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Lucy's Song

Lucy's Song

Titel: Lucy's Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjorn Ingvaldsen
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überlegte ich, was sie wohl machen wollte. Vielleicht plante sie, im Betrieb Geld zu sammeln? Mit einer Spardose herumzugehen, in die die Leute das Geld stecken konnten? Ich hoffte, dass sie so etwas in der Richtung tun würde.
    Kurz vor dem Essen klingelte das Telefon. Es war wieder Mamas Kollegin. Sie erzählte mir, dass sie in dem Betrieb eine Geldkasse hatten, eine Kasse, in die sie für die Weihnachtsfeier oder den Betriebsausflug im Sommer einzahlten. Der Betrieb bezahlte einen Teil und die, die dort arbeiteten, auch. Deshalb war ziemlich viel Geld in der Kasse. Und jetzt hatten sie beschlossen, dreißigtausend Kronen davon zu nehmen und sie mir zu geben. Damit ich die Parisreise für Mama organisieren konnte.
    Nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte, zitterten mir fast die Hände. Es sollte tatsächlich klappen, Mama würde ihre Reise bekommen.
    Onkel und Tante saßen am Esstisch. Ich holte tief Luft und erzählte ihnen alles. Sowohl von der Zeitung als auch von meinem Besuch in Mamas Betrieb. Und von dem Geld.
    »Meine Güte«, sagte die Tante.
    »Na, das sind aber Neuigkeiten«, sagte der Onkel.
    Dann schwiegen beide.
    »Aber es ist trotzdem nicht sicher, dass es klappt«, wandte die Tante ein. »Deine Mutter ist immer noch sehr krank. Ich weiß nicht, wie schlau es wäre, ihr jetzt so viel zuzumuten.«
    »Aber das ist doch, damit sie wieder gesund wird«, widersprach ich, »damit sie ihren Lebenswillen wiederfindet.«
    »Ich weiß, ich weiß. Ich sage das nur, damit dir klar ist, dass es schwierig werden kann.«
    »Wir müssen mit ihr drüber reden, wenn sie nach Hause kommt«, sagte der Onkel. »Trotz allem ist sie es schließlich, die entscheiden muss, was sie schafft und wozu sie Lust hat.«
    »Natürlich hat sie Lust dazu«, beharrte ich. »Das hat sie ja gesagt. Dass sie fahren will.«

O
nkel und Tante kamen mit, um Mama aus dem Krankenhaus abzuholen. Sie hatte ihre Sachen bereits in eine Tasche gepackt und saß auf dem Flur bereit, als wir kamen.
    »Ich musste raus«, sagte sie, »eine andere Patientin brauchte mein Zimmer.«
    Viele der Krankenschwestern kamen und umarmten sie, sagten Auf Wiedersehen und bis bald. Ich trug die Tasche ins Auto. Die Tante trug zwei Blumengestecke, der Onkel stützte Mama.
    Wir setzten uns auf die Rückbank, Mama und ich. Sie schien fast ein wenig Angst zu haben. Als fände sie es unheimlich, aus dem Krankenhaus wegzugehen.
    »Freust du dich, nach Hause zu kommen?«, fragte ich.
    Sie lächelte.
    »Natürlich.«
    »Wir haben auch Kuchen gebacken.«
    »Wie schön.«
    Ich konnte sehen, dass einige Nachbarn aus dem Fenster guckten, als wir ankamen, aber keiner kam heraus, um Mama zu begrüßen. Sie wollten sicher nicht stören. Mama ging direkt ins Wohnzimmer, um sich hinzusetzen.
    »Brauchst du etwas?«, fragte Tante.
    Mama schüttelte den Kopf.
    »Nein, alles in Ordnung. Ich muss mich nur ein bisschen ausruhen.«
    Ich setzte mich neben sie.
    »Ich habe eine Überraschung für dich«, sagte ich. »Wir fahren nach Paris.«
    »Wirklich?«
    »Ja, du und ich. Zusammen mit der Tante und mit Lucy. Wir werden in einem Hotel wohnen. Und dann sollst du in einem Cabrio durch die Stadt fahren.«
    »In einem Cabrio?«
    »Ja, wie wir besprochen haben. Wie du es dir gewünscht hast.«
    Mama schaute mich an.
    »Habe ich mir das gewünscht?«
    »Wir haben doch im Krankenhaus darüber gesprochen. Über das mit dem Cabrio.«
    Tante stand in der Türöffnung. Mama schaute zu ihr auf.
    Die Tante nickte. »Das stimmt schon«, sagte sie. »Paris. Aber nur, wenn du genügend Kräfte dafür hast. Und Lust.«
    »Paris«, sagte Mama. »Mit dem Cabrio durch Paris.«
    »Genau wie in dem Lied«, sagte ich. »In Lucy’s Song.«
    Ich hörte, wie der Onkel das Lied in der Küche pfiff.
    Da musste Mama lachen.
    »Das hast du geplant? Dass ich das machen soll, wovon Lucy Jordan geträumt hat? Du bist ja verrückt.«
    »Das finden wir auch«, nickte die Tante. »Total verrückt.«
    Und dann lachten wir alle, alle drei. Der Onkel kam und schaute durch die Türöffnung der Tante über die Schulter.
    »Na, hier ist es heute ja richtig fröhlich. Ist etwas passiert, das ich nicht mitgekriegt habe?«
    »Ach, du weißt es doch sicher auch«, wehrte Mama ab.
    Da musste auch der Onkel lachen.
    »Ja, und ich freue mich schon, die Fotos von euch in Paris zu sehen. Vielleicht kommt ihr damit ja noch ins Fernsehen, was?«
    Lucy kam nach Hause. Mama rief nach ihr, als sie auf dem Flur war. Sie ließ Töne vernehmen,

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