vermutlich ein Beweis dafür gewesen, wieviel Widerspruchsgeist – ihrer Meinung nach – in mir steckte.
    Ich weiß, was ich tu, dachte ich, ich

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