Ludlum Robert - Covert 03
angenehm kühle Nachtluft herein. Aber die Fenster waren vergittert.
Sein Blick wanderte zu dem Bogen, hinter dem ein weiterer Gang zu erkennen war, und in dem Gang ein weiterer Bogen, der in einen dritten Raum führte. Offenbar war dies eine Anordnung von Räumen, die aus dem Hauptgebäude nur durch die Tür hinter ihm zugänglich waren und zu der es keinen Zugang von außen gab. Er nickte. Wahrscheinlich waren dies einmal die Räumlichkeiten der Lieblingsfrau eines Berberfürsten, oder vielleicht der Haremskönigin eines türkischen Beamten aus dem alten Osmanischen Reich gewesen.
Langsam und, wie er glaubte, lautlos ging er auf Chambord zu, als der Wissenschaftler sich plötzlich umdrehte. Seine knochige Hand hielt eine Pistole, die auf Jon gerichtet war.
Ein Schrei in französischer Sprache hallte aus dem Bogengang. »Nein, Papa! Du weißt doch, wer das ist. Das ist unser Freund, Dr. Smith. Er hat in Toledo versucht, uns bei der Flucht zu helfen. Leg die Waffe weg, Papa!«
Aber die Pistole zielte nach wie vor unverwandt auf Jon. Chambords Stirn hatte sich gefurcht, sein faltiges Gesicht blickte argwöhnisch.
»Erinnerst du dich nicht?«, fuhr Thérèse fort. »Er ist ein Freund von Dr. Zellerbach. Er hat mich in Paris besucht. Er wollte in Erfahrung bringen, wer hinter dem Bombenattentat auf das Pasteur stand.«
Die Pistole senkte sich um Haaresbreite. »Das ist kein gewöhnlicher Arzt. Das haben wir in dem Bauernhaus in Toledo gesehen.«
Jon lächelte und sagte in französischer Sprache: »Ich bin wirklich Arzt, Dr. Chambord. Aber ich bin auch hier, um Sie und Ihre Tochter zu befreien.«
»Ah?« Chambords Augen weiteten sich erstaunt, aber der argwöhnische Ausdruck seines großen, knochigen Gesichts veränderte sich nicht. »Sie könnten auch lügen. Zuerst sagen Sie meiner Tochter, Sie seien bloß ein Freund von Martin, und jetzt sagen Sie, Sie wären hier, um uns zu retten.« Die Pistole ruckte wieder nach oben. »Wie konnten Sie uns finden? Zweimal! Sie sind einer von denen. Das ist ein Trick !«
»Nein, Papa!«
Thérèse stellte sich zwischen Jon und ihren Vater, und Jon nutzte die Gelegenheit, sich hinter eine mit einem
Perserteppich bedeckte Couch zu ducken. Gleich darauf kam er mit seiner Walther in der Hand wieder hoch. Thérèse starrte Jon ungläubig an.
»Ich bin keiner von denen, Dr. Chambord, aber ich war in Paris nicht ganz ehrlich zu Thérèse und bitte dafür um Entschuldigung. Ich bin Offizier der US Army, Lieutenant Colonel Jon Smith M. D., und hier, um Ihnen zu helfen. Ebenso wie ich in Toledo versucht habe, Ihnen zu helfen. Das ist die Wahrheit, ich schwöre es. Aber wir müssen schnell handeln. Fast alle sind in dem Raum mit der Kuppel, aber ich weiß nicht, wie lange sie noch dort bleiben werden.«
»Ein amerikanischer Lieutenant Colonel?«, sagte Thérèse. »Dann …«
Jon nickte. »Ja, mein eigentlicher Einsatz – mein Auftrag war es, Ihren Vater und seinen Computer zu finden. Und seine Entführer daran zu hindern, sein Werk zu missbrauchen.«
Thérèse drehte sich zu ihrem Vater um. Jon sah den entschlossenen Blick ihrer Augen in dem schmalen, verschmutzten Gesicht. »Er ist gekommen, um uns zu helfen!«
»Allein?« Chambord schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Wie können Sie uns allein helfen?«
Jon richtete sich langsam auf. »Wir werden uns überlegen, wie wir gemeinsam hier herauskommen. Ich bitte Sie lediglich, mir zu vertrauen.« Er ließ seine Pistole sinken. »Sie haben von mir nichts zu befürchten.«
Chambord musterte ihn prüfend, sah dann zu seiner Tochter hinüber und bemerkte ihren entschlossenen Ausdruck. Schließlich ließ auch er die Pistole sinken. »Ich nehme an, Sie haben irgendwelche Beweise?«
»Ich fürchte, nein. Das wäre zu riskant.«
»Das klingt zwar sehr gut, junger Mann, aber alles, was meine Tochter mir sagen kann, ist, dass Sie ein Freund von Martin sind, und das hat Sie von Ihnen gehört. Das macht mich nicht sehr zuversichtlich, dass Sie uns bei der Flucht helfen können. Diese Leute sind gefährlich. Ich muss schließlich an Thérèse denken.«
Jon nickte. »Immerhin bin ich hier hereingekommen, Dr. Chambord. Das muss doch etwas wert sein. Außerdem habe ich Sie, wie Sie ja selbst sagen, jetzt zweimal hintereinander aufgespürt. Wenn ich es fertig gebracht habe, hier aufzutauchen, dann bringe ich es auch fertig, Sie wegzubringen. Wo haben Sie diese Pistole gefunden? Die könnte nützlich sein.«
Chambord lächelte, ein Lächeln ohne jeden
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