Ludlum Robert - Covert 03
Mahlzeit mit einer tarte au citron und ließ sich dann mit einer Demitasse Kaffee Zeit. Schließlich verließ er das Lokal und suchte das Pissoir dahinter auf. Wie alle Lokale am Kay Stalingrad lebte dieses Bistro fast das ganze Jahr über von den Touristen. Aus Rücksicht auf die gut zahlenden amerikanischen Gäste hatte der Inhaber deshalb nicht nur separate Toiletten für Männer und Frauen eingebaut, sondern in beiden sogar abgeschlossene Kabinen einbauen lassen.
Nachdem Dalio die Tür hinter sich geschlossen hatte, stellte er erleichtert fest, dass das pissoir offenbar leer war. Er beugte sich vor und prüfte, ob alle Kabinen das ebenfalls waren. Als er sich davon überzeugt hatte, schloss er sich in der Kabine ein, die man ihm genannt hatte, zog die Hose herunter und setzte sich. Er wartete.
Augenblicke später betrat ein Mann die Kabine daneben und sagte leise: »Marcel?«
» Oui. «
»Ganz ruhig, alter Freund, Sie brauchen ja keine Staatsgeheimnisse preiszugeben.«
»Sie wissen, dass ich das unter keinen Umständen tun würde, Peter.«
»Das stimmt«, bestätigte Peter Howell. »Was haben Sie herausgefunden?«
»Anscheinend …« Dalio hielt inne, als ein Mann die Toilette betrat, und fuhr erst fort, als der sich die Hände gewaschen und den Raum wieder verlassen hatte: »Offiziell hieß es, wir hätten Anweisung von der NATO, einem Ausschuss von EU- und NATO-Generälen zu demonstrieren, wie wir ohne Beleuchtung fahren.«
»Welche NATO-Generäle?«
»Einer davon war unser stellvertretender oberster Kommandeur, General Roland La Porte.«
»Und die anderen?«
»Die habe ich nicht erkannt«, erwiderte der Maître Principal, »aber ihren Uniformen nach zu schließen, waren es ein Deutscher, ein Spanier, ein Engländer und ein Italiener.«
Zwei weitere Männer drängten sich unter lautem Gelächter in die Toilette und unterhielten sich halb betrunken. Peter und Marcel Dalio in den Kabinen blieben ruhig und ließen das ziemlich unsinnige Gebrabbel über sich ergehen. Peter überlegte, ob das Verhalten der beiden echt war oder nur dazu diente, sie zu täuschen.
Als die Männer wieder hinausgegangen waren und sich darüber geeinigt hatten, wer den Versuch machen sollte, die Rothaarige auf dem Barhocker neben ihnen zu verführen, seufzte Peter: »Ein widerliches Pack. Also gut, Marcel … Sie haben mir die offizielle Lesart geliefert. Und wie lautet die inoffizielle?«
»Ja, ich hatte schon erwartet, dass Sie das fragen würden. Zwei von den Stewards haben mir unabhängig voneinander berichtet, dass die Generäle kein einziges Mal auf Deck waren. Sie haben die ganze Zeit in einer geschlossenen Sitzung unter Deck verbracht und das Schiff gleich danach wieder verlassen.«
Jetzt wurde Peter aufmerksam. »Wie haben sie das Schiff verlassen?«
»Mit Hubschraubern.«
»Sie sind mit ihren eigenen Hubschraubern auf das Schiff geflogen und haben es so auch wieder verlassen?«
Dalio nickte. Dann erinnerte er sich daran, dass Peter ihn nicht sehen konnte und sagte: »Das beobachteten die Stewards jedenfalls. Ich selbst war die meiste Zeit unter Deck und habe es deshalb nicht mit eigenen Augen gesehen.«
Da war General Moore also dabei, dachte Peter. Aber warum? »Hat einer von den Stewards gewusst, worum es bei der Besprechung ging?«
»Gesagt haben sie nichts.«
Peter strich sich über die Nase. »Sehen Sie zu, ob Sie es erfahren können, und wenn ja, dann rufen Sie mich unter dieser Telefonnummer an.« Er schob eine Karte, auf die er die Telefonnummer eines MI6-Kontaktbriefkastens geschrieben hatte, unter der Trennwand durch.
»Geht in Ordnung«, versprach Dalio.
» Merci beaucoup, Marcel. Sie haben jetzt etwas gut bei mir.«
»Ich werde es mir merken«, antwortete der Maître Principal. »hoffe aber, dass ich es nie brauchen werde.«
Peter verließ die Toilette als Erster, anschließend Dalio, der an seinen Tisch zurückkehrte und sich eine zweite Demitasse schmecken ließ. Wieder wanderte sein Blick müßig durch das Restaurant. Aber er sah niemanden, den er kannte oder der ihm verdächtig erschien. Peter selbst war natürlich nirgends zu sehen.
Westliches Mittelmeer, an Bord des Lenkwaffenkreuzers USS Saratoga
Die Einsatzzentrale des AEGIS-Waffensystemkreuzers glich einer dunklen, voll gestopften Höhle. Sie war von der fast geruchlosen, antiseptisch wirkenden Atmosphäre aller amerikanischen Regierungsanlagen erfüllt, in denen elektronisches Gerät im Einsatz war, für das der Steuerzahler Millionen von Dollar
Weitere Kostenlose Bücher