Ludlum Robert - Covert 03
angewiderten Ausdruck, als dieser die Waffe musterte und vor sich hin brummte: »Es gibt Dinge, die ich nie lernen wollte.« Er seufzte gequält. »Natürlich verstehe ich, wie dieser primitive Apparat funktioniert. Ein Kinderspiel.«
Marty enttäuschte ihn nicht. Als Peter ihn aufforderte zu schießen, nickte Marty und drückte ab. Die Waffe schlug heftig zurück, und Marty hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Die Schussfolge, die er abgab, zerfetzte Blätter und Fichtennadeln, riss Borke von Bäumen, zersägte Äste und richtete so viel Unheil an, dass die Angreifer einen Augenblick lang zum Stillstand kamen. Und genau diesen Augenblick hatte Peter gebraucht, um sich davonzuschleichen und Hilfe zu holen.
Peter sah sich selbst gerne als friedliebenden Zeitgenossen, hatte aber in Wahrheit großen Spaß daran, wenn um ihn herum die Fetzen flogen. In seiner Vorstellung war er einfach eine alte englische Bulldogge, der es Vergnügen bereitete, die Zähne in etwas zu schlagen, das sich lohnte. Jetzt lehnte er sich über das Seitengitter des Betts und meinte zu Marty gewandt: »Ein natürliches Kampftalent warst du, so wie eine Ente das Wasser liebt! Ehrlich.« Das war zwar ein gutes Stück von der Wahrheit entfernt, aber eine jener Bemerkungen, die Marty gewöhnlich zu einer heftigen Reaktion reizten.
Peter wartete und hoffte, dass Marty die Augen aufschlagen und dass er irgendetwas Beleidigendes sagen würde. Als nichts dergleichen geschah, drehte er sich um und sah Dr. Dubost an, der am Fußende des Bettes stand und Informationen in Martys Computerdatei eingab. Peter hob fragend die Augenbrauen.
»Ein kleiner Rückfall«, erklärte der Arzt. »Damit muss man immer rechnen.«
»Und solche Rückfälle werden mit der Zeit seltener werden?«
» Oui . Dafür sprechen alle Anzeichen. Aber jetzt muss ich gehen, Monsieur, andere Patienten warten auf mich. Bitte setzen Sie unbedingt Ihr Gespräch mit Dr. Zellerbach fort. Ihre muntere Art ist erfrischend und wird für ihn bestimmt hilfreich sein.«
Peter sah Dr. Dubost finster an. »Muntere Art« schien ihm nicht ganz die richtige Formulierung zu sein, aber schließlich waren die Franzosen ja stets ein wenig durcheinander, wenn es darum ging, bestimmte Dinge zu verstehen. Er murmelte ein höfliches Adieu und wandte sich wieder Marty zu.
»Endlich allein«, meinte er und fühlte sich plötzlich müde und sehr beunruhigt.
Er hatte im Flugzeug von Madrid die meiste Zeit gedöst und auf diese Weise mehr Gelegenheit zum Schlafen gehabt, als das sonst bei Einsätzen der Fall war, aber die Sorge nagte dennoch ständig an ihm. Ständig dachte er über den Halbmondschild nach und darüber, dass es sich vermutlich um eine panislamische Organisation handelte. An Ländern in der Dritten Welt, die die Vereinigten Staaten und in geringerem Maße auch Großbritannien hassten, herrschte wahrlich kein Mangel. Alle behaupteten, der Kapitalismus füge ihnen Schaden zu und die Globalisierung nehme keine Rücksicht auf örtliche Sitten und Geschäfte, sondern zerstöre die Umwelt, und darüber hinaus würden die beiden englisch sprechenden Länder mit ihrer kulturellen Arroganz jede Art von feinfühligem Protest einfach niederwalzen. Er musste an den alten ausgekochten Tory Winston Churchill denken, der unverhohlen – und durchaus richtig – erklärt hatte, die Regierung Seiner Majestät pflege ihre Politik und ihre Maßnahmen nicht vom Belieben der jeweiligen Eingeborenen abhängig zu machen. Ob der Halbmondschild nun eine fundamentalistische Organisation war oder überhaupt nichts mit Religion zu tun hatte, machte ihm wesentlich weniger Sorge als die Armut, durch die so viel Terrorismus auf der Welt ausgelöst wurde.
Die Stimme, die ihn aus seinen Gedanken riss, war nicht die Martys: »Du konntest wohl nicht auf mich warten?«
Peter griff automatisch nach seiner Waffe und drehte sich um. Dann lockerten sich seine Muskeln wieder. Es war Randi Russell, die das Zimmer betrat, die Ausweispapiere, die sie der Wache an der Tür gezeigt hatte, noch in der Hand.
»Wohin bist du denn verschwunden, wenn ich fragen darf?«, erkundigte sich Peter mit leichtem Tadel in der Stimme.
Randi steckte ihre Ausweise weg, und Peter ging ihr ein Stück entgegen. Sie berichtete, was sie seit ihrer Trennung in Madrid gesehen und getan hatte. Das sexy Flamenco-Outfit, das sie Peter schilderte, war verschwunden, sie trug jetzt eine unauffällige lange Hose, ein weißes Hemd mit Button-downKragen und ein eng
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