Ludlum Robert - Covert 02
würde für sich bleiben, würde nicht versuchen, etwa am Leid seines Nachbarn teilzunehmen.
Beria suchte den hinteren Teil des Busses auf, sein Ziel war die lange Sitzbank, die quer über das Fahrzeug verlief. Er kuschelte sich in die Ecke und hörte das Mahlen des Getriebes, als der Fahrer im Rückwärtsgang anfuhr. Kurz darauf wurde das Motorengeräusch leiser, und er schlief endlich ein.
Smith und Kirov brauchten eine halbe Stunde, um sich die Bänder mit den Passagieren der drei Flüge nach Westeuropa anzusehen.
»Vier mögliche Kandidaten«, sagte Smith. »Das ist mein Ergebnis.«
Kirov nickte. »Keine deutliche Ähnlichkeit mit Beria, bloß Gesichter, die wir nicht ganz definieren konnten.«
Smith sah auf die Uhr in der Kommandozentrale. »Die erste Maschine, Swissair 110, wird Zürich in zwei Stunden erreichen.«
»Wir sollten die Gespräche führen«, sagte Kirov bedächtig.
Seit der Terrorismus in den achtziger Jahren seinen Höhepunkt erreicht hatte, gibt es Pläne nicht nur für den Umgang mit Hijackers, die Bomben mit sich führen, sondern auch für solche, die mit chemischbiologischen Waffen ausgestattet sind. Kirov nahm mit seinen Kollegen Kontakt bei der Schweizer Polizei, dem Deuxieme Büro in Paris und bei M15 in England auf. Als die Vertreter der drei Behörden bereit waren, gab er Smith ein Zeichen, der auf einer separaten Leitung mit Nathaniel Klein sprach. Dann schaltete er Klein in das Konferenzgespräch, ohne die anderen davon zu informieren, dass der Amerikaner mithörte.
»Gentlemen«, begann er. »Hier ist ein Problem, das auf uns zukommt.«
Kirov hielt sich nicht mit der Vorgeschichte der Krise auf; er sagte seinen Zuhörern, was sie im Augenblick wissen mussten. Jede Minute, die sie jetzt vergeudeten, bedeutete weniger Zeit für die notwendigen Vorbereitungen.
»Sie sagen, es wäre möglich, aber keineswegs sicher, dass dieser Beria sich an Bord unseres Fluges befindet«, meinte der Franzose. »Gibt es für Sie eine Möglichkeit, Gewissheit herzustellen?«
»Ich wünschte, die gäbe es«, erwiderte Kirov. »Aber wenn ich Beria nicht innerha lb der nächsten zwei Stunden finde, müssen wir von der Annahme ausgehen, dass er es an Bord eines dieser Flugzeuge geschafft hat.«
»Was ist mit seiner Akte?«, fragte der stellvertretende Direktor von M15. »Wie man mir sagt, haben zumindest wir verdammt wenig über diesen Burschen.«
»Alles, was wir haben, leiten wir mit sicherer E-Mail weiter«, antwortete Kirov.
»Weiß Beria, dass Sie ihm zum Flughafen gefolgt sind?«, fragte der Schweizer. »Könnte es sein, dass er bereits ahnt, dass man ihm auf der Spur ist? Ich frage das, weil wir unbedingt wissen müssen, womit wir es zu tun haben: Hat Beria Anlass, seine Bio-Waffe in der Luft freizusetzen?«
»Beria agiert als Kurier, nicht als Terrorist«, erklärte Kirov. »Es liegt in seinem finanziellen Interesse, das, was bei Bioaparat gestohlen wurde, auszuliefern. Er ist weder Ideologe noch Märtyrer.«
Die drei Europäer fingen an darüber zu diskutieren, wie sie der auf sie zukommenden Krise am besten begegnen könnten. Die Alternativen, die ihnen zur Verfügung standen, waren gering, die Wahl, die sie treffen würden, vorhersehbar.
»Da der erste Flug auf unserem Territorium landet, fängt es mit uns an«, sagte der Schweizer. »Wir werden die Sache als potenzielle terroristische Bedrohung behandeln und geeignete Maßnahmen ergreifen. Falls Beria sich in diesem Flugzeug befindet, wird er mit allen verfügbaren Mitteln unschädlich gemacht. Wir werden Personal und Gerät bereitstellen, um den Pockenerreger sicherzustellen.«
Er hielt kurz inne. »Oder um uns damit nach besten Kräften auseinander zu setzen, falls es zur Kontamination kommen sollte. Wenn wir andererseits feststellen, dass Beria sich nicht an Bord befindet, werden wir das sofort allen mitteilen.«
»Besser früher als sofort, mon Dieu«, sagte der Franzose. »Die Air France Maschine erreicht Paris bereits fünfundsiebzig Minuten nach der Ankunft der Maschine in
Zürich.«
»Ich schlage vor, dass wir eine Standleitung einrichten,
um die weitere Entwicklung überwachen zu können«, warf
der Engländer ein. »Auf diese Weise können wir den
Eliminationsprozess verfolgen - falls es einen gibt.« »Auf eines möchte ich Sie hinweisen, London«, meldete
Kirov sich zu Wort. »Die Maschine ist zwar in Ihre
Hauptstadt unterwegs, aber es handelt sich um ein
amerikanisches Flugzeug und eine amerikanische Crew.
Ich bin
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