Ludlum Robert - Covert 03
Und jetzt werden wir die Amerikaner blenden und zum Verstummen bringen, damit sie ihre jüdischen Lakaien nicht warnen können, wenn der russische taktische Marschflugkörper gestohlen und auf seinen glorreichen Weg gebracht wird, um die Zionisten aus unserem Geheiligten Land zu vertreiben!«
Diesmal war das Gebrüll so laut und die wilden Schreie so heftig und schrill, dass man hätte meinen können, die Kuppel würde davon ins Zittern geraten.
Als der Lärm sich legte, verfinsterte sich Mauritanias Gesicht. »Es wird eine große Explosion sein«, versprach er. »Sie wird sie alle zerstören. Aber auch die Hand des Großen Satans reicht weit, und viele von unseren Leuten werden den Tod finden. Das erfüllt mich mit Trauer. Dass wir auch nur einen einzigen Sohn Mohammeds verlieren werden, zerreißt mir das Herz. Aber es muss geschehen, um das Land zu säubern und dieser Bastardnation von Zion ein Ende zu machen. Wir werden das Herz Israels auslöschen. Unsere Leute, die dabei sterben, werden Märtyrer sein und geradewegs in die Arme Allahs wandern, zu ewigem Ruhm.«
Wieder hallten Rufe. Jon spürte, wie ihm das Blut gefror. Ein Atomangriff also, und nicht auf die Vereinigten Staaten gerichtet. Das Ziel war Israel. Nach dem, was Mauritania gesagt hatte, hatten sie vor, mithilfe des DNS-Computers einen taktischen Marschflugkörper sowjetischer Bauart neu zu programmieren, über Jerusalem, »dem Herzen Israels«, zur Detonation zu bringen und Millionen Menschen in jenem Land auszulöschen; zugleich auch hunderttausende anderer in benachbarten Staaten, alles arabischen Ländern, um sie für Mauritanias krankhafte Träume zu opfern.
Jon stieß sich von der Wand ab. Ihm blieb keine Zeit mehr. Er musste Dr. Chambord finden und den DNS-Computer zerstören. Irgendwo in diesem weitläufigen weißen Bau musste sich der Wissenschaftler aufhalten. Peter, Marty und Thérèse waren möglicherweise ebenfalls hier. In der Hoffnung, sie alle zu finden, eilte er geduckt durch die leeren Räume.
Marinestützpunkt, Toulon
Maître Principal Marcel Dalio verließ den Stützpunkt im Zwielicht durch das Sicherheitstor. Er war ein in vieler Hinsicht unauffälliger Mann, von mittlerer Größe, mittlerem Gewicht und bedächtigem Wesen. Auffällig an ihm war lediglich sein zerfurchtes Gesicht. Obwohl er mit fünfzig im besten Mannesalter stand, sah er gute zwanzig Jahre älter aus. Das kam von den vielen Jahren, die er ständig der Sonne, dem Wind und der Salzluft ausgesetzt auf See verbracht hatte. Die Elemente hatten sein Gesicht zu einem Grand Canyon aus Schluchten, Spalten und Hochebenen geformt. Während er so dahinschritt, genoss er den Anblick, den der Hafen von Toulon mit seinen zahllosen Fischerbooten, Privatyachten und Kreuzfahrtschiffen bot, deren Saison gerade begann. Jetzt wanderte sein Blick aufs Meer hinaus, wo sein eigenes Schiff, der mächtige Flugzeugträger Charles de Gaulle, vor Anker lag. Er war stolz auf seinen Dienstrang als Maître Principal, was etwa dem Oberbootsmann in der deutschen Marine entsprach, und sogar noch stolzer, seinen Dienst auf der grandiosen De Gaulle leisten zu dürfen.
Dalio hatte gleich darauf sein Lieblingsbistro in einer schmalen Seitengasse des Kay Stalingrad erreicht, wo ihn der Patron mit Handschlag begrüßte, sich verbeugte und ihn wichtigtuerisch zu dem etwas abseits stehenden Tisch im hinteren Teil des Lokals führte, den Dalio bevorzugte.
»Was empfehlen Sie mir, Cesar?«, erkundigte sich Dalio. »Madame hat sich heute mit ihrem daube de boeuf selbst
übertroffen, Maître Principal.«
»Dann bringen Sie es mir. Und einen guten Côtes du Rhone.«
Dalio lehnte sich zurück und sah sich in dem kleinen Bistro um. Da es Frühling war und die Saison gerade erst begann, war das Restaurant, ganz wie er das erwartet hatte, noch ziemlich leer. Niemand zeigte Interesse an ihm oder seiner Uniform. Touristen pflegten uniformierte Franzosen in Toulon anzustarren, da viele von ihnen hauptsächlich deshalb hierher kamen, um den Marinestützpunkt zu sehen, in der Hoffnung, einen Blick auf die Kriegsschiffe zu erhaschen und, wenn sie Glück hatten, an einer Führung teilzunehmen.
Als sein Essen und der Wein gebracht wurden, aß Dalio sein daube de boeuf langsam und genießerisch, erfreute sich an dem würzigen Geschmack des Rinderragouts, das nur die Frau des Patron so zubereiten konnte. Sein Côtes du Rhone leuchtete tiefrot wie Blut in seinem Weinglas, das er bald geleert hatte. Er beschloss seine
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