Ludlum Robert - Covert 03
sterben?«
»Angst zu sterben? Nein, Schwarzer. Das ist es nicht, überhaupt nicht. Wir sind heute geschlagen worden. Aber das ist nur heute. Es wird bessere Zeiten geben. Sinnlos zu sterben, ist jedoch eine Beleidigung für den Islam.«
Eine dritte Stimme meinte verächtlich: »Du zitterst wie ein furchtsames Weib, Ibrahim.«
Und eine vierte: »Ich stehe neben Ibrahim. Er hat seinen Mut bewiesen, und zwar in mehr Jahren, als du schon gelebt hast. Wir sind Krieger, keine Fanatiker. Sollen die Mullahs und Imams von Dschihad und Märtyrertum faseln. Ich spreche vom Sieg, und ein spanisches Gefängnis hat für jene, die für Allah den Kampf fortsetzen wollen, viele Türen.«
Die tiefe Stimme fragte ruhig: »Dann willst du dich also ergeben? Und du auch, Ibrahim? Und Ali auch?«
»Das wäre nur klug«, erklärte die erste Stimme, Ibrahim, mit einem Unterton der Angst. »Mauritania wird einen Weg finden, uns schnell zu befreien, weil er all seine Kämpfer braucht, um seinen Vernichtungsschlag gegen unsere Feinde zu führen.«
Die verächtliche Stimme klang ungeduldig. »Ihr wisst, dass keine Zeit ist, irgendeinen von uns zu befreien. Wir müssen uns jetzt wie Männer den Weg nach draußen freikämpfen oder für Allah sterben.«
Ein dreimaliges leises Schnalzen beendete den Streit der drei. Schüsse aus einer Waffe mit Schalldämpfer. Wahrscheinlich alle aus derselben Waffe. Randi hatte das Gefühl, dass minutenlang Stille herrschte, aber in Wirklichkeit waren es wahrscheinlich nur Sekunden. Ihre MP5K zielte in der Dunkelheit in die Richtung, aus der sie die Schüsse gehört hatte. Sie spürte, wie sich in ihrer Magengrube ein Kloß zusammenzog.
Endlich fragte die Stimme des Mannes, der erklärt hatte, er sei bereit zu sterben: »Du wirst mich also auch töten, Abu Auda? Ich war der Einzige, der es gewagt hat, sich mit dir gegen die drei anderen zu stellen.«
»Deswegen bedauere ich, was ich tun muss. Aber du siehst zu sehr wie ein Araber aus und du sprichst nicht spanisch. Unter den richtigen Umständen kann man jeden Mann zwingen, sein Wissen preiszugeben. Du bist ein Risiko. Ein einzelner schwarzer Mann dagegen wie ich, der spanisch spricht, kann vielleicht entkommen.«
Randi konnte beinahe hören, wie der andere Mann nickte.
»Ich werde Allah in deinem Namen grüßen, Abu Auda. Allah sei gepriesen!«
Der letzte Schuss ließ Randi zusammenzucken. Sie wollte das Gesicht des Mannes sehen, den sie den Fulani genannt hatten, den Schwarzen, der einen Freund ebenso leicht wie einen Feind töten konnte. Abu Auda.
Sie zog sich zurück, als seine Schritte näher kamen, und spürte, wie es ihr eisig über den Rücken lief. Während sie den Geräuschen mit ihrer Waffe folgte, hörte sie ein Ausatmen, fast ein Seufzen der Erleichterung, als sich vielleicht drei Meter zu ihrer Rechten eine Tür in die Nacht öffnete. Mondlicht fiel herein, und sie starrte den Terroristen an, der die Tür geöffnet hatte – einen hünenhaften Schwarzen, der wie ein gewöhnlicher spanischer Arbeiter gekleidet war. Er trat nach draußen und hob sein Gesicht zum Himmel, als würde er ein stummes Dankgebet für seine Freiheit zu Allah schicken. Als er sich umdrehte, um nach dem Türgriff zu greifen, fiel das Licht aus einem Fenster in seine Augen, die in einem seltsamen Braungrün blitzten.
Noch bevor die Tür sich geschlossen hatte, erinnerte sie sich daran, wo sie ihn schon einmal gesehen hatte: Das war der Beduine in dem weißen Umhang, der bei dem Bauernhaus außerhalb von Toledo den Angriff gegen sie geleitet hatte. Jetzt hatte sie auch einen Namen für ihn: Abu Auda. Es drängte sie, ihn zu erschießen, aber sie wagte es nicht. Und außerdem brauchte sie den Mann noch.
Sie drehte sich ruckartig um. Auf der anderen Seite des Kellerraums war wieder ein Lichtschein zu sehen. Die Tür über der Treppe war geöffnet worden, und jetzt kamen laute Schritte die Treppe herunter – die Guardia Civil.
Sie zwang sich, bis zehn zu zählen, und zog dann die Tür auf, durch die Abu Auda den Raum verlassen hatte, sah sich schnell um, trat in einen Hof und zog die Tür hinter sich wieder zu. Irgendwo bellte ein Hund, und draußen auf der Straße rollte ein Auto vorbei. Aber das waren normale Geräusche.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Guardia Civil die Tür finden und sie öffnen würde. Sie rannte auf ein Tor zu, den einzigen Ausgang aus dem Hof, und hoffte auf der anderen Seite den Terroristen zu finden. Als sie draußen eine schmale Seitengasse
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