Ludlum Robert - Covert 03
es bedeckte. Der Raum dahinter war leer. Er wiederholte das Manöver am zweiten und letzten Teppich, die Tokarev schussbereit. Aber auch hier war nichts zu sehen.
Die Frau blickte nach unten und sah, dass es Mauritania war. Sie hatte die Beretta bereits in der Hand, schussbereit für den Fall, dass er nach oben schaute. Sie hing zusammengerollt wie ein Ball an einem Haken aus Titanstahl, den sie unter dem Rock getragen und den sie, als ihr die Gefahr bewusst geworden war, in der sie sich befand, lautlos über den oberen Fensterrahmen geschoben hatte. Mauritania konnte unmöglich schnell genug reagieren und seine Waffe heben, um auf sie zu schießen, ehe sie ihn tötete. Sie hielt den Atem an, hoffte sehnlichst, dass er nicht nach oben schauen würde, und spannte sämtliche Muskeln an, um ihre unnatürliche Haltung beizubehalten. Sie wollte ihn nicht töten, das würde ihre Ermittlungen nur beeinträchtigen, aber wenn ihr keine andere Wahl blieb …
Ein paar von Spannung erfüllte Sekunden verstrichen. Eine … zwei … dann trat Mauritania zurück und ließ den Teppich los.
Sie analysierte seine sich entfernenden Schritte, jetzt wieder schneller geworden, in die beiden anderen Räume. Dann herrschte einige Augenblicke lang Stille, und sie hörte, wie etwas Schweres bewegt wurde. Es klang, als würde ein Teppich vom Boden weggezerrt. Als dann ein Brett ächzte und klapperte, folgerte sie daraus, dass er zu dem Schluss gelangt war, dass der Eindringling das Apartment verlassen hatte und er gefahrlos etwas aus einem geheimen Versteck im Boden holen konnte, das sie übersehen hatte.
Ein leises Klicken war zu hören, dann noch eines, als die Wohnungstür sich öffnete und wieder schloss. Sie wartete, lauschte auf weitere Geräusche, lauschte, ob etwas sich bewegte. Doch da war nichts.
Sie ließ sich auf den Fenstersims herunter. Ihr Körper war von der unnatürlichen Haltung verkrampft, in der sie sich befunden hatte, aber als sie sich aufrichtete und zum Fenster hinaussah, entdeckte sie Mauritania, wie der auf der anderen Straßenseite stand und das Gebäude beobachtete, wartete.
Warum war er noch da? Worauf wartete er? Das gefiel ihr nicht. Wenn er wirklich glaubte, dass sein »Besucher« weggegangen war, hätte er sich ebenfalls entfernt … es sei denn, er wäre im Augenblick wegen etwas, das er vorhatte, besonders auf seine Sicherheit bedacht.
Plötzlich wurde es ihr eiskalt klar: Er hatte nichts geholt, er hatte etwas dagelassen.
So steif sie war, zögerte sie keine Sekunde, rannte durch den Wohnraum in das Hinterzimmer der bizarren Wohnung, zog einen Teppich zur Seite, um das hintere Fenster freizulegen, schob es hoch und kletterte auf die Feuertreppe hinaus.
Sie war beinahe unten angelangt, als das Stockwerk über ihr in einem gewaltigen grellroten Feuerball explodierte.
Sie ließ sich den Rest der Feuertreppe herunterrutschen und rannte, unten angelangt, nach links durch ein anderes Gebäude, hetzte durch dessen Vorderausgang und spähte auf die Straße hinaus. Mauritania stand immer noch auf der anderen Straßenseite vor dem jetzt brennenden Gebäude. Sie lächelte grimmig. Er bildete sich ein, er habe einen Beschatter ausgeschaltet. Stattdessen hatte er einen Fehler gemacht.
Als er sich abwandte und wegging und die ersten Sirenentöne der Feuerwehr zu hören waren, befand sie sich nur ein kurzes Stück hinter ihm.
10
Das Café Deuxième Régiment Étranger lag an der Rue Afrique du Nord, einer der vielen Straßen, die sich unter der großen Kuppel von Sacré-Cœur um den Montmartre schlängeln. Smith knöpfte seinen Trenchcoat auf und setzte sich an einen kleinen Tisch in der Ecke, nahm einen langen Schluck aus seinem demi und aß ein Roastbeef-Sandwich, während er die Akte des Deuxième Bureau über die Schwarze Flamme studierte.
Der Besitzer des Cafés war ein ehemaliger Fremdenlegionär, dessen Bein Smith in seiner Sanitätseinheit im Golfkrieg gerettet hatte. Jetzt sorgte der Mann dafür, dass niemand Smith störte, während dieser die Akte von Anfang bis Ende las. Dann lehnte er sich zurück, bestellte sich noch ein demi und ließ sich das Gelesene durch den Kopf gehen.
Das Beweismaterial gegen die Schwarze Flamme bestand darin, dass das Deuxième Bureau, dem Tipp eines Informanten folgend, eine Stunde nach dem Bombenattentat auf das Pasteur ein ehemaliges Mitglied der Terroristengruppe in Paris festgenommen hatte. Der Mann war vor einem knappen Jahr aus einem spanischen Gefängnis entlassen
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