Ludlum Robert - Covert 01
dem Unbekannten so wichtig war. In diesem Labor gab es außerdem ein ultramodernes Spektrometer.
Aber Jons Blick war von einer Entdeckung gefesselt, die ihm zugleich einen Angstschauer über den Rücken jagte und ihn triumphieren ließ: Auf einer schweren Tür in der Mitte einer Wand sah er das grellrote, an ein Kleeblatt erinnernde Symbol, das vor gefährlichen biologischen Substanzen und einem möglichen Unfall warnte. Es war ein geheimes Stufe-VierLabor.
»Ich sehe vier Leute«, flüsterte Randi.
»Zeit, dass wir uns vorstellen«, sagte Jon ruhig. Mit gezückten Waffen betraten sie das Labor.
44
Zwei Laborarbeiter blickten auf. Als sie die Waffen sahen, wurden sie von Angst gepackt. Einer der beiden stöhnte erschrocken und daraufhin hoben auch ihre Kollegen den Kopf. Sie erbleichten. Ohne ein Wort gesagt zu haben, hatten Jon und Randi ihre Aufmerksamkeit gewonnen.
»Nicht schießen!«, bat der ältere der beiden Männer. »Bitte, ich habe Kinder!«, sagte die jüngere der beiden
Frauen.
»Wenn Sie uns ein paar Fragen beantworten, wird Ihnen
niemand etwas tun«, beruhigte Smith sie.
»Genau.« Mit ihrer Waffe zeigte Randi auf ein kleines
Konferenzzimmer. »Lassen Sie uns da reingehen, damit wir uns
nett und freundlich unterhalten können.«
Die vier Laborarbeiter in den weißen Kitteln betraten
nacheinander den Konferenzraum und nahmen auf den Stühlen an dem mit Kunststoff beschichteten Tisch Platz. Sie waren zwischen Mitte zwanzig und Mitte vierzig und wirkten wie Menschen mit einem geregelten Tagesablauf. Dies waren keine Wissenschaftler mit wildem Blick und teigiger Haut, die wochenlang in ihrem Labor blieben, wenn sie intensiv an einem Projekt arbeiteten, sondern ganz normale Menschen mit Eheringen und Familienfotos auf den Werkbänken. Laborarbeiter, keine Wissenschaftler.
Zumindest, wenn man von der älteren der beiden Frauen absah. Sie hatte kurzes graues Haar und trug einen langen weißen Kittel über ihrer Straßenkleidung. Seit sie den Raum betreten hatten, hatte sie geschwiegen und sie aufmerksam beobachtet. Wahrscheinlich war sie Wissenschaftlerin oder Supervisor.
Auf der hohen Stirn des älteren, kahlköpfigen Mannes begannen sich Schweißperlen zu bilden. Er hatte auf die Waffen geblickt, aber jetzt sah er Randi an. »Was wollen Sie?«, fragte er mit zitternder Stimme.
»Schön, dass Sie fragen«, erwiderte Randi. »Erzählen Sie uns von dem Affenvirus.«
»Und von dem Serum, das ganz zufällig eine Virusinfektion bei Menschen heilt«, fügte Jon hinzu.
»Wir wissen, dass Victor Tremont den Virus vor zwölf Jahren aus Peru mitgebracht hat.«
»Und wir wissen auch über die Experimente an den zwölf Soldaten aus dem Golfkrieg Bescheid.«
»Wie lange haben Sie das Serum schon?«
»Und wie hat die Epidemie begonnen?«
Angesichts dieses Feuerwerks von Fragen und Enthüllungen verzerrten sich die Gesichtszüge der älteren Frau und ihr Blick wurde trotzig. »Wir wissen nicht, wovon Sie reden. Mit einem Affenvirus oder einem Serum haben wir nichts zu tun.«
»Woran arbeiten Sie dann hier?«, fragte Randi.
»Meistens geht’s um Antibiotika und Vitamine.«
»Warum dann die Geheimnistuerei?«, fragte Smith. »Warum liegt das Labor so abgeschieden? In den Unterlagen von Blanchard Pharmaceuticals ist es nicht aufgeführt.«
»Wir gehören nicht zu Blanchard Pharmaceuticals.«
»An wessen Antibiotika und Vitaminpräparaten arbeiten Sie denn?«
Die ältere Frau errötete und die anderen wirkten verängstigt. Sie hatte mehr verraten, als sie beabsichtigt hatte. »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, keifte sie.
»Okay«, erwiderte Randi. »Dann wollen wir uns mal Ihre Unterlagen ansehen.«
»Es gibt sie nur in computerisierter Form. Wir haben dazu keinen Zugang. Nur der Direktor und Dr. Tremont dürfen Einsicht nehmen. Wenn sie zurückkommen, werden sie Ihre Vorstellung hier ziemlich schnell beenden.«
Jons Wut wuchs. Ob sie etwas wussten oder nicht, auch diese Leute hatten ihren Anteil an Sophias Tod. »Niemand wird so bald zurückkommen. Sie sind zu sehr damit beschäftigt, sich Medaillen verleihen zu lassen, und die drei Wachposten sind tot«, log er. »Wollen Sie Ihnen Gesellschaft leisten?«
Die ältere Frau funkelte Smith an, schwieg aber.
Randi versuchte, sich zu beherrschen. »Vielleicht glauben Sie, dass wir Sie nicht umbringen werden, weil wir bis jetzt so höflich waren. Sie haben Recht, wahrscheinlich werden wir nicht so weit gehen. Schließlich sind wir ja gute Menschen. Aber«, fügte sie
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