Ludlum Robert - Covert 01
einziger Freund und würden auf seiner Seite stehen, wenn’s kritisch werden würde.«
Das stimmte und das war ein weiterer Pluspunkt für Smith. Bill hätte das nur jemandem erzählt, dem er vertraute. »Okay. Erzählen Sie mir von sich und Bill.«
Smith beschrieb ihre gemeinsame Kindheit, dann die Zeit auf der Highschool und auf dem College. Forbes hörte zu und verglich es mit dem, was Griffin ihm erzählt und was in seiner Personalakte gestanden hatte, die er nach seinem Verschwinden studiert hatte. Es schien alles zu stimmen.
Forbes trank Kaffee und betrachtete dann in dem verschlafenen Cafe seine um den Becher gelegten Hände. Seine Stimme war tief und ernst. »Bill hat mir das Leben gerettet. Nicht nur einmal, sondern gleich zweimal. Wir waren Partner, Freunde, und noch viel mehr. Viel, viel mehr.« Er blickte zu Smith auf. Okay?«
Smith versuchte zu ergründen, was in seinem Inneren vorging. In der nur aus dem Wort »Okay« bestehenden Frage lag eine ungeheure Bedeutung. Hieß das, sie hatten eine so enge Beziehung zueinander, dass es Dinge gab, von denen das FBI nichts wusste? Hatten sie gemeinsam die Spielregeln verletzt, sich gegenseitig den Rücken freigehalten und Gesetze gebrochen? Es gab gemeinsame Unternehmungen, okay? Stellen Sie keine Fragen. Nicht nach den Einzelheiten. Seien Sie sicher, dass Sie mir trauen können, wenn’s um Griffin geht. Aber kann ich Ihnen auch trauen?
Smith startete einen Versuch: »Sie wissen, wo Bill ist.«
»Nein.«
»Können Sie Kontakt zu ihm aufnehmen?«
»Vielleicht.« Forbes trank seinen Kaffee eher, um die Gesprächspausen zu überbrücken, als dass er Durst hatte. »Er arbeitet nicht mehr für das FBI. Ich nehme an, dass Sie das nicht wussten.«
»Doch. Bei unserem Treffen hat er es mir erzählt. Aber ich wusste nicht, ob ich ihm glauben soll. Er könnte undercover arbeiten.«
»Tut er nicht.« Forbes zögerte, sprach dann aber weiter. »Er kam vom militärischen Geheimdienst, wo man auf eigene Faust arbeiten kann, aber das FBI hat für alles seine Spielregeln. Es fragt nach jedem Schritt, gleichgültig, wie gut die Resultate sind. Bill war zu selbständig. Eigeninitiative schätzen die hohen Tiere nicht, von geheimen Aktivitäten ganz zu schweigen. Das FBI mag Agenten, die über jeden Atemzug Bericht erstatten, am besten gleich dreifach. Das war nie Bills Ding.«
Smith lächelte. »Nein, das war es nie.«
»Er bekam Ärger - wegen Befehlsverweigerung. Bill ist kein Mannschaftsspieler. Und ich habe das oft am eigenen Leibe erfahren müssen. Aber Bill ging noch weiter. Er hielt sich nicht an die Spielregeln und die vorgeschriebenen Wege und er hat nicht immer über seine Aktivitäten und Ausgaben Rechenschaft abgelegt. Man hat ihn beschuldigt, Budgets missbraucht zu haben. Als er Deals machte, um gewisse Fälle abzuschließen, stellte sich das FBI bei solchen, in die besonders üble Charaktere verwickelt waren, quer. Die Jungs haben Bill das Leben schwer gemacht und schließlich war er nur noch angeekelt.«
»Hat er den Dienst quittiert?«
Forbes suchte in der Innentasche seines Jacketts nach einem Taschentuch und Smith sah den großen 10mm-Browning in seinem Schulterholster. Das FBI glaubte immer noch, dass seine Agenten die Männer mit den größeren Kanonen waren. Forbes wischte sich über das Gesicht. Offensichtlich machte er sich Sorgen, aber nicht um sich selbst, sondern um Bill Griffin.
»Nicht ganz«, antwortete er. »Bei der Arbeit an einem Fall, bei dem es um Steuerbetrug ging, hat er jemanden mit Geld und Macht kennen gelernt. Ich habe nie erfahren, wer es war. Dann fing er an, an Treffen nicht mehr teilzunehmen und sich zwischen zwei Aufträgen nicht mehr im Hoover Building blicken zu lassen. Als er mit einer Außenstelle zusammenarbeiten sollte, hat ihn dort manchmal tagelang niemand zu Gesicht bekommen. Dann hat er bei einem Auftrag Mist gebaut und es gab Anzeichen für einen exklusiven Lebensstil - zu viel Geld, wie üblich. Der Boss fand Beweise, dass Bill schwarz für den Steuerbetrüger arbeitete und dass einige seiner Praktiken hart am Rand der Legalität waren. Demnach hatte er Leute eingeschüchtert und sie mit seinem FBI-Ausweis unter Druck gesetzt - irgendetwas in der Art. Wenn man für das FBI arbeitet, repräsentiert man das FBI - Punkt. Sie haben ihn gefeuert und er hat dann für jemand anderen gearbeitet. Ich hatte den Eindruck, dass es sich um den Steuerbetrüger handelte.« Forbes schüttelte bedauernd den Kopf. »Seit mehr als einem
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