Ludlum Robert - Covert 02
Fort Howard auf. Die mehrere tausend Hektar große Anlage zwischen dem Lavafeld und dem Meer war früher einmal die wichtigste medizinische Forschungsstätte der Army gewesen und hatte sich auf Tropenkrankheiten, darunter auch Lepra, spezialisiert. Vor mehreren Jahren hatte Richardson mit seinen Bemühungen begonnen, den Stützpunkt schließen zu lassen. Er hatte einen opportunistischen Senator aus Hawaii ausfindig gemacht und es unter Einsatz seiner Beziehungen geschafft, das Lieblingsprojekt des Politikers im Kongress durchzupauken: eine nagelneue medizinische Forschungsanlage auf Oahu. Als Gegenleistung hatte der Senator, der Mitglied im Bewilligungsausschuss für Verteidigungsausgaben war, dafür gesorgt, dass Richardsons Antrag genehmigt wurde, Fort Howard zu schließen und die Anlage an einen Interessenten aus der Privatwirtschaft zu veräußern.
Dieser Interessent wartete bereits: die Biochemie Firma Bauer-Zermatt AG, die ihre Zentrale in Zürich hatte. Nachdem zweihunderttausend Aktien der Firma im Safe des Senators deponiert worden waren, sorgte der Politiker dafür, dass von seinem Kongressausschuss keine weiteren Angebote mehr auf die Liegenschaft in Betracht gezogen wurden.
»Fliegen Sie einen Bogen über dem Gelände«, forderte Richardson seinen Piloten auf.
Der Hubschrauber kippte leicht zur Seite und ermöglichte dem General einen Panoramaausblick auf das unter ihnen vorbeiziehende Areal. Selbst aus dieser Höhe war zu erkennen, dass der Schutzzaun um die Anlage neu und massiv war - ein drei Meter hoher oben mit Stacheldraht gesicherter Maschendrahtzaun. Uniformiertes Personal hielt die vier Wachportale besetzt. Der Eindruck einer Militäranlage wurde durch die neben den jeweiligen Wachhäuschen parkenden Humvees noch verstärkt.
Das Gelände selbst wirkte verblüffend leer. Die Wellblechhütten, -kasernen und -lagerhäuser standen in der prallen Tropensonne, um sie herum war keinerlei Aktivität zu erkennen. Nur das alte, aber frisch getünchte Kommandogebäude, neben dem ein paar Jeeps parkten, sah so aus, als ob es in Benutzung wäre. Insgesamt wirkte die ganze Anlage genau so wie sie das tun sollte: ein »eingemottetes« Militärgelände, zu dem der Zugang immer noch verboten war - abgesehen von ein paar Einheimischen, die Servicedienste leisteten.
Der Eindruck täuschte. In Wahrheit lag das, was einmal Fort Howard gewesen war, jetzt drei Stockwerke unter der Erde.
»Wir haben Landefreigabe, General«, meldete der Pilot.
Richardson warf einen letzten Blick durchs Fenster und sah eine Gestalt, die wie eine Spielzeugfigur wirkte; sie verfolgte den Flug des Hubschraubers. »Landen Sie«, erwiderte er.
Er war klein und muskulös, ein Mann Anfang der Sechzig mit nach hinten gekämmtem silbergrauem Haar und sorgfältig gestutztem Backenbart. Er stand breitbeinig da, aufrecht, als hätte er einen Ladestock verschluckt, die Hände hinter dem Rücken verschränkt - ein Offizier der alten Schule.
Dr. Karl Bauer sah zu, wie der Hubschrauber tiefer sank, über die grasbedeckte Landfläche schwebte und schließlich aufsetzte. Er wusste, dass seine Besucher ihm einige dringliche Fragen stellen würden. Während die Rotorblätter langsam ausschwangen, ließ er sich noch einmal durch den Kopf gehen, wie viel er ihnen sagen würde. Herr Doktor Bauer schätzte es nicht sehr, Erklärungen abgeben oder gar sich entschuldigen zu müssen. Die von Bauers Urgroßvater gegründete Firma hatte über hundert Jahre lang eine Spitzenposition im Bereich der Chemie und der Biologie eingenommen. Die Bauer-Zermatt AG verfügte über eine Vielzahl von Patenten, die auch heute noch für lukrative Erträge sorgten. Ihre Wissenschaftler und Forscher hatten ein Arsenal von Pillen und Salben entwickelt, die praktisch in jedem Haushalt zu finden waren, gleichzeitig hatten sie aber auch eine Fülle von Heilmitteln auf den Markt gebracht, die der Firma namhafte Preise und hohe Anerkennung für ihre humanitären Leistungen verschafft hatte.
Aber neben all den Heilmitteln und Impfstoffen, die der Konzern in die Dritte Welt lieferte, gab es auch eine finstere Seite von Bauer-Zermatt, die weder in den Hochglanzbroschüren der Gesellschaft noch von ihren hoch bezahlten Publicity-Experten je erwähnt wurde. Im Ersten Weltkrieg hatte die Firma eine besonders heimtückische Art von Senfgas entwickelt, das für den qualvollen Tod Tausender alliierter Soldaten verantwortlich gewesen war. Ein Vierteljahrhundert später hatte sie deutsche Firmen
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