Ludlum Robert - Covert 02
Personal gestattet. Bewaffnete Einheiten der Hafenpatrouille hielten auf den langen, klimatisierten Korridoren und vor den verschlossenen Türen des Konferenzgebäudes Wache.
Das Konferenzgebäude hatte die Größe einer Turnhalle und fasste mühelos dreihundert Menschen. Heute waren nur dreißig dort versammelt, die alle in den ersten Reihen vor dem Podium Platz genommen hatten. Dass die Sicherheitsvorkehrungen so streng waren, konnte man an den Orden und Rangabzeichen der im Saal vertretenen Uniformen ablesen. Es waren die ranghöchsten Offizier sämtlicher Waffengattunge n des pazifischen Raums vertreten, die Verantwortlichen für die Sicherheit von San Diego bis zur Meerenge von Taiwan in Südostasien. Jeder Einzelne von ihnen war ein kampferprobter Veteran, und keiner von ihnen hatte sonderlich viel für Politiker oder Theoretiker übrig oder, wie sie es vielleicht ausdrücken würden, für irgendwelche unfähigen Idioten. Sie verließen sich auf ihre Erfahrung und ihren Instinkt und respektierten nur diejenigen, die ihre Fähigkeiten im Kampf mit der Waffe unter Beweis gestellt ha tten. Deshalb hingen auch alle Augen wie gebannt an der Gestalt hinter dem Rednerpult, General Frank Richardson, einem Veteranen der Kriege in Vietnam und am Persischen Golf und einem Dutzend anderer Einsätze, die die Bevölkerung Amerikas größtenteils bereits vergessen hatte. Nicht aber diese Männer. Für sie war Richardson als der Vertreter der Army bei den Vereinigten Stabchefs ein echter Krieger. Wenn er etwas zu sagen hatte, hörte jeder zu.
Richardson hielt das Rednerpult mit beiden Händen umfasst; ein großer, kräftig gebauter Mann, der seit seiner Zeit in West Point, wo er Mitglied des Baseball Teams gewesen war, kein Gramm Fett angesetzt hatte. Mit seinem graumelierten Bürstenhaarschnitt, den kühl blickenden grünen Augen und dem kantigen Kinn verkörperte er das Idealbild des kampferprobten Offiziers, wie es sich eine Public-Relations-Agentur nicht besser hätte wünschen können. Tatsächlich verachtete Richardson jeden, der nicht für sein Land geblutet hatte.
»Gentlemen, lassen Sie mich zusammenfassen«, sagte Richardson und ließ den Blick über seine Zuhörer schweifen. »Ich mache mir nicht wegen der Russen Sorgen. Die meiste Zeit hat man ja Mühe, herauszufinden, wer eigentlich dieses verdammte Land führt - die Politiker oder die Mafia. Wenn man da nicht höllisch aufpasst, weiß man nie, wer gerade das Sagen hat.«
Richardson legte eine kurze Pause ein, um das Gelächter seiner Zuschauer als einen Tribut für seinen kleinen Witz entgegenzunehmen.
»Aber während Mütterchen Russland auf der Toilette sitzt«, fuhr er fort, »kann man das von den Chinesen keineswegs behaupten. Frühere Regierungen waren so scharf darauf, mit denen ins Bett zu steigen, dass sie nie die wahren Absichten von Beijing durchschaut haben. Wir verkauften denen unsere modernste Computer- und Satellitentechnik, ohne uns darüber klar zu sein, dass sie schon lange unsere wichtigsten Atomforschungsanlagen infiltriert hatten. Los Alamos war für diese Burschen so etwas wie ein Selbstbedienungsladen. Deswegen sage ich unserer Regierung immer wieder - so wie ich es der letzten auch gesagt habe -, dass man China unmöglich mit atomarer Macht alleine eindämmen kann.«
Richardsons Blick wanderte in den hinteren Bereich des Saals. Ein dunkelblonder Mann Anfang der Vierzig in Zivilkleidung lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen an der Wand. Der General registrierte das kaum wahrnehmbare Nicken des Zivilisten und schaltete in den nächsten Gang.
»Aber ebenso wenig können die Chinesen uns damit unter Druck setzen, dass sie die atomare Karte ausspielen. Das Problem ist, dass sie über eine zusätzliche Option verfügen: chemisch biologische Kriegführung. Die brauchen bloß einen Bazillus in eine unserer Großstädte und in unser Kommandosystem einzuschmuggeln, und schon stehen wir vor dem Chaos. Wobei sie das natürlich jederzeit und völlig plausibel weit von sich weisen könnten. Und deshalb ist es unerlässlich, Gentlemen, dass Sie bei Ihren Patrouillen und Ihren Überwachungseinsätzen so viel Informationen wie nur gerade möglich über das Bio-Waffen-Programm Chinas sammeln. Die Schlachten des nächsten Krieges werden weder auf dem Schlachtfeld noch auf hoher See gewonnen oder verloren - zumindest nicht am Anfang. Sie werden in den Labors geführt, wo der Feind Trillionen von Bataillonen aufmarschieren lassen kann,
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