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Ludlum Robert - Covert 01

Ludlum Robert - Covert 01

Titel: Ludlum Robert - Covert 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Hades-Faktor
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elektronische Gegenstände standen an den Wänden und bedeckten den größten Teil des Fußbodens. Die paar Möbel sahen aus, als ob sie von der Heilsarmee stammten, und die mit Vorhängen versehenen Fenster waren vergittert.
Während sich Martys rechte Hand ziellos bewegte, streckte er Smith die Linke entgegen. Seine strahlenden grünen Augen blickten auf die Computer auf der linken Seite des Raums.
»Schon eine Weile her, dass wir uns getroffen haben, Marty«, sagte Smith. »Schön, dich zu sehen.«
»Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.« Marty lächelte schüchtern und der Blick seiner grünen Augen begegnete dem Smith’, bevor er sich wieder abwandte.
»Nimmst du deine Medikamente zurzeit, Marty?«
»Allerdings.« Er schien nicht besonders glücklich darüber zu sein. »Setz dich, Jon. Möchtest du eine Tasse Kaffee und Plätzchen?«
Dr. Dr. Martin Joseph Zellerbach, der seine beiden akademischen Grade in Cambridge erworben hatte, war seit der mit Smith gemeinsam verbrachten Grundschulzeit Patient von dessen Onkel Ted gewesen, einem Psychiater. Weil er weitaus kontaktfreudiger und im Umgang mit anderen reifer war, hatte Smith Marty unter seine Fittiche genommen und ihn vor den grausamen Hänseleien der anderen Schüler und sogar der Lehrer geschützt. Marty war nicht dumm - im Gegenteil. Im Alter von fünf Jahren hatte sich herausgestellt, dass er ein Genie war, und Smith hatte ihn immer witzig, nett und geistig anregend gefunden. Im Lauf der Jahre wuchs seine Intelligenz immer mehr, aber er geriet auch in eine immer stärkere Isolation. In der Schule steckte er alle in die Tasche, aber er hatte keine Vorstellung von und kein Interesse an Menschen und den Beziehungen, die Kindern und Jugendlichen im Allgemeinen wichtig sind.
Marty hatte sehr viel gelesen und war von einer geheimnisvollen Neugier besessen. In den meisten Fächern wusste er alles, und um der Langeweile zu entgehen, verwirrte er seine Klassenkameraden mit seinen wilden und spektakulären Fantasien und Manien. Niemand wollte glauben, dass ein so cleverer Junge wie Marty sich ohne Absicht danebenbenahm und Ärger machte, und folglich wurde er häufig zum Schuldirektor geschickt. In späteren Jahren hatte sich Smith mit einer Reihe von wütenden Jungen auseinander zu setzen, weil Marty angeblich sie oder ihre Freundinnen beleidigt hatte.
Alle diese ungewöhnlichen Verhaltensweisen waren Folgen des Asperger-Syndroms, einer seltenen, aber weniger ernsthaften autistischen Kontaktstörung. Nachdem die Ärzte in seiner Kindheit von »leichtem Autismus« über »zwanghaft ungebührliches Benehmen« bis hin zu »stark ausgeprägtem Autismus« alles Mögliche diagnostiziert hatten, erkannte Smith’ Onkel Ted die Verhaltensstörung schließlich. Martys charakteristische Symptome waren alles verzehrende Obsessionen, eine hohe Intelligenz, ein fataler Mangel an sozialer und kommunikativer Kompetenz und ein herausragendes Talent auf einem speziellen Gebiet - der Elektronik.
War das Asperger-Syndrom weniger stark ausgeprägt, sprach man häufig von »aktiven, aber seltsamen Menschen« oder von »autistischer Exzentrik«, aber bei Marty war die Sache etwas ernster. Trotz aller Versuche der Spezialisten, ihn in die Gesellschaft zu integrieren, hatte er - von den paar Gerichtsverhandlungen vor etlichen Jahren einmal abgesehen seinen Bungalow nicht mehr verlassen. In fünfzehn Jahren hatte er sein Haus sorgfältig und liebevoll zu einem elektronischen Paradies und einem Residuum für seine exzentrischen Schrullen ausgebaut.
Ein Heilmittel gab es nicht und die einzige Hilfe für Menschen wie Marty waren Medikamente zur Stimulierung des zentralen Nervensystems: Ritalin, Cylert oder - wie in Martys Fall - das neue Medikament Mideral. Wie bei der Behandlung von Schizophrenie ermöglichten es ihm diese Arzneimittel, mit beiden Beinen fest auf der Erde zu stehen. Sie dämpften seine Fantasien, seinen Enthusiasmus und seine Obsessionen. Obwohl er die Medikamente hasste, nahm Marty sie immer dann ein, wenn »normale« Dinge anfielen, etwa Rechnungen zu begleichen waren, oder wenn ihn das Asperger-Syndrom völlig aus der Bahn zu werfen drohte.
Er behauptete, dass ihm nach der Einnahme der Arzneimittel alles gleichgültig, langweilig und fremd erscheine und dass ein Großteil seiner Genialität und Kreativität verloren gehe. Deshalb hatte er das neue Medikament begeistert begrüßt, das ihn wie die meisten anderen Mittel schnell beruhigte, dessen Wirkung aber höchstens

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