Ludlum Robert - Covert 03
Chance, dass er bis jetzt noch nicht mit seinen Vorgesetzten Verbindung aufgenommen hatte. Vielleicht hatten sie sogar den MI6-Karabiner und die Munition gefunden, die er in dem Waldstück an der Straße versteckt hatte.
Und so lehnte er jetzt im eisigen Bergwind, Schulter an Schulter mit Touristen aus aller Welt unauffällig an der Brüstung und studierte jede der Gondeln, die in regelmäßigen Abständen Passagiere von der Talstation am Quay StéphaneJay zu der Festung herauftrugen. Um den Touristen den Blick auf das herrliche Alpenpanorama zu ermöglichen, waren die Gondeln fast ganz aus Glas gebaut.
Und das war Jon ganz recht so, weil er so jeden einzelnen Fahrgast beobachten konnte. Nach fünf Uhr entdeckte er schließlich nicht Randi, sondern einen der Killer vom Halbmondschild. Sein Herzschlag wurde schneller.
Er wollte nicht auf sich aufmerksam machen, also blieb er weiter entspannt stehen, ein Besucher, der wie all die anderen das Panorama genoss, und versuchte dabei, das Gesicht in der Kabine zu analysieren und einzuordnen. Ein glatt rasierter Saudi, der der Terroristengruppe angehört hatte, die aus der Villa entkommen war. Er stand vorne in der Gondel, als diese langsam der Festung entgegenschwebte. Obwohl er der einzige Terrorist war, den Jon in der Gondel erkannte, hatte Jon Zweifel daran, dass er alleine war. Vermutlich hielten sich weitere Angehörige des Halbmondschilds in der Nähe auf.
Jon hatte keine Zweifel an der Identität des Mannes und schob jetzt leger die Hände in die Jacketttaschen, wo seine Waffen steckten, und schlenderte auf den Fußweg zu, der sich durch den Park Guy Pape zur Stadt hinunterschlängelte. Für den Fall, dass Randi doch noch auftauchte, wollte er den vereinbarten Treffpunkt nicht verlassen. Aber wo es ein Mitglied des Halbmondschilds gab, würden auch andere sein, und er musste damit rechnen, dass Randi nie erscheinen würde.
Als er außer Sichtweite der Brustwehr war, beschleunigte er seine Schritte. Die Zahl der Touristen verringerte sich allmählich. Es fing an, spät zu werden, und der eiskalte Wind hatte wahrscheinlich viele von ihnen verjagt. Er selbst nahm die Kälte nicht länger wahr, verließ jetzt die Festung und wandte sich einem bergab führenden Weg zu und ging in lockeren Laufschritt über. Und in dem Augenblick sah er fünf weitere Killer vom Halbmondschild.
Er hielt sofort inne und duckte sich hinter eine hohe Hecke. Sie waren den Weg heraufgekommen, auf dem er hatte in die Stadt hinuntergehen wollen, und an ihrer Spitze erkannte er Abu Auda selbst. Sie trugen alle normale westliche Kleidung. Abu Auda hatte sich eine Baskenmütze aufgesetzt, man konnte ihm ansehen, wie unbehaglich er sich fühlte, ein Hai, der versuchte, sich auf Land zu bewegen. Jon kehrte um und eilte zum hinteren Bereich der Festung, wo ebenfalls ein Parkgelände war. Er schlüpfte hinter eine hohe Eiche, suchte das Areal ab, aus dem er soeben gekommen war, und ließ dann den Blick zur Stadt und den beiden Flüssen im Tal wandern.
Er lauschte angespannt. Ja, er hatte Recht. Hinter ihm näherten sich schnelle Schritte. Er zog die Leuchtpistole und das Messer heraus und wirbelte herum.
Randi zuckte zusammen. Sie hielt den Zeigefinger an die Lippen.
»Randi!«, tadelte er sie.
»Schsch. Sei jetzt nett.«
Er grinste erleichtert. »Du musst wohl immer das letzte Wort haben.«
Ihre hoch gewachsene, athletisch schlanke Gestalt war mehr als nur ein willkommener Anblick. Sie trug eine dunkle Hose und ein Jackett, dessen Reißverschluss sie nur zu einem Drittel zugezogen hatte, um besser an ihre Waffen zu kommen. Sie hatte sich eine schwarze Wollmütze über die Ohren gezogen, um damit ihr blondes Haar zu verbergen. Dazu trug sie eine dunkle Sonnenbrille mit dunklen Seitenteilen, die hinten gesichert war, um nicht herunterzufallen, falls sie in Aktion treten musste.
Jetzt trat sie neben ihn in den Schutz der Eiche und sah ihn an. »Peter ist auch hier. Zweipersoneneinsatz, weißt du.«
Sie holte ein Minifunkgerät heraus und schaltete es ein. »Ich habe ihn. Wir kommen.«
»Die kommen auch.« Er deutete mit einer Kopfbewegung zum Fort de la Bastille hinüber, wo der glatt rasierte Saudi jetzt auf ihr Versteck zeigte. Er redete erregt auf Abu Auda ein. An den Männern waren keine Waffen zu erkennen. Jetzt wenigstens noch nicht.
»Komm.«
»Wohin?«
»Keine Zeit für Erklärungen.« Sie rannte los.
Die Männer vom Halbmondschild rannten auf sie zu, schwärmten auf Abu Audas Anweisung nach
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