Ludlum Robert - Covert 03
das Kinn auf die Brust gesunken, und hinter ihm stapfen seine zerlumpten Truppen durch den Schnee. Eine schreckliche Niederlage. Ich glaube, es war gleich nach der Schlacht um Moskau. Jetzt frage ich dich, weshalb sollten Terroristen das stehlen? Das war nicht wertvoll. Schließlich war es bloß ein Druck. Nicht das echte Gemälde.«
Peter schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, Marty.«
»Seltsam, nicht wahr?«, sinnierte Marty. Er strich sich über das Kinn und grübelte sichtlich weiter.
Washington, D. C.
Fred Klein saß im Präsidentenschlafzimmer und kaute auf dem Stiel seiner kalten Pfeife herum. In den letzten paar Tagen hatte es Augenblicke gegeben, wo seine Kinnmuskeln so angespannt waren, dass er den Pfeifenstiel beinahe durchgebissen hätte. Er hatte schon andere Krisen von erheblicher Tragweite zu bewältigen gehabt und war häufig der Verzweiflung nahe gewesen, aber etwas wie diese Situation war auch ihm neu.
Es war dieses schreckliche Gefühl völliger Hilflosigkeit, das Wissen, dass es, falls der Feind den DNS-Computer einsetzen wollte, dagegen keinerlei Schutz geben würde. All die mächtigen Waffensysteme, die im Laufe des letzten halben Jahrhunderts mit solcher Sorgfalt und unter so gewaltigen Kosten entwickelt und aufgebaut worden waren, schienen jetzt nutzlos, auch wenn sie den Uninformierten und Fantasielosen ein Gefühl der Sicherheit vermittelten. Am Ende waren ihre Geheimdienste das Einzige, was sie noch hatten. Ein paar Agenten, die, wie ein einzelner Jäger in einer Wildnis, einer undeutlichen, schwachen Spur folgten die den ganzen Planeten umfasste.
Präsident Castilla kam aus seinem Wohnzimmer herein, schlüpfte aus seinem Jackett, lockerte die Krawatte und ließ sich in einen schweren Ledersessel sinken. »Das war Pat Remia in der Downing Street. Anscheinend haben die einen ihrer Spitzengeneräle verloren – General Moore –, und sie glauben, es sei das Werk unserer Terroristen.« Er lehnte sich zurück, ließ den Kopf auf die Sessellehne fallen und schloss die Augen.
»Ich weiß«, sagte Klein. Das Licht hinter ihm spiegelte sich in seinen Augen und betonte sein schütter werdendes Haar und die tiefen Furchen, die sich in sein Gesicht eingegraben hatten.
»Haben Sie gehört, was General Henze von unserer Taktik hält? Unseren Fortschritten?«
Klein nickte.
»Und?«
»Er irrt sich.«
Der Präsident schüttelte den Kopf und schob die Lippen vor. »Ich mache mir Sorgen, Fred. General Henze sagt, er sei in keiner Weise von Smith’ Chancen beeindruckt, diese Leute wiederzufinden, und ich muss zugeben, dass ich mir, nach dem, was Sie mir gesagt haben, auch Sorgen mache.«
»In verdeckten Operationen ist es manchmal schwer, einen Fortschritt zu erkennen. Wir haben dort draußen alle Mittel, die unseren Diensten zur Verfügung stehen, auf diese Geschichte angesetzt. Außerdem hat Smith sich mit zwei höchst erfahrenen Agenten zusammengetan. Einem von der CIA und einem von MI6. Das ist natürlich inoffiziell. Aber über sie hat er direkten Zugang zu allen Ressourcen von CIA und MI6. Wegen der bestehenden Kommunikationsprobleme konnte ich ihm nicht in gleichem Maße helfen, wie ich das normalerweise tue.«
»Wissen diese beiden Agenten über Covert-One Bescheid?«
»Eindeutig nein.«
Der Präsident faltete die Hände über seiner Leibesfülle. Schweigen legte sich über den Raum. Schließlich sah er zu Klein hinüber. »Danke, Fred. Bleiben Sie in Verbindung. In enger Verbindung.«
Klein stand auf und ging zur Tür. »Das werde ich. Danke, Mr. President.«
24
Es Caló, Isla de Formentera Freitag, 9. Mai
In seinem Versteck auf dem niedrigen, von der Sonne ausgebleichten Hügel hob Jon den Kopf gerade weit genug, um den Far-de-la-Mola-Leuchtturm sehen zu können, der im Osten vom höchsten Punkt dieser windgepeitschten Insel aufragte. Rings um ihn dehnten sich menschenleere Strande und dahinter die Wellen des Mittelmeers. Da die Insel nicht nur weitgehend unbewohnt, sondern auch fast ohne irgendwelche Bodenerhebungen war, hatten er und Max jeden nur gerade möglichen Felsbrocken und jeden Busch als Deckung genutzt, als sie sich immer näher an die drei Terroristen herangeschlichen hatten, denen sie die ganze Nacht gefolgt waren.
Das Terroristentrio – Dr. Akbar Suleiman, der andere Mann aus dem Hotel St. Sulpice und einer der bewaffneten Wachposten von der Hütte – hatte ihren Wagen oberhalb eines schmalen Sandstreifens abgestellt. Sie gingen jetzt dort ungeduldig auf und ab und
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