Ludlum Robert - Covert 02
Kronjuwelen
aufbewahren und wie wir sie bewachen.«
»Wollen Sie damit andeuten, dass jemand in diesem
Land hinter dem Diebstahl in Russland stehen könnte?« »Die Erreger befinden sich jetzt in den USA, Mr.
President. Der Mann, der die Viren gestohlen hat, und der
Mann, der sie ins Land gebracht hat - sie sind jetzt beide
tot, von jemandem ermordet, der bis vor kurzem im
Westen praktisch unbekannt war. Nein, eine Verbindung
zur arabischen Welt besteht da ganz sicher nicht.
Bedenken Sie bitte auch, dass das Material, mit dem wir es
zu tun haben, nicht nur äußerst gefährlich ist, sondern dass
man auch hochmoderne Laboranlagen braucht, um daraus
eine Biowaffe herzustellen. Außerdem ist Militärpersonal
der USA im Spiel, zumindest am Rande.«
»Militärpersonal?«, wiederholte der Präsident verblüfft. Klein wies auf Smith, worauf dieser dem Präsidenten das
Geschehen in Palermo schilderte.
»Ich werde mich über diese beiden Soldaten und ihre
Vergangenheit informieren«, sagte Klein und hielt dann
kurz inne. »Aber um Ihre Frage zu beantworten - ja, es ist
sehr wahrscheinlich, dass jemand in diesem Land hinter
dem Ganzen steht.«
Der Präsident brauchte einen Augenblick, um das zu
verarbeiten. »Ungeheuerlich«, flüsterte er dann. »Einfach
unvorstellbar. Mr. Klein, wenn wir wüssten, warum diese
Leute die Erreger in ihren Besitz bringen wollten, könnten
wir dann daraus nicht schließen, was sie vorhaben,
vielleicht sogar wer sie sind?«
»Ja, das könnten wir, Mr. President«, nickte Klein
betreten. »Aber dieses ›warum‹ ist uns ebenso ein Rätsel
wie alles andere, was bisher geschehen ist.«
»Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe. Wir
haben es mit der Gefahr einer möglichen Seuche irgendwo
im Bereich von Washington D.C. zu tun. Und dann gibt es
einen Killer, der auf freiem Fuß ist…«
»Mr. President«, fiel Smith ihm ins Wort, »dieser Killer
ist möglicherweise unsere beste Chance.«
»Würden Sie mir das bitte näher erklären, Mr. Smith?« »Die Verschwörer haben die beiden Männer beseitigt,
von denen wir möglicherweise etwas hätten erfahren
können. Sie haben ihren eigenen Killer zu genau diesem
Zweck hierher gebracht. Und ich denke, den halten sie
sich in Reserve, für den Fall, dass es weitere schmutzige
Arbeit für ihn gibt.«
»Und was wollen Sie damit sagen?«
»Beria ist unser letztes Bindeglied zu den Verschwörern,
Mr. President. Wenn wir ihn finden und ihn lebend in die
Hand bekommen, wäre es möglich, dass wir aus ihm
genügend herausbekommen, um in Erfolg versprechender
Richtung weiter suchen zu können.«
»Aber eine groß angelegte Jagd auf diesen Killer birgt
doch die Gefahr, dass etwas an die Öffentlichkeit gelangt.
Möglicherweise verscheuchen wir ihn damit sogar.« »Möglicherweise«, räumte Klein ein. »Aber eines
spricht dagegen: Beria hat am helllichten Tag und mitten
auf der Straße in Washington einen Menschen ermordet.
Damit ist er nicht länger ein Terrorist, sondern ein ganz
gewöhnlicher Mörder. Wenn wir eine Verbindung
zwischen ihm und dem Mord herstellen, macht die Polizei
in fünf Staaten Jagd auf ihn.«
»Noch einmal: Würde ihn das nicht dazu veranlassen,
sich noch besser zu verstecken? In den Untergrund zu
gehen, sozusagen?«
»Eigentlich nicht. Beria und die Männer, die ihn steuern,
gehen bestimmt davon aus, dass sie genau wissen, wie
gegen ihn vorgegangen wird. Und sie würden sich sicher
fühlen, weil sie darauf vertrauen könnten, dass ihnen ganz
klar ist, welche Schritte die Polizeibehörden als Nächste
unternehmen. Und noch eines, wenn wir bei der Suche nach Beria jede Publicity vermeiden wollten und die Verschwörer keine Ahnung hätten, welche Maßnahmen wir ergreifen, könnten sie zu dem Schluss gelangen, dass die Gefahr, die in seiner Festnahme liegt, größer ist als der Nutzen, den sie sich noch von ihm versprechen«, fügte Smith hinzu. »In dem Fall würde er genauso enden wie
Yardeni und Treloar.«
»Das leuchtet mir ein, Mr. Smith«, nickte der Präsident.
»Ich nehme an, Sie haben einen Plan in Hinblick auf
Beria?«
»Ja, allerdings«, nickte Smith und begann dann, diesen
Plan darzulegen.
Inspektor Marco Dionetti von der Questura in Venedig trat elegant wie immer von der Polizeibarkasse auf die Anlegestelle vor seinem Palazzo. Er erwiderte die Ehrenbezeugung des Beamten und blickte dann dem Boot nach, als dieses zwischen den hell beleuchteten Fahrzeugen auf dem Kanal verschwand.
Am Eingang schaltete Dionetti die Alarmanlage ab,
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