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Luderplatz: Roman (German Edition)

Luderplatz: Roman (German Edition)

Titel: Luderplatz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Jäger
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aus der Brust, versuchte, ihn mit einer Anzeige wegen Vergewaltigung zu erpressen. Dann ließ sie ihn in Ruhe, schaffte es – ohne ihn. Jahre später starb ihr Vater. Ihre Welt geriet erneut ins Wanken. Ausgerechnet jetzt erfuhr sie, dass Kai sich für eine Berliner Reporterin namens Viktoria Latell interessierte. Sie wollte mit allen Mitteln verhindern, dass Kai und die andere Frau zusammenkamen. Also versuchte sie, alles über die Konkurrentin herauszubekommen. Sie machte ein Praktikum im Verlagsgebäude, in dem auch Viktoria arbeitete. Sie recherchierte im Archiv, im Internet, machte sich an Viktorias Vertrauten – an Mario – heran. Als er betrunken genug war, fragte sie ihn aus. Sie wollte wissen, wer die Frau war, die ihr Kai Westmark wegnehmen wollte. Sie wollte ihre Feindin kennen. Wozu auch immer das nutzen sollte.
    Dann starb sie. Vielleicht war ihr Freund, der große Unbekannte, dahintergekommen, was Nana in Berlin trieb. Vielleicht ertrug er es nicht, dass Nana immer noch besessen von Kai Westmark war. Vielleicht tötete er sie aus Eifersucht. Und vielleicht hatte er die Mails danach weitergeleitet, um sich an Kai zu rächen. Den Konkurrenten, den er nie besiegen konnte … Vielleicht hatte er sie aber auch nicht getötet und wirklich geglaubt, dass Kai ein brutaler Vergewaltiger war – und der Mörder von Nana. Vielleicht wollte er Viktoria einfach nur beschützen, warnen? Viktoria gefielen all diese Theorien nicht.
    »So, wie ich das sehe«, sagte sie und entdeckte wieder ein schwarzes Haar, »läuft hier irgendwo ein Mann durch die Gegend, der Nana Oppenkamp so übel misshandelt hat. Sein Glück war, dass sie dich anzeigte und nicht ihn. Doch dieser Typ wusste, dass Nana Oppenkamp ihn jederzeit hätte verraten können. Vielleicht wollte sie ihn verraten. Ich finde, das wäre ein Motiv.«

 
    18. Kapitel
    Eigentlich wollte er ihr keinen Gefallen mehr tun. Lukas Adams hatte ihr sagen wollen, dass damit nun Schluss sei. Er sei nicht blind und taub und gefühlskalt – er habe sehr wohl bemerkt, dass Nana einen anderen liebte. Und er habe es satt, ihren Handlanger zu geben. Das wollte er ihr sagen.
    Hätte er es doch nur getan.
    Doch als sie vor ihm stand und ihn mit ihren traurigen Augen anschaute, als sie ihn sogar ein kleines bisschen anlächelte und seinen Arm berührte, wie sie ihn schon so lange nicht mehr berührt hatte, nickte er, als sie ihn bat, am Nachmittag einen Karton abzuholen.
    »Ich miste morgen bei meinem Vater zu Hause aus«, hatte sie gesagt. »Seine ganzen alten Medikamente und ein bisschen Elektroschrott. Könntest du die Kiste für mich abholen – und zur Sondermülldeponie in Gelmer bringen? Ich habe doch kein Auto.«
    Klar, das würde er machen. Kein Problem. Sie lächelte ihn dankbar an. Gerne. Am nächsten Tag stand er um 16 Uhr vor der Haustür von Nanas verstorbenem Vater und klingelte. Er hatte gehofft, dass sie noch da wäre, dass er sie zusammen mit der Kiste fahren durfte. Doch eigentlich war es ja klar gewesen, dass er nur Nanas Müllabholer war. Er hatte sich gewundert, dass der Karton so klein und leicht war. Nana hätte ihn locker im Bus mitnehmen können. Doch er nahm das Päckchen, legte es ins Auto und fuhr davon. Er war wütend. Auf sie und vor allem auf sich selbst. Warum nur hatte er nicht einfach Nein gesagt?
    Er fuhr direkt zurück in die WG . Zum Müll könnte sie den Kram selbst bringen. Jetzt ist endlich Schluss, hatte er gedacht. Nana würde ihn nie wieder wie einen billigen Dienstboten behandeln. Nie wieder. Wie recht er hatte.
    »Brötchen oder Croissant?« Kai stand in der Badezimmertür und sah zufrieden dabei zu, wie Viktoria sich anzog.
    Zu viele Kalorien am Morgen dachte sie und antwortete: »Croissant.« Sein Männershampoo, mit dem sie ihre Haare gewaschen hatte, roch gut. Nach ihm.
    »Und eine Zahnbürste, bitte!«
    Kai lachte. »Du hast wirklich gar nichts eingepackt?«
    »Nein, gar nichts.«
    »Wo hättest du denn eigentlich übernachtet, wenn ich dich nicht hereingebeten hätte?«
    »Keine Ahnung. Am Bahnhof, bei Harry, in Münster, in deinem Carport neben dem Bier-Kühlschrank.« Sie schaltete den Föhn an und sah, wie er lachte und dann die Tür schloss. Das Surren ihres Handys, das in ihrer hellblau-schwarzöligen Lederjacke lag, die sie achtlos neben das Bett hatte fallen lassen, hörte sie nicht.
    Ein kurzes Zögern noch, dann öffneten sie seinen Schrank. Florians Schrank. Sie öffneten seine Schubladen. Florians Schubladen. Sie

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