Ludlum Robert - Covert 03
erreicht hatte, hörte sie, wie sich die Kellertür hinter ihr öffnete. Sie legte einen Spurt ein und verfluchte im Stillen ihre hohen Absätze, die sie behinderten. Doch sie rannte entschlossen weiter auf die Straße zu, rechnete damit, jeden Augenblick hinter sich Schüsse und Schritte zu hören.
Aber sie kamen nicht. Offenbar war sie schnell genug gewesen, und man hatte sie nicht entdeckt. Tief atmend, sah sie sich um. Keine Spur von Abu Auda zu sehen. Sie wurde langsamer, verbarg ihre MP5K wieder unter ihrem weiten Rock und trat auf die Straße hinaus. Einen Augenblick lang stieg Erregung in ihr auf, als sie Abu Auda wieder entdeckte. Er näherte sich der Kreuzung …, aber die dort stationierte Polizei hielt ihn auf. Jede Faser in ihr brannte darauf, ihn in ihre Gewalt zu bringen und auszufragen, doch sie musste hilflos zusehen, wie einer der Beamten seine Papiere überprüfte, dies aber nur sehr oberflächlich tat. Schließlich konnte ein Schwarzer mit spanischen Papieren ja kein arabischer Terrorist sein.
Randi hastete durch die gelben Lichtpfützen der Straßenlaternen, aber die Polizisten hatten Abu Auda bereits weitergehen lassen. Jetzt drehte einer der Uniformierten sich um und musterte sie mit grimmigem Blick. Sie war die Nächste. Doch sie fürchtete die Fragen der Beamten nicht, schließlich hatte sich die CIA mit ihren Papieren Mühe gegeben. Nur die Verzögerung, die die Befragung mit sich brachte, störte sie.
Während sie zusah, wie Abu Auda um die Ecke bog und verschwand, überlegte sie fieberhaft und begann dann sich aufreizend in den Hüften zu wiegen. Sie tänzelte auf die Polizisten zu, die beste Carmen-Imitation, zu der sie fähig war, ihre Absätze klapperten dabei rhythmisch auf der Straße.
Als sie näher kam, weiteten sich die Augen der Polizisten interessiert. Sie lächelte, blinzelte den Männern kokett zu und schwenkte den Rock, dass man einen kurzen Blick auf ihr Höschen erhaschen konnte, aber nicht hoch genug, um die Waffe sehen zu lassen, die vorne herunterhing. Die Männer grinsten und pfiffen bewundernd, als sie an ihnen vorbeitänzelte, den Atem anhielt und spürte, wie ihr Herz wie wild schlug. Einer fragte sie nach ihrer Telefonnummer. Kokett blinzelnd, erfand sie eine Nummer und gab sie ihm.
Als seine Kollegen ihm anerkennend auf die Schulter klopften, tänzelte sie davon, um dieselbe Ecke, um die Abu Auda sich entfernt hatte. Und blieb stehen, sah sich um, suchte die Straße nach ihm ab. Doch der Schwarze war nirgends zu sehen. Sie hatte den Polizeiposten schneller als er passiert, aber nicht schnell genug. Enttäuscht ging sie weiter, blickte nach allen Seiten, bis sie schließlich die nächste Kreuzung erreichte und sich mit der Erkenntnis abfinden musste, dass sie zu langsam gewesen war.
Sie winkte sich ein Taxi heran und forderte den Fahrer auf, sie zum Flughafen zu bringen. Auf dem dunklen Rücksitz sitzend, ließ sie sich durch den Kopf gehen, was sie erfahren hatte: Erstens – der schwarze Anführer des Halbmondschildes aus dem Stamm der Fulani hieß Abu Auda und sprach spanisch und arabisch. Zweitens – was auch immer der Halbmondschild plante, es waren massive Aktionen. Drittens – und das beunruhigte sie am meisten – diese Aktionen würden bald geführt werden. Sehr bald.
19
Paris Donnerstag, 8. Mai
Man hatte Marty Zellerbach in dem ultramodernen PompidouHospital in einem Einzelzimmer untergebracht, dessen Tür ständig von Fremdenlegionären bewacht wurde. Peter Howell zog sich einen Stuhl an Martys Bett und meinte vergnügt: »Also, ich muss schon sagen, alter Freund, da hast du dich ja in ein ganz schönes Schlamassel hineingeritten. Man darf dich wirklich nicht zu lange allein lassen, was? Ja, das stimmt … Howell. Peter Howell, der dir alles beigebracht hat, was du über Schusswaffen weißt. Oh, jetzt versuch bloß nicht, das zu leugnen oder gar zu behaupten, dass Waffen vulgär und dumm sind. Ich weiß, dass das nicht so ist.« Er hielt schmunzelnd inne und erinnerte sich …
Es war Nacht gewesen, kohlschwarze Nacht in einem öffentlichen Park ein Stück außerhalb von Syrakus, im BundesStaat New York. Er und Marty waren in seinem Wohnwagen am Waldrand von bezahlten Killern umzingelt worden, die bereits sämtliche Fenster zerschossen hatten. Er warf Marty ein Sturmgewehr zu. »Wenn ich sage, zielen, dann drückst du einfach ab, mein Junge. Du musst dir vorstellen, dass die Knarre so einfach wie ein Joystick zu bedienen ist.«
Er sah Martys
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