Ludlum Robert - Covert 02
eines Verräters«, sagte sie bitter.
Sie hatte zwanzig Minuten gebraucht, um zweifelsfrei in Erfahrung zu bringen, dass Juri Danko verschwunden war und dass man nicht wusste, wo er sich aufhielt. Nur die Amerikaner, verdammt sollen sie sein, wissen, dass er tot ist!
»Formal betrachtet war dieser Danko ein Verräter«, nickte Kirov. »Aber du musst doch auch das Dilemma erkennen, in dem er sic h befand: Was wäre gewesen, wenn er zu seinem Vorgesetzten gegangen wäre, oder vielleicht auch zu jemandem weiter oben in der Hierarchie, und sich dann herausgestellt hätte, dass der Betreffende selbst Teil dieser ›Verschwörung‹ ist? Dann wäre Danko dennoch tot, und wir würden gar nichts wissen.«
Kirov starrte durch die Panzerglasscheiben auf die vorbeihuschenden Straßenlaternen hinaus. »Du kannst mir glauben, ich hoffe inständig, dass die Amerikaner sich täuschen«, sagte er dann leise. »Mir wäre nichts lieber als Smith zeigen zu können, dass Bioaparat völlig sicher ist und dass er Opfer eines raffinierten Betrugsmanövers geworden ist. Aber solange ich das nicht kann, muss ich ihm unterstellen, dass er Recht hat. Das verstehst du doch, Duscha?«
Sie drückte seine Hand. »Besser als du denkst. Schließlich habe ich ja alles, was ich weiß, zu Füßen des Großen Meisters gelernt.«
Die schwere Limousine fuhr durch das Spassky Tor des Kremls und hielt an der Schranke, wo die Ausweise der Passagiere überprüft wurden. Ein paar Minuten später führte man Kirov und Teljegin in den Flügel des Kremls mit dem Apartment des Präsidenten und seinen Arbeitsräumen.
»Ich warte wohl besser hier«, sagte Lara Teljegin, als sie in der großen Kuppelvorhalle standen, die Peter der Große gebaut hatte. »Es wird bestimmt noch weitere Informationen über Danko geben, die ich inzwischen erhalten könnte.«
»Ja - ich hoffe da vor allem auf Smith«, erwiderte Kirov. »Aber im Augenblick, denke ich, ist es Zeit, dass du dich daran gewöhnst, vor deinen höchsten zivilen Vorgesetzten zu treten.«
Teljegin hatte Mühe, ihre Verblüffung und ihre Unsicherheit zu verbergen, als sie dem Sicherheitsbeamten über die breite Treppe nach oben folgten. Man führte sie in eine elegant eingerichtete Bibliothek, wo vor einem knisternden Kaminfeuer eine in einen dicken Morgenrock gehüllte Gestalt saß.
»Oleg Iwanowitsch, ich hoffe, Sie haben einen guten Grund, um einem alten Mann den Schlaf zu rauben.«
Viktor Potrenkos Patriziergestalt erhob sich, und er schüttelte Kirov die Hand.
»Darf ich Ihnen meine Adjutantin, Leutnant Lara Teljegin, vorstellen«, sagte Kirov.
»Leutnant Teljegin«, murmelte Potrenko. »Ich habe Gutes über Sie gehört. Bitte, nehmen Sie Platz.«
Lara hatte das Gefühl, dass Potrenko ihre Hand ein wenig länger als nötig festhielt. Vielleicht stimmten die Gerüchte, dass der fünfundsiebzig Jahre alte Präsident eine Schwäche für junge Frauen, ganz besonders Ballerinen, habe.
Als sie Platz genommen hatten, fuhr Potrenko fort: »So, was ist jetzt eigentlich mit Bioaparat los?«
Kirov berichtete schnell und knapp über sein Gespräch mit Smith. »Ich glaube, wir müssen das sehr ernst nehmen«, schloss er.
»Tun Sie das?«, sinnierte Potrenko. »Leutnant Teljegin, was meinen Sie dazu?«
Lara war bewusst, dass ihre Antwort sehr wohl für ihre künftige Karriere entscheidend sein konnte. Aber sie wusste auch, dass die beiden Männer, die da vor ihr saßen, sich meisterhaft darauf verstanden, auch das zu hören und zu begreifen, was sie nicht sagte, jede Nuance in ihrem Tonfall. Sie würden jede Lüge und jede Zweideutigkeit schneller entdecken als ein Falke einen Hasen erspäht.
»Ich fürchte, ich muss den Teufelsadvokaten spielen, Herr Präsident«, sagte sie und erklärte dann, welche Zweifel sie nach wie vor plagten.
»Gut gesprochen«, lobte sie Potrenko. Er wandte sich Kirov zu. »Diese Mitarbeiterin müssen Sie sich halten.«
Er machte eine kurze Pause. »Was sollen wir also tun? Einerseits bringt es den Amerikanern überhaupt nichts ein, wenn sie uns auf eine falsche Fährte locken. Andererseits tut es weh, wenn man sich vorstellen muss, dass ein Diebstahl dieser Größenordnung vor unserer Nase geschehen kann - ohne dass wir das überhaupt merken.«
Potrenko stand auf, trat näher an das Kaminfeuer und wärmte seine Hände. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er schließlich wieder das Wort ergriff. »Wir haben doch in der Nähe von Vladimir ein Ausbildungslager für Speznaztruppen, nicht
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