Ludlum Robert - Covert 03
stattgefundene Besprechung auf der de Gaulle nun autorisiert war oder nicht.«
»Nun …« Peter schmunzelte verschwörerisch. »Also schön, Libby. Wie es aussieht, hat der junge Mann eine Spesenabrechnung für die Teilnahme an einer solchen Konferenz eingereicht und angegeben, er sei als Ersatzpilot für einen unserer Generäle eingesetzt worden. Sein Zahlmeister will einfach wissen, ob dieser Anspruch gerechtfertigt ist.«
Captain Tassini lachte laut. »Du liebe Güte, diese Leute haben Sorgen. Was sagt denn der General?«
»Das ist ein wenig problematisch. Allem Anschein nach ist er gestorben. Erst vor ein paar Tagen.«
Tassinis Augen verengten sich. »Tatsächlich?«
»Leider, ja. Ist ja bei Generälen nicht so ungewöhnlich. Die sind ja alle recht alt.«
»Allerdings«, nickte Tassini. »Na schön. Im Augenblick kann ich Ihnen nur sagen, dass keine derartige Sitzung auf der de Gaulle autorisiert war, aber es ist tatsächlich möglich, dass eine stattgefunden hat. Wir stellen da auch gerade Erkundigungen an.«
»Hmm.« Peter stand auf. »Na schön. Ich werde denen ›kann weder bestätigt noch widerlegt werden‹ durchgeben. Dann kann sich’s der Zahlmeister ja überlegen, ob er dem jungen Mann die Ausgaben ersetzt oder nicht. Liegt dann ganz bei ihm. Aber er wird keine offizielle Antwort bekommen.«
»Peinlich für den Jungen«, meinte Tassini mitfühlend.
Peter setzte sich in Richtung Tür in Bewegung. »Was hatte denn die de Gaulle überhaupt dort draußen verloren? Was sagt denn der Kapitän über dieses Treffen?«
Tassini lehnte sich zurück und musterte Peter erneut mit rätselhaftem Blick. Schließlich sagte er: »Er behauptet, eine solche Sitzung habe nicht stattgefunden. Er sagt, er sei dort draußen gewesen, um eine taktische Nachtübung in feindlichen Gewässern durchzuführen und dass die Anweisung dazu von der NATO gekommen ist. Für uns ist das ein ziemliches Problem, da allem Anschein nach niemand bei der NATO einen solchen Befehl ausgegeben hat.«
»Autsch. Na, da bin ich aber froh, dass mich das nichts angeht.« Peter spürte Tassinis fragende Blicke, als er das Büro verließ. Er bezweifelte, dass es ihm gelungen war, seinen Freund zu täuschen, aber sie hatten beide ihr Gesicht gewahrt und, was noch wichtiger war, offiziell keine geheimen Informationen preisgegeben.
Berlin
Auf dem Kurfürstendamm, mitten in Berlin, herrschte reges Treiben. Der Prachtboulevard mit seinen teuren Läden und ebenso teuren Bürokomplexen war auf der ganzen Welt berühmt. Es hieß, dass der Ku’damm nie zur Ruhe kam, nie schlief. In einem der eleganten Restaurants, die die Straße säumten, ging Pieke Exner zwischen den weiß gedeckten Tischen auf den Mann zu, mit dem sie zum Mittagessen verabredet war. Das war ihr zweites Treffen in zwölf Stunden, und sie wusste, dass der junge Leutnant mehr als bereit war, er fieberte förmlich. Das war offensichtlich, wenn man sah, wie er aufsprang und auf preußische Art die Haken zusammenknallte, etwas, was ihm einen leichten Tadel von seinem Vorgesetzten, General Otto Bittrich, eingetragen hätte. Man konnte das auch daran erkennen, dass er seine Uniformjacke aufgeknöpft hatte, eine Vertrautheit, die sie in ihm den ganzen letzten Abend über aufgebaut hatte, ehe sie sich von ihm an ihrer Wohnungstür verabschiedet und ihn, vor Begehren beinahe keuchend, draußen stehen gelassen hatte. Genau das waren die Anzeichen, die sie hatte sehen wollen. Trotzdem gab es noch einiges zu tun. Es reichte ihr nicht, dass er seine Krawatte gelockert hatte, was sie lockern wollte, war seine Zunge.
Sie lächelte und nahm auf ihrem Stuhl Platz, er schob ihn galant ein Stück zum Tisch hin und setzte sich dann selbst, und sie schenkte ihm dafür ein Lächeln, das echte Wärme verbreitete, so, als hätte sie die ganze Zeit, seit sie sich am vergangenen Abend an ihrer Wohnungstür von ihm verabschiedet hatte, nur an ihn gedacht. Nachdem er eine Flasche vom besten Wein aus dem Rheingau bestellt hatte, plauderte sie dort weiter, wo sie am Abend zuvor aufgehört hatte, erzählte ihm von ihren Träumen von Reisen in die Welt und ihrer Liebe zu all den schönen Dingen, die es im Ausland gab.
Bald sollte sie erkennen, dass sie ihre Arbeit zu gut geleistet hatte und der Leutnant zu sehr auf sie konzentriert war, um den Köder aufzunehmen. Das blieb während der ganzen Mahlzeit so, beim Wiener Schnitzel, einer zweiten Flasche Wein und einem ausgezeichneten Apfelstrudel, zu dem sie Kaffee und später
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