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Ludlum Robert - Covert 02

Ludlum Robert - Covert 02

Titel: Ludlum Robert - Covert 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Cassandra-Plan
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ins Schlafzimmer zurück und kehrte gleich darauf mit einem harmlos aussehenden schwarzen Regenschirm zurück. Er hielt ihn schräg nach unten, fuhr mit dem Daumen über den Griff, und plötzlich schoss eine drei Zentimeter lange Klinge aus der Spitze.
    »Den habe ich mir aus Moskau mitgebracht«, meinte Kirov im Gesprächston. »Die Klinge ist mit einem schnell wirkenden biologischen Beruhigungsmittel imprägniert Acepromazine. Das lähmt einen hundert Kilo schweren Eber binnen Sekunden. Und außerdem könnte ich, falls ich aus irgendeinem Grund von Ihrer Polizei aufgehalten werden sollte, einen Regenschirm jederzeit erklären. Mit einer Pistole könnte es dagegen größere Schwierigkeiten geben.«
    Smith nickte. Er selbst mochte der Köder sein, aber Kirov war derjenige, der den entscheidenden Schlag gegen ihr Opfer führen musste. Er war froh, dass der Russe Beria nicht unbewaffnet gegenübertreten würde.
    Smith schob die Sig Sauer in sein Schulterhalfter. »Also gut. Ich werde Ihnen eine Dreiviertelstunde Vorsprung lassen, und dann komme ich nach.«
    Kirov bewegte sich wie ein Schemen durch die Straßen und studierte dabei seine Umgebung. Wie die meisten Viertel im Zentrum Washingtons war auch der Dupont Circle zu neuem Leben erwacht, aber zwischen den schicken Cafes und Designerboutiquen zwängten sich immer noch mazedonische Bäckereien, türkische Teppichläden und serbische Kaufläden mit gehämmerten Kupfer- und Bronzegefäßen, griechische Restaurants und jugoslawische Kaffeehäuser. Kirov wusste aus eigener Erfahrung, welche Anziehungskraft solch vertraute Bilder auf jemanden ausübten, der sich in einer ansonsten fremden und eher feindseligen Umgebung befand, selbst wenn dieser Mann ein mit allen Wassern gewaschener Killer war. Das Vielvölkergemisch hier war genau die Umgebung, von der Iwan Beria sich angezogen fühlen würde. Hier konnte er vertrautes Essen finden, Musik hören, mit der er aufgewachsen war, und von Sprachen umgeben sein, die er kannte. Kirov, der mehrere slawische Sprachen beherrschte, fühlte sich hier ebenfalls zu Hause.
    Er erreichte einen kleinen, von Läden und Verkaufsständen umgebenen Platz und setzte sich an einen Tisch, dem ein Sonnenschirm Schatten spendete. Eine Frau kroatischer Herkunft, die nur gebrochen Englisch sprach, nahm seine Bestellung auf Kaffee entgegen. Der Russe unterdrückte ein Lächeln, als er hörte, wie sie halblaut den Besitzer des Lokals verfluchte.
    Als Kirov dann den dicken, süßen Kaffee trank, sah er sich unter den Passanten um, registrierte die farbenfrohen Blusen und Röcke der Frauen und die ausgebeulten Hosen und Lederjacken der Männer. Wenn Beria hierher kam, würde er die schlichte, praktische Kleidung eines jugoslawischen Arbeiters tragen - vielleicht auch eine Mütze, um seine Gesichtszüge zu verdecken. Dennoch zweifelte Kirov nicht daran, dass er ihn erkennen würde. Eines konnte ein Killer nie verbergen, die Erfahrung hatte er gemacht - seine Augen.
    Kirov war durchaus bewusst, dass Beria ihn ebenfalls erkennen könnte, wenn ihm dazu Gelegenheit geboten wurde. Nur dass Beria keine Ahnung hatte, dass Kirov sich in den Vereinigten Staaten aufhielt. Er würde vorzugsweise darauf bedacht sein, der Polizei aus dem Weg zu gehen, selbst wenn die Streife n in dieser Gegend recht spärlich waren. Keinesfalls würde er mit einem Gesicht aus seiner Vergangenheit rechnen, noch dazu so weit von zu Hause entfernt. Andererseits rechnete Kirov auch nicht damit, dass er Beria einfach dabei entdecken würde, wie dieser an den Verkaufsstand eines Bäckers trat, um sich etwas zu essen zu kaufen. Er hatte zwar eine gewisse Vorstellung davon, wo der Killer sich wahrscheinlich aufhalten könnte, wusste aber natürlich nicht, wo er sich in diesem Augenblick tatsächlich befand.
    Mit halb geschlossenen Augen ließ Kirov seinen Blick über die ständig wechselnde Szenerie seiner Umgebung schweifen. Dabei achtete er besonders auf die Zugänge zu dem kleinen Platz, wo immer wieder Menschen auftauchten und verschwanden. Er registrierte die Tafeln in den Schaufenstern, auf denen die Geschäftszeiten angegeben waren, und nahm sich vor, später die Seitengassen und die Lieferanteneingänge unter die Lupe zu nehmen.
    Wenn Beria sich aufgemacht hatte, um seine schmutzige Arbeit zu tun, dann war dies eine Gegend, in der er sich wohl fühlen würde. Und das könnte ihm ein Gefühl der Sicherheit geben, könnte ihm die Meinung vermitteln, dass er hier die Oberhand hatte.

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