Ludlum Robert - Covert 02
über die Kopfhörer der Crew.
»Leute«, sagte er in seinem gedehnten OklahomaTonfall, »anscheinend gibt es eine unerwartete Entwicklung.«
Obwohl ihnen bewusst war, dass dreihundert Mitarbeiter in der Einsatzkontrolle jeden Laut hörten, den sie von sich gaben, stöhnte doch die ganze Crew wie aus einem Munde auf.
»Jetzt sagen Sie mir bloß nicht, dass wir das alles noch einmal machen müssen«, schimpfte Carter.
»Was gibt es denn für ein Problem, Mission Control?«, fragte der Pilot scharf.
»Habe ich etwas von einem Problem gesagt? Nein. Ich habe gesagt, eine Entwicklung.«
Er machte eine kurze Pause. »Dr. Olson, sind Sie mit Ihrer Checkliste fertig?«
»Ja, Sir«, erwiderte Megan und spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte.
Jetzt sagen Sie mir bloß nicht, dass ich Mist gebaut habe. Alles, bloß das nicht.
»Wollen Sie dann diesen Anruf annehmen?«
Megan versuchte unwillkürlich sich aufzusetzen, kam aber nicht weiter. Wer konnte das sein? Du meine Güte!
»Harry«, sagte sie der Panik nahe, »ich weiß nicht, ob das eine gute Idee wäre.«
»Jetzt machen Sie sich keine Gedanken. Ich werde das Gespräch nur zu Ihnen durchstellen.«
Das Letzte, was sie hörte, bevor es in ihrem Kopfhörer zu rauschen begann, war Carters »Mistkerle!«
»Megan?«
Ihr Pulsschlag beschleunigte sich. »Jon? Bist du das?«
»Ich konnte dich doch nicht starten lassen, ohne dir viel Glück zu wünschen.«
»Jon, wie hast du…? Ich meine, wie konntest du…«
»Keine Zeit, dir das zu erklären. Alles in Ordnung bei dir? Bist du bereit?«
»Bereit, ja. Alles in Ordnung? Nun, ich muss mich noch daran gewöhnen, auf einer Tonne flüssigem Treibstoff zu sitzen.«
»Ich wollte dir alles Gute wünschen… und sieh zu, dass du sicher und gesund nach Hause zurückkommst.«
Megan lächelte. »Das werde ich.«
»Tut mir Leid, Leute«, schaltete Landon sich ein. »Die Zeit ist um.«
»Danke, Harry«, sagte Megan.
»Ich schalte Sie jetzt wieder ins allgemeine Netz. Bereit?«
»Nur zu.«
Megan war darauf gefasst, sich ein paar freundschaftliche Sticheleien anhören zu müssen, aber der Rest der Crew war vollauf mit letzten Instruktionen und Einzelheiten beschäftigt. Sie schloss die Augen und flüsterte ein paar Worte aus dem vierundzwanzigsten Psalm. Gerade als sie damit fertig war, ging ein winziger Ruck durch das Shuttle. Im nächsten Augenblick lief der Zündvorgang für die Feststoffraketen an, und ein tiefes, lautes Dröhnen erfüllte das ganze Shuttle.
Aus dem Geschnatter der Bodenkontrolle, die den Start ein letztes Mal überprüfte, hörte Megan: »Houston, wir haben Discovery Liftoff!«
Während der Außentank die Hauptaggregate des Shuttle mit Treibstoff versorgte, fühlte sich Megan als ob sie in einer Achterbahn säße, die ihr sämtliche Knochen durchschüttelte - nur dass diese Fahrt nicht aufhören würde. Zwei Minuten und sechs Sekunden nach dem Abheben lösten sich die Feststoffaggregate von dem Orbiter und fielen ins Meer, wo man sie später bergen würde. Von dem Treibstoff in dem externen Tank angetrieben, der die Hauptaggregate speiste, mühte Discovery sich ab, die Fesseln der Schwerkraft abzuschütteln. Je höher das Shuttle aufstieg und je schneller es flog, desto mehr näherte die Crew sich dem maximalen Andruck vo n 3G. Megan war gewarnt worden, dass es so sein würde, als ob man ihr einen Gorilla auf die Brust geschnallt hätte.
Falsch. Eher einen Elefanten, Sechs Minuten später, auf einer Höhe von 184 Meilen, verstummten die Hauptaggregate. Der externe Treibstofftank löste sich und fiel der Erde entgegen. Megan wunderte sich über die plötzliche Stille und auch, wie ruhig der Flug plötzlich geworden war. Als sie den Kopf zur Seite wandte, wusste sie, weshalb das so war: Hinter dem schmalen Fenster, durch das sie blickte, funkelten die Sterne. Sie und Discovery befanden sich im Orbit.
21
Am Abend zuvor noch hatte Iwan Beria sich mit dem Fahrer des Lincoln vor der Metrostation an der Q Street und Connecticut Avenue getroffen. Der Fahrer hatte weitere Informationen und Instruktionen überbracht, die Beria studiert hatte, als der Wagen in Richtung auf Bethesda gerollt war.
Der Fahrer war erforderlich, weil Beria das Risiko nicht eingehen konnte, sich auf den Straßen sehen zu lassen und auch weil er nur ganz rudimentäre Fahrkenntnisse besaß. Einen Menschen zu töten war für ihn eine Frage von Sekunden, aber dichter Stadtverkehr verwirrte ihn und ließ ihn in kürzester Zeit die Orientierung
Weitere Kostenlose Bücher