Ludlum Robert - Covert 02
Jaunich.
»Natürlich.«
Jaunich ging Bauer in einen Zwischenstock voraus, wo man aus einem Raum mit Glaswänden die Dekontaminationskammern und das Labor überblicken konnte. Von diesem Aussichtspunkt aus sah Bauer zu, wie die beiden Männer den Behälter von einer Kammer in die nächste beförderten. Das Ganze nahm nur wenige Minuten in Anspruch.
Als das Team schließlich das Labor erreicht hatte, öffneten sie den Behälter. Bauer beugte sich vor und sprach in ein Mikrofon: »Größte Vorsicht, wenn ich bitten darf«, warnte er die beiden Männer.
»Ja, Herr Direktor«, hallte es blechern aus den Lautsprechern.
Bauer spürte wie seine Muskeln sich spannten, als die beiden in die Stickstoffwolke griffen und langsam die Trommel mit den Ampullen aus dem Behälter hoben. Im Hintergrund öffnete sich die Tür zu der Kühlkammer, die sich nur wenig von dem Cola-Automaten bei Bioaparat unterschied.
»Wir haben nicht viel Zeit«, murmelte Bauer. »Ist das restliche Team bereit?«
»Mehr als nur bereit«, versicherte ihm Jaunich. »Der ganze Vorgang wird in nicht einmal acht Stunden abgeschlossen sein.«
»Sie werden damit ohne mich beginnen«, erklärte Bauer. »Ich möchte mich jetzt zurückziehen und komme dann später zum Rekombinationsprozess zurück.«
Jaunich nickte. Es lag nahe, dass Bauer am Anfang dieser Prozedur hatte teilnehmen wollen, schließlich würde die Nachwelt das, was hier geschah, einmal als einen Meilenstein der Biotechnik bezeichnen. Aber die Begleitumstände, die erforderlich gewesen waren, um die Erreger hierher zu bringen - worin auch immer sie bestanden haben mochten -, hatten den älteren Wissenschaftler ganz offensichtlich ziemlich mitgenommen. Er brauchte daher Ruhe, bevor er sich der hektischen Laboratmosphäre aussetzen konnte.
»Sie können sich darauf verlassen, dass wir jeden Schritt der ganzen Prozedur auf Videoband aufzeichnen, Herr Direktor.«
»Ja, wie es sich gehört«, nickte Bauer. »Was wir heute hier schaffen werden, ist noch nie zuvor versucht worden. Die Russen bei Bioaparat waren dazu nicht fähig. Und die Amerikaner haben zu viel Angst, um es auch nur zu probieren. Überlegen Sie doch, Jaunich: Die ersten Schritte in der genetischen Veränderung einer der größten Geiseln der Menschheit, der Anfang einer Umwandlung, die alle Impfstoffe der Vergangenheit und der Gegenwart wirkungslos macht! Und das Ergebnis? Die perfekte Waffe.«
»Eine Waffe, für die es nur ein Gegenmittel gibt«, führte Jaunich den Gedanken zu Ende. »Strengste Quarantäne.«
Bauers Augen leuchteten. »Genau! Da es keine bekannten Gegenmittel gibt, muss jedes betroffene Land sofort seine Grenzen schließen. Nehmen Sie beispielsweise den Irak. Bagdad reagiert nicht auf die Warnung, gewisse Maßnahmen zu unterlassen. Man führt unsere kleine Prinzessin in die Wasserversorgung oder in den Nahrungskreislauf ein. Leute stecken sich mit der Krankheit an, die Zahl der Toten wächst schnell und steigert sich ins Gigantische. Die Bevölkerung will fliehen, aber die Grenzen sind dicht. Es hat sich herumgesprochen: Jeder Iraker muss als angesteckt betrachtet werden. Selbst diejenigen, die versuchen, über die Berge zu entkommen, würden gejagt und getötet werden.«
Bauer breitete die Hände aus wie ein Zauberkünstler, der eine weiße Taube aufsteigen lässt. »Pfft! Mit einem einzigen Schlag ist der Feind erledigt. Er kann nicht kämpfen, weil es keine Armee mehr gibt. Er kann keinen Widerstand leisten, weil seine Infrastruktur zusammengebrochen ist. Er kann nicht an der Macht bleiben, weil diejenigen Bewohner seines Landes, die die Seuche überlebt haben, sich gegen ihn stellen werden. Ihm bleibt also keine andere Wahl als bedingungslose Kapitulation.«
»Oder flehentliche Bitten um Impfstoffe«, meinte Jaunich.
»Die aber auf taube Ohren stoßen werden, da es keinen Impfstoff gibt.«
Bauer genoss den Augenblick sichtlich. »Wenigstens wird man das den Opfern sagen.«
Er lächelte. »Aber eines nach dem anderen: Die Proben müssen für die Rekombination vorbereitet werden. Wenn alles gut geht, können wir ja sehen, wie es um ein Gegenmittel steht.«
Er legte Jaunich die Hand auf die Schulter und drückte zu. »Ich überlasse das jetzt Ihren fähigen Händen. Wir sehen uns dann in ein paar Stunden wieder.«
Einige Zeitzonen weiter östlich in Houston ließ Megan Olson ihren kirschroten Mustang auf dem für die Angehörigen des Shuttle Teams reservierten NASAParkplatz ausrollen. Sie sperrte den Wagen ab und
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