Ludlum Robert - Covert 03
freie Wiese weiter und hielt dann an ein paar Bäumen an. Ein Stück unter ihm rollte auf einer Asphaltstraße ein Wagen vorbei. Seit er nach Westen gelaufen war, hatte er die Verfolger nicht mehr gehört, und die gelegentlichen Geräusche des Hubschraubers, der immer noch den Wald absuchte, waren weit links von ihm, im Süden, immer schwächer geworden. Er hielt sich zwischen den Bäumen, rannte in nördlicher Richtung am Rand des kleinen Wäldchens entlang in der Hoffnung, dass die Straße bald den Wald schneiden oder zumindest näher zu ihm heranführen würde.
Als er an einen Bach kam, blieb er stehen und kauerte sich daneben nieder. Keuchend löste er den Knoten an dem weißen Ärmel, mit dem Thérèse ihm nach dem Raketentreffer auf die Villa den Arm verbunden hatte. Die Wunde war lang, aber nicht tief. Er wusch sie aus und säuberte auch die andere Wunde an seiner Seite, wo ihm eine Kugel die Haut aufgefetzt hatte, sowie seine Stirn, wo ihn fallende Trümmer verletzt hatten, und seine zerschundenen Handgelenke. Einige der Wunden waren rot gerändert, was auf leichte Infektion deutete. Aber nichts davon sah gefährlich aus.
Er spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, seufzte und setzte sich wieder in Bewegung. Hier waren die Geräusche, die aus dem Wald kamen, normal, die gedämpfte Stille, die man erwartete, wenn man einen Wald betrat. Und dann blieb er stehen. Hoffnung stieg in ihm auf. Zwischen den Bäumen waren eine Straßenkreuzung und ein Wegweiser zu erkennen. Er sah sich um und verließ dann vorsichtig seine Deckung, rannte auf die Straße zu, zu dem Wegweiser. Endlich wusste er, wo er sich befand: GRENOBLE, 12 km. Nicht beängstigend weit, und er war auch schon einmal dort gewesen. Aber wenn er auf der Straße blieb, würde er auffallen. Wenn der Hubschrauber hier suchte, würde er sofort entdeckt werden.
Er überlegte kurz, rannte dann in den Wald zurück und wartete. Als er ein Fahrzeuggeräusch hörte, lächelte er erleichtert. Es fuhr in die richtige Richtung. Er beobachtete aufmerksam, als das Fahrzeug um die Biegung herumkam – ein Lastwagen, der offensichtlich einem Bauern gehörte. Er ließ das M16 und sämtliche Munition zwischen den Bäumen liegen und deckte es mit Zweigen zu. Dann steckte er den Krummdolch des Afghanen in eine Jacketttasche, die Leuchtpistole in die andere und winkte mit beiden Armen.
Der Bauer hielt an, und Jon kletterte in das Fahrerhaus, begrüßte den Mann in französischer Sprache. Er erklärte ihm, dass er hier fremd in der Gegend sei und einen Freund besuchen wolle, der vor einer Weile nach Grenoble gezogen war. Sie wollten sich dort zum Abendessen treffen, aber sein Wagen sei nicht angesprungen und er habe sich deshalb dazu entschlossen, zu Fuß zu gehen und auf einen guten Samariter zu hoffen. Im Wald sei er gestürzt, und deshalb sähe er so mitgenommen aus.
Der Bauer schmunzelte mitfühlend und plauderte dann locker darüber, wie schön es hier doch sei. Er war sichtlich froh, Gesellschaft zu haben. Sie fuhren weiter, aber Jon blieb angespannt und wachsam.
Grenoble
Grenoble war eine beeindruckende Stadt mitten in den französischen Alpen – alt und voll historischer Bauten, bekannt und berühmt für seine herrlichen Skiabfahrten und die vielen Bauten aus dem Mittelalter. Der Bauer ließ Jon am linken Ufer der Isère an der Place Grenette aussteigen, einem belebten Platz mit zahlreichen Straßencafes. Ganz in der Nähe befand sich die Place St. Andre, das Herz Grenobles. Die warme Sonne hatte die Menschen auf die Straßen gelockt, und sie saßen in Hemdsärmeln an kleinen Tischen und genossen ihren Espresso.
Wie er sie betrachtete, wurde Jon erneut bewusst, wie mitgenommen seine Kleidung aussehen musste. Sie war schmutzig und rauchgeschwärzt, und er hatte keine Ahnung, ob es ihm gelungen war, sein Gesicht in dem kleinen Bach genügend zu säubern. So wie er aussah, erweckte er zweifellos Aufmerksamkeit, und zwar solche der falschen Art, und das konnte er ganz sicherlich nicht brauchen. Zum Glück hatte man ihm seine Brieftasche gelassen, und sobald er Fred Klein angerufen hatte, würde er sich schleunigst neue Kleider kaufen.
Er drehte sich um, orientierte sich und ging in Richtung auf die Place St. Andre. Dort fand er das, was er am dringendsten benötigte – eine öffentliche Telefonzelle – und wählte die Nummer von Fred Klein.
Kleins Stimme klang überrascht. »Sie leben also?« »Das klingt aber enttäuscht.«
»Jetzt werden Sie bloß nicht
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