Ludlum Robert - Covert 02
vorgehen wollte. Klein überlegte einen Augenblick. »Das sagt mir im
Großen und Ganzen zu«, meinte er schließlich. »Aber es
gibt da ein paar Punkte, die Außenstehenden recht
schwierig zu verkaufen sein dürften.«
»Ich wüsste nicht, dass wir eine andere Wahl hätten,
Sir.«
Bevor Klein antworten konnte, wurde von seiner
Sekretärin ein Anruf durchgestellt. Smith sah, wie es in
seinen Augen aufleuchtete, als er zuhörte.
Er legte die Hand über die Sprechmuschel und flüsterte:
»Man hat Treloar mit BOLO festgenagelt!«
Smith beugte sich sichtlich erfreut in seinem Sessel vor,
sah aber, wie Kleins Miene sich wieder verdüsterte. »Sind Sie sicher?«, fragte er und dann, nach einer kurzen
Pause: »Keine Zeugen? Niemand hat etwas gesehen?« Er lauschte weiter und entschied dann: »Ich möchte den
Bericht der Ermittler und die Fotos vom Tatort sofort per
Fax auf meinem Schreibtisch haben. Und, ja, BOLO kann
abgepfiffen werden.«
Der Hörer krachte auf die Gabel.
»Treloar«, sagte Klein und knirschte mit den Zähnen.
»Die Cops haben ihn am Volta Place in der Nähe der
Wisconsin erstochen aufgefunden.«
Smith schloss die Augen und sah den verängstigten
kahlköpfigen Mann mit den seltsamen Augen vor sich. »Ein Irrtum ist ausgeschlossen?«
»Bei der Leiche hat man einen Pass und sonstige
Ausweispapiere gefunden. Er ist es zweifellos. Jemand hat
ihm aus nächster Nähe ein Stilett ins Herz gestoßen. Die
Polizei sagt, es sei ein Überfall gewesen.«
»Ein Überfall… Hat man bei der Leiche etwas gefunden,
eine Reisetasche?«
»Nichts.«
»Ist er beraubt worden?«
»Geld und Kreditkarten waren verschwunden.« »Aber nicht seine Brieftasche oder sein Pass. Die hat
man ihm gelassen, um die Identifizierung zu erleichtern.« Smith schüttelte den Kopf. »Beria. Derjenige, der
Treloar eingesetzt hatte, wusste, dass er ein schwaches
Glied in der Kette war. Sie haben Beria dazu benutzt, ihn
zu beseitigen.«
»Und wer sind ›sie‹…?«
»Das weiß ich nicht, Sir. Aber die Übergabe hat
stattgefunden. Jetzt haben ›sie‹ die Erreger. Treloar wurde
nicht mehr gebraucht.«
»Beria…«
»Deshalb ist Beria nach St. Petersburg gefahren, und
deshalb hat er die Finnair Maschine genommen. Das war
keine Flucht. Er ist hierher gekommen, um das schwache
Glied zu eliminieren.«
»Das hätte doch jeder andere auch tun können.« »Die Exekution? Ja. Aber wäre es denn nicht besser,
einen Mann einzusetzen, der uns unbekannt ist - oder
zumindest war? Wir besitzen eine Beschreibung, aber
keine Fingerabdrücke, kennen seine Methoden nicht. Beria
ist die perfekte Wahl, weil er für uns ein völlig
unbeschriebenes Blatt ist. Gibt es denn eine bessere
Tarnung für einen Auftragskiller?«
»Dann hat also in Scheremetjevo doch ein Austausch
stattgefunden?«
Smith nickte. »Treloar hatte die Erreger die ganze Zeit
bei sich.«
Er schüttelte den Kopf. »Und ich saß keine zehn Meter
von ihm entfernt.«
Ohne den Blick von Smith zu wenden, griff Klein nach
dem Telefon. »Wir wollen den Präsidenten nicht warten
lassen.«
Smith war überrascht, den Präsidenten in Freizeitkleidung und formloser Umgebung anzutreffen. Nachdem Klein ihn vorgestellt hatte, sagte Castilla: »Ihr Ruf geht Ihnen
voraus, Colonel Smith.«
»Vielen Dank, Mr. President.«
»Nun, wie ist die neueste Entwicklung?«
Klein berichtete von dem Mord an Adam Treloar und
erläuterte die Folgerungen, die daraus zu ziehen waren. »Treloar«, sagte der Präsident. »Können Sie sich
vorstellen, dass Sie über ihn einen Hinweis auf die
restlichen Verschwörer bekommen werden?«
»Ganz bestimmt nehmen wir sein ganzes Leben unter
die Lupe«, erwiderte Klein. »Aber viel Hoffnung habe ich
nicht. Die Leute, mit denen wir es hier zu tun haben,
waren in der Wahl ihrer Verbündeten äußerst vorsichtig.
Der in Russland - Yardeni hat uns keinerlei Hinweise auf
seine Hintermänner geliefert. Und bei Treloar kann es
durchaus genauso sein.«
»Kommen wir doch noch einmal auf diese ›Leute‹
zurück, von denen Sie sprechen. Glauben Sie, dass es sich
um ausländische Staatsangehörige handelt? Jemanden wie
Osama Bin Laden?«
»Das ist nicht Bin Ladens Handschrift, Mr. President.« Klein sah zu Smith hinüber. »Die Tatsache, dass die
Hand der Verschwörer so weit reicht - von Russland bis
zur NASA in Houston -, deutet auf einen ausnehmend
hohen Kenntnisstand hin. Das ist jemand, der ebenso mit
unserer Arbeitsweise wie mit der der Russen vertraut ist,
jemand der weiß, wo wir unsere
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