Ludlum Robert - Covert 01
Hinterausgang. Er sah keine verdächtigen Personen oder geparkte dunkle Fahrzeuge, in denen jemand saß. Sein Puls raste, während er auf die weit entfernte U-BahnStation Woodley zueilte.
16
10 Uhr 03
Washington, D. C.
Am Dupont Circle verließ Smith die U-Bahn. Die Morgensonne strahlte auf den dichten Autostrom im Kreisverkehr. Nachdem er sich lässig umgeblickt hatte, reihte er sich in die Menge aus Geschäftsleuten und Regierungsangestellten ein, die eine Kaffeepause einlegen wollten. Während er durch das Labyrinth von Straßen mit Cafes, Bars, Buchläden und Boutiquen ging, blieb sein Blick ständig in Bewegung. Hier waren die Geschäfte exklusiver als im AdamsMorgan-Viertel. Obwohl Oktober war, zogen die Touristen Geldscheinbündel aus der Tasche, um einzukaufen.
Während Smith die Gesichter der Passanten studierte, hatte er mehrfach ein bittersüßes Déjà-vu-Erlebnis und ein paar aufregende Augenblicke lang schien ihm, dass er gerade Sophia gesehen hatte…
Sie war nicht tot.
Sie lebte und war nur ein paar Schritte von ihm entfernt.
Der Gang einer Brünetten war genauso beschwingt und sexy wie der Sophias. Er musste dagegen ankämpfen, stehen zu bleiben, sich umzudrehen und sie anzustarren. Eine andere Frau hatte das lange blonde Haar zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, wie Sophia es immer während der Arbeit getan hatte, damit ihr die Haare nicht ins Gesicht fielen. Und dann war da noch jene Frau, deren Parfüm im Vorübergehen einen Duft hinterließ, der ihn so sehr an Sophia erinnerte, dass sich ihm vor Schmerz der Magen zusammenzog.
Du musst darüber hinwegkommen, dachte er.
Er hatte einen wichtigen Job zu erledigen, der Sophias schrecklichem Tod einen Hauch von Sinn verleihen konnte.
Nachdem er tief durchgeatmet hatte, überprüfte er, ob ihm jemand im Nacken saß. Dann ging er in nördlicher Richtung über die Massachusetts Avenue auf den Sheridan Circle und die Embassy Row zu. Auf halbem Weg unternahm er einen letzten Schritt, um sicherzugehen, dass er mögliche Verfolger abgeschüttelt hatte. Nachdem er schnell durch den Haupteingang in ein Museum eingetreten war, wo gerade eine Ausstellung der Sammlung Phillips eröffnet worden war, eilte er durch menschenleere Säle zuerst an bemerkenswerten Cezannes und Renoirs, dann an provokanten Rothkos und O’Keefes vorbei. Durch einen Notausgang verließ er das Museum. Dann lehnte er sich an die Mauer des Gebäudes und betrachtete die Passanten und Autos.
Schließlich war er sicher, dass ihn niemand beobachtete. Wenn ihm jemand im Nacken gesessen hatte, hatte er den Beschatter abgehängt. Also eilte er zur Massachusetts Avenue zurück, wo sein Triumph in einer Seitenstraße geparkt war.
Nachdem er vom Tod Kielburgers und Melanie Curtis’ gehört und erfahren hatte, dass er gesucht wurde, weil er sich ohne Erlaubnis von der Truppe entfernt habe, hatte er diese Ausweichmanöver intensiviert. Noch vor dem Morgengrauen hatte ihn seine biologische Uhr in Gaithersburg geweckt, wie das bei allen Ärzten der Fall war, die in Kriegsgebieten gearbeitet hatten. Traurig und in Schweiß gebadet, war er aus seinen Träumen von Sophia aufgewacht. Er zwang sich, ein anständiges Frühstück zu sich zu nehmen, und beobachtete dabei den stärker werdenden morgendlichen Verkehr und die Hubschrauber, die ihn überwachten. Frisch geduscht und rasiert stand er um sieben Uhr auf der Straße.
Von einer Telefonzelle aus rief er Forbes an, dann fuhr er über den Potomac in die Innenstadt von Washington. Eine Zeit lang kreuzte er herum, bevor er seinen Triumph an der Embassy Row parkte und mit der U-Bahn zu dem Cafe fuhr, wo er mit Forbes verabredet war.
Als er wieder in seinem Triumph saß, fuhr er gelassen zu einer belebten Straße zwischen Dupont und Washington Circle, wo an einem Tor zu einer engen Auffahrt mit einer hohen, ungepflegten Hecke ein unübersehbares Schild hing.
PRIVATGRUNDSTÜCK - BETRETEN VERBOTEN! Darunter hingen kleinere Schilder:
ZUTRITT UNTERSAGT. KEINE VERTRETERBESUCHE.
KEINE WERBUNG. KEINE BETTLER! VERSCHWINDEN SIE!
Smith ignorierte die Warnungen und bog in die Auffahrt ein. Hinter der Hecke verbarg sich ein kleiner, schwarz verputzter Bungalow mit weißen Schindeln. Er parkte vor einem gepflasterten Weg, der von der Auffahrt zur Haustür führte.
Nachdem er aus dem Auto gestiegen war, ertönte eine mechanisch klingende Stimme: »Stopp! Nennen Sie Ihren Namen und den Grund Ihres Besuchs! Sollten Sie das innerhalb von fünf Minuten nicht
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