Ludlum Robert - Covert 03
überlief Marty. »Jetzt hast du mich erwischt.« Dann lächelte er und schien bereit, Peters Existenzberechtigung anzuerkennen. »Na ja, wahrscheinlich gibt es Augenblicke, wo Kämpfen die richtige Reaktion ist.«
»Da hast du verdammt Recht. Ich hätte ja hinausgehen und dich diesen beiden Gorillas überlassen können, damit die dich in hübsche kleine Stückchen zerlegen. Aber du wirst feststellen, dass ich das nicht getan habe.«
Martys Ausdruck veränderte sich völlig. Er starrte den Engländer entsetzt an. »Da hast du Recht, Peter. Ich danke dir.«
»Sehr gut. Wollen wir jetzt zur Sache kommen?«
Peter zierte ein Verband an der Wange, am linken Arm und der linken Hand – das Resultat des heftigen lautlosen Handgemenges in Martys Zimmer im Pompidou-Hospital. Marty war gerade rechtzeitig aufgewacht, um das alles mit anzusehen. Nachdem Peter die beiden Attentäter ins Jenseits befördert hatte, hatte er sich die Uniform eines Pflegers und einen Wäschekorb auf Rädern besorgt, hatte Marty dazu überredet, in den Korb zu klettern, hatte dann Wäsche über ihm aufgetürmt und war in die Pflegeruniform geschlüpft. Die Legionäre an der Tür waren verschwunden, und Peter folgerte daraus, dass man sie entweder bestochen oder ermordet hatte oder dass sie selbst Terroristen waren. Aber wo waren MI6 und die Sûreté? Doch, darüber länger nachzudenken, war keine Zeit.
Von Sorge erfüllt, es könnten noch weitere Extremisten in der Nähe sein, hatte er Marty aus dem Krankenhaus zu seinem Mietwagen gerollt und war in die Privatklinik gefahren, mit derem Leiter, Dr. Lochiel Cameron, Peter seit dem Falklandkrieg befreundet war.
»Natürlich. Du hast gefragt, was in dem Labor vorgefallen ist.« Marty griff sich mit beiden Händen an die Wangen und erinnerte sich. »Du liebe Güte. Ein schreckliches Erlebnis. Émile … du weißt schon, Émile Chambord?«
»Ich weiß, wer er ist. Weiter.«
»Émile hat gesagt, dass er an diesem Abend nicht arbeiten würde. Also hatte ich ebenfalls nicht vor, ins Labor zu gehen. Dann fiel mir ein, dass ich meine Arbeit über Differenzialgleichungen dort gelassen hatte, und die musste ich holen.«
Er hielt inne, und seine Pausbacken zitterten. »Entsetzlich!«
Seine Augen weiteten sich in einer seltsamen Mischung aus Angst und Erregung. »Warte! Da war noch etwas. Ja. Ich will dir … ich will dir alles … alles berichten. Ich habe versucht, dir zu sagen …«
»Wir wissen schon, Marty. Jon war beinahe jeden Tag bei dir. Randi hat dich auch besucht. Was wolltest du uns sagen?«
»Jon? Und Randi auch?« Marty packte Peter am Arm und zog ihn näher zu sich heran. »Peter, hör mir zu. Ich muss dir das sagen. Émile war nicht in dem Labor, aber damit hatte ich natürlich gerechnet. Aber der Prototyp war auch nicht da! Und was das Schlimmste war, auf dem Boden lag eine Leiche. Eine Leiche! Ich bin sofort hinausgerannt und fast bis zur Treppe gekommen, als …« – ein Ausdruck panischer Angst trat in seine Augen – »dieser Ohren zerreißende Knall kam, und dann war mir, als würde mich eine Hand packen und hochheben und mich werfen … und dann habe ich geschrien. Ich weiß, dass ich geschrien habe …«
Peter legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ist schon gut, Marty. Es ist ja vorbei. Du bist ja völlig in Sicherheit. Alles ist vorbei. Und dir fehlt ja nichts.« Vielleicht war es, weil er seine Schulter so fest drückte, vielleicht waren es die beruhigenden Worte oder vielleicht auch nur, dass Marty endlich das berichten konnte, was er seit vier Tagen hatte sagen wollen. Jedenfalls spürte Peter, wie Marty ruhiger wurde. Doch zugleich war er zutiefst enttäuscht. Marty hatte ihm nichts Neues gesagt, nur, dass Chambord und der DNS-Computer nicht in dem Labor gewesen waren, als die Bombe explodierte, dafür aber eine Leiche. Das waren alles Dinge, die sie sich bereits selbst zusammengereimt hatten. Aber wenigstens lebte Marty und befand sich auf dem Weg der Besserung, und dafür war er mehr als dankbar. Er ließ ihn los und sah zu, wie er in die Kissen zurücksank.
Marty lächelte schwach. »Ich nehme an, das Trauma hat mich mehr mitgenommen, als ich zunächst dachte. Man weiß ja nie, wie man reagiert, nicht wahr? Du sagst, ich bin im Koma gelegen?«
»Seit dem Bombenanschlag, Junge.«
Martys Gesicht legte sich in Sorgenfalten. »Wo ist Émile, Peter? Hat er mich auch besucht?«
»In dem Punkt habe ich schlechte Nachrichten. Die Terroristen, die das Pasteur in die Luft gejagt haben,
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