Ludlum Robert - Covert 01
Buschzweigen tarnte, damit er von der Straße aus nicht gesehen werden konnte, tobte in ihm ein Konflikt. Irgendwie musste er Jon erreichen, um ihn vor Randi zu warnen und ihm zu erzählen, was mit Marty passiert war. Zugleich wollte er kein Risiko eingehen, all das zu verlieren, wofür er gearbeitet hatte, seit er vor zwei Jahren Victor Tremont begegnet und ins Hades-Projekt eingestiegen war. Er hatte ein Recht auf seinen Anteil an den guten Dingen des Lebens, genau wie all die anderen dieser stehlenden Bastarde, die die Geschicke der Welt bestimmten. Mehr als nur ein Recht nach all diesen Jahren, in denen er für die gottverdammten, undankbaren Betrüger und Lügner gearbeitet hatte, die das FBI und dieses Land führten.
Aber er würde nicht zulassen, dass sie Jon umlegten. So weit würde er nicht gehen.
Er wartete unter den Bäumen und beobachtete das rustikale Landhaus und die Nebengebäude. Die Insekten summten und der Duft des von der Sonne erwärmten Waldes erfüllte die Luft. Sein Puls begann zu rasen.
Nach einer Viertelstunde hörte er den Landrover. Erleichtert beobachtete er, wie der Wagen an ihm vorbeifuhr und in südöstlicher Richtung zwischen den Bäumen verschwand. Nach ein paar Kilometern würden Tremont und al-Hassan die Landstraße erreichen und nach Long Lake Village weiterfahren, um dort die Feier vorzubereiten. Viel Zeit blieb ihm nicht.
Deshalb fuhr er sofort zu dem Sommerhaus zurück, wo er hinter dem Personalflügel parkte und dann zu dem umzäunten Platz am Rand des Waldes eilte, der vom Sommerhaus aus nicht zu sehen war. Er schloss das Tor auf und pfiff leise. Aus einer hölzernen Hundehütte kam der große Dobermann auf ihn zu, dessen braunes Fell im Sonnenlicht glänzte. Die Ohren des Tiers waren aufgerichtet, während seine intelligenten Augen Griffin anblickten.
Bill streichelte den Hund hinter den Ohren. »Bist du bereit, mein Junge?«, fragte er sanft. »Zeit, dass wir an die Arbeit gehen.«
Der große Hund trottete leise hinter ihm her. Nachdem er das Tor wieder verschlossen hatte, eilten sie auf das Sommerhaus zu. Dabei beobachtete Griffin die Umgebung wachsam. Weil er sie kannte, sollten die drei Männer vom Sicherheitsteam, die draußen Wache schoben, kein Problem sein. Dennoch wollte er lieber kein Risiko eingehen. Vor einer Seitentür des Hauses atmete er tief durch und blickte sich ein letztes Mal um. Dann öffnete er die Tür und betrat gemeinsam mit dem Dobermann das Haus. Drinnen war es auf unheimliche Weise ruhig, wie in einem riesigen, hölzernen Sarg. Wegen der Feier im Hauptquartier von Blanchard Pharmaceuticals waren fast alle nach Long Lake Village gefahren, wenn man von den paar Laborarbeitern im zweiten Stock einmal absah. Auf dem Flur, wo sich das Labor befand, konnte Tremont keinen Gefangenen verstecken.
Der Rest des Hauses sollte eigentlich leer sein, wenn man von Marty absah, der vielleicht noch von einem bewaffneten Posten bewacht wurde. Griffin bückte sich. »Such, mein Junge.«
Der Hund verschwand, leise wie Nebelschwaden, die über ein Moor streichen. Griffin lauschte dem entspannten Geplauder der beiden Männer von der Security, die sich nach ihren unterschiedlichen Rundgängen getroffen hatten und vor einem Fenster stehen geblieben waren.
Nach zwei Minuten kam der Dobermann zurück und wollte Griffin unbedingt zeigen, was er gefunden hatte. Bill folgte dem Hund durch einen langen Korridor, von dem aus Türen in Gästezimmer führten, in denen im neunzehnten Jahrhundert die reichen Besucher übernachtet hatten, die hier ihre Rückkehr zur Natur zelebriert hatten. Aber der Hund blieb vor keiner dieser Türen stehen. Stattdessen lief er an der stillen, verwaisten Küche vorbei. Die Köche und Tellerspüler hatten an diesem Nachmittag frei, damit sie an der Feier in Long Lake Village teilnehmen konnten.
Endlich blieb der Hund vor einer geschlossenen Tür stehen. Griffin versuchte, die Tür zu öffnen, aber sie war verschlossen.
Wegen der Anspannung begann seine Haut zu kribbeln. Das riesige, leere Haus allein machte ihn schon nervös, aber jetzt war er im Begriff, eine Tür zu öffnen, deren Schwelle er noch nie überschritten hatte. Nachdem er nach rechts und links geblickt hatte, zog er ein Kästchen aus der Jackentasche, in dem sich kleine Dietriche befanden. Der vierte passte, dann hörte er ein leises Klicken.
Er zog seine Pistole, während er mit der anderen Hand den Türknopf drehte. Leise schwang die gut geölte Tür auf. Dahinter roch es schwach nach
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