Ludlum Robert - Covert 02
die Schuld?«
»Nein, du hättest nichts tun können, um ihr zu helfen. Du wusstest nichts von Tremont und seinen Killern, und auch nicht, dass Sophie für sie eine Bedrohung darstellte.«
»Es tut mir gut, das von dir zu hören«, sagte Smith leise.
Randi blickte auf das gerahmte Foto auf ihrem Schreibtisch, das sie und Sophia vor dem schrecklichen Geschehen in Santa Barbara zeigte. Obwohl inzwischen über ein Jahr vergangen war, hatte Randi sich immer noch nicht verziehen, dass sie nicht zur Stelle gewesen war, als ihre Schwester sie so dringend gebraucht hatte. Während Sophia in ihrem Krankenhausbett im Sterben gelegen hatte, war Randi Tausende von Meilen entfernt gewesen, im geheimen Einsatz im Irak, wo sie die Widerstandsbewegung gegen das Regime Saddam Husseins unterstützt hatte. Erst Wochen später, als Jon Smith wie ein düsterer Dschinn in Bagdad aufgetaucht war, hatte sie erfahren, wie und weshalb Sophia ermordet worden war.
Irgendwie hatte Randi es geschafft, ihr Leid zu verarbeiten und neue Kraft zu schöpfen. Aber ihre Gefühle für Smith waren ambivalent geblieben. Einerseits war sie dankbar dafür, dass er in den letzten Augenblicken Sophias an ihrer Seite gewesen war und sie nicht allein gestorben war. Andererseits hatte sie sich unwillkürlich gefragt, je tiefer sie sich in das Netz von Hades verwickelte, ob Smith den Mord an ihrer Schwester nicht irgendwie hätte verhindern können. Und auch in dem Punkt war die Unklarheit zum Verrücktwerden. Sie wusste, dass Smith Sophia geliebt hatte und sie nie wissentlich einer Gefahr ausgesetzt hätte. Andererseits hatte sie, als sie am Grab ihrer Schwester stand, immer noch geglaubt, dass er irgendetwas hätte tun können, um sie zu retten.
Randi riss sich von diesem letzten Gedanken los und sah Smith an. »Es wird eine Weile dauern, das Treffen mit Kirov zu arrangieren. Hättest du Lust, dich später mit mir auf einen Drink zu treffen?«
»Ja, sehr.«
Sie einigten sich auf die Bar des Sheraton, sobald Randi das Büro geschlossen hatte.
»Was genau ist eigentlich Bay Digital?«, fragte Smith. »Und was machst du hier?«
»Soll das heißen, dass die Leute, von denen du hierher geschickt wurdest, dir das nicht gesagt haben?«, Randi lächelte. »Jon, jetzt bin ich entsetzt. Ich leite das Moskauer Büro einer höchst erfolgreichen Risikokapitalfirma, die in vielversprechende russische High-Tech-Firmen investiert.«
»Nur, dass das Kapital nicht von privaten Investoren oder Fonds-Gesellschaften kommt«, meinte Smith.
»Woher auch immer. Geld öffnet in Russland jedenfalls alle Türen. Ich verfüge über Kontakte, die vom Kreml über das Militär und sogar in die russische Mafia hineinreichen.«
»Ich habe ja immer gesagt, dass du zwielichtige Freunde hast. Gibt es denn in diesem Lande überhaupt so etwas wie Hightech?«
»Und ob es das gibt. Die Russen verfügen nicht über unsere hochwertigen Anlagen, aber wenn man ihnen die richtigen Mittel gibt, leisten sie Großartiges.«
Sie berührte seinen Arm. »Ich freue mich wirklich, dich wiederzusehen, Jon - aus welchem Grund auch immer du jetzt hier bist. Gibt es etwas, was du im Augenblick brauchst?«
Smith dachte an Dankos Witwe und sein Kind. »Sag mir, was Russen mitbringen, wenn sie eine Frau besuchen, die gerade ihren Mann verloren hat - und das noch gar nicht weiß.«
8
Um 7 Uhr 36 morgens ging Dr. Adam Treloar an Bord einer Maschine der British Airways, um nonstop über den Nordpol nach London-Heathrow zu fliegen. Nach seiner Ankunft geleitete man ihn in die Transit Lounge für Passagiere der Ersten Klasse, wo er die Dienste einer Masseuse in Anspruch nahm und sich anschließend, nachdem er geduscht hatte, bei einem Angestellten seinen frisch gebügelten Anzug abholte und sich zum Ausgang 68 begab, wo man ihn in die vordere Kabine eines weiteren BA Fluges führte, diesmal nach Moskau. Achtundzwanzig Stunden nach Antritt seiner Reise passierte Treloar anstandslos Zoll- und Einreisekontrollen.
Treloar hielt sich exakt an den von ihm und Reed ausgearbeiteten Reiseplan. Nachdem ihn ein Taxi vor dem neuen Hotel Nikko auf der dem Kreml gegenüberliegenden Seite der Moskwa abgesetzt hatte, trug Treloar sich dort ein und bedachte den Träger mit einem besonders großzügigen Trinkgeld, damit dieser ihm sein Gepäck aufs Zimmer brachte. Anschließend verließ er das Hotel wieder und rief sich ein weiteres Taxi, das ihn zu dem Friedhof am Mychatschuk Prospekt brachte. Die alte Frau an dem Blumenstand am Eingang
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