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Lucy

Lucy

Titel: Lucy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Gonzales
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ganz egal war, was als Nächstes geschah. Sie war wieder im Wald. |336| Leda und ihr Vater waren getötet worden, und sie setzte einen Fuß vor den anderen, ohne sich darum zu scheren, ob sie überlebte oder starb.
    Die andere Frau legte das Gewehr weg. Jetzt näherte sie sich und beugte sich über Lucy. Sie strich ihr das dicke Haar aus der Stirn. Es war eine liebevolle Geste, und Lucy dachte, sie streichelt mich. Vielleicht verstehen sie es endlich. Vielleicht sehen sie endlich ein, dass auch sie Bonobos sind und ich ein Mensch. Wir sind alle eins. Lucy spürte Liebe und Fürsorge in der Geste der Frau.
    Dann hob die Frau die andere Hand, und Lucy sah einen elektrischen Rasierer, der laut summte. Sie näherte ihn Lucys Kopf und begann, ihr Haar abzuscheren. Lucy konnte spüren, wie große Partien abfielen, und dann, wie kalte Luft auf ihre Kopfhaut traf. Sie rasiert mir den Kopf, dachte Lucy, ich werde eine Glatze haben. Aber sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Der Teil von ihr, der Angst hatte, war sehr klein geworden, so als sei er ein Baby in Lucys Leib. Ein winziges Baby, das noch nicht sprechen konnte. Ein Kind, das kleiner wurde, nicht größer.

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    Jenny wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie fuhr den Wagen in die Garage, und alles war an seinem Platz. Aber sie spürte, dass sich etwas verändert hatte.
    »Was denn?«, fragte Amanda.
    »Ich weiß es selbst nicht.«
    »Sollen wir wieder wegfahren? Wir könnten die Polizei alarmieren.«
    »Ja, tun wir das.« Doch Jenny bewegte sich nicht. Sie suchte die Garage nach einem Anzeichen ab und empfand das Dilemma, von dem Lucy gesprochen hatte: Die Logik wies das, was man auf der Gefühlsebene wusste, zurück. »Aber was soll ich ihnen sagen? Dass ich Signale aus dem Großen Strom empfangen habe? Sie werden mich für eine Irre halten.«
    »Was wollen wir also tun?«
    »Ich gehe ins Haus. Du wartest hier. Wenn ich in fünf Minuten nicht zurück bin, fährst du zur Polizei.«
    »Jenny, ich habe Angst.«
    »Angst ist in Ordnung. Jedenfalls solange du nicht zu viel Angst hast, um noch etwas zu unternehmen, falls ich nicht zurückkomme.«
    Jenny öffnete die Wagentür, blieb einen Moment in der Garage stehen, auf der Suche nach einer Waffe, und nahm schließlich einen Hammer von der Werkzeugleiste.
    Schon in dem Augenblick, als sie die Tür zum Haus aufmachte, roch sie es. Der Geruch eines Mannes hing in der Luft, und es war nicht Harrys Geruch.
    |338| Angespannt stieg sie die paar Stufen ins Haus hinauf.
    »Wir haben die Polizei gerufen!«, rief sie.
    Nichts. Es herrschte absolute Stille. Sie ging zwei Schritte weiter, so dass sie ins Wohnzimmer sehen konnte. Der Fernseher, die Stereoanlage und der DV D-Player fehlten, es hingen nur noch die Kabel da. Sie atmete erleichtert aus und sagte sich, was für ein Glück sie doch hatte, dass sie nur das Opfer eines normalen Einbruchs geworden war.
    Dann eilte sie in die Garage zurück. Amanda saß auf der Fahrerseite des Autos, startbereit. »Jemand ist ins Haus eingebrochen«, sagte Jenny. »Aber ich glaube, sie sind weg.«
    Eine halbe Stunde später säumten Polizeiwagen die Straße vor dem Haus. Jenny und Amanda liefen durchs Haus und notierten für den Detective alles, was fehlte. Sein Name war Danny Nelson, und er wirkte zu jung, um in der Kneipe auch nur ein Bier zu bestellen. Gewissenhaft schrieb er alles auf, was sie ihm nannten.
    »Hier in der Gegend treibt eine Jugendbande ihr Unwesen. Sie haben es auf Dinge abgesehen, die sie schnell verkaufen können. Wir kennen sie bereits.«
    Es fehlte noch Jennys Arbeitszimmer. Als sie es betraten, blieb Jenny plötzlich stehen. »Sie haben meinen Computer mitgenommen.«
    »Was war der ungefähr wert?«, fragte Detective Nelson.
    »Neu hat er 1600   Dollar gekostet.«
    »Oh nein!«, rief Amanda hinter ihnen.
    Erst jetzt sah auch Jenny den offenen Schrank. Sie lief durch das Zimmer und kniete sich davor.
    »Was ist denn?«, fragte Detective Nelson. »Fehlt noch etwas?«
    »Die Notizbücher von Lucys Vater«, sagte Jenny. »Sie wissen doch, wer Lucy ist, oder?«
    |339| »Ja, natürlich.«
    »Die wissenschaftlichen Aufzeichnungen ihres Vaters waren hier drin. Sie sind weg.«
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte Detective Nelson.
    »Ich glaube, dass irgendwer einen Einbruch vorgetäuscht hat, um sie zu stehlen. Das war keine Jugendbande.«
    »Und wo ist Lucy jetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich sollte wohl besser eine Vermisstenanzeige

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