Lübeck
bestehen und kümmert sich seither um soziale und denkmalpflegerische Belange. Sie ist es auch, die das Gebäude samt Namen an einen Gastwirt verpachtet hat.
Das Haus geht auf 1535 zurück, wie ein Schriftzug über der auf Kupfer gemalten Darstellung eines Dreimasters zeigt. Und auf zwei Beischlagwangen vor dem Eingang â früher waren hier Bänke angebracht, die hoch- oder eben âbeigeschlagenâ wurden â sind Schifferszenen und ein weiser Sinnspruch zu sehen: âAllen zu gefallen, ist unmöglich.â Im Gastraum sitzt man auf derben Holzbänken und ebensolchen Tischen (angeblich bestehen sie aus Schiffsplanken) in holzvertäfelter Atmosphäre unter Schiffsmodellen, die von der Decke baumeln. Die Seeleute saÃen in Gelagen, geordnet nach ihren Fahrzielen, worauf die Wappen der Kompanien an den Enden der Sitzreihen hindeuten. Im Gotteskeller rechts neben dem Eingang konnten Obdachlose umsonst nächtigen. Heute befindet sich darin eine Bar.
Breite Str. 2. Infos zum Restaurant unter Essen und Trinken.
Dr. Dorothea Rodde-Schlözer â die erste Doktorin der Philosophie in Deutschland
Ludwig Schlözer hatte einen Traum. Wenn die Ideen der Aufklärung richtig waren, musste es doch möglich sein, auch Frauen zu höherer Bildung zu befähigen. Als Versuchsobjekt diente ihm seine Tochter Dorothea. Sie lernte Plattdeutsch, mehrere Fremdsprachen, Mathematik und Naturwissenschaft sowie die Fertigkeiten einer künftigen Hausfrau. Dann begleitete sie ihren Vater auf einer Studienreise nach Rom.
1787 war es so weit: 17-jährig ging Dorothea Schlözer als erster weiblicher âDoktor der Philosophieâ in Deutschland in die Geschichte ein. Freilich bestand sie in der akademischen Männerwelt mit âriteâ, der schlechtesten Bewertung. Am Festakt durfte sie als unverheiratete Frau nicht teilnehmen ⦠Doch im Zeitalter der Aufklärung geriet Frau Doktor zum Tagesgespräch, ihr Porträt wurde auf Jahrmärkten verhökert. Das alles hinderte sie nicht daran, 1792 in Lübeck eine gute Partie zu heiraten: den 15 Jahre älteren Patrizier und späteren Bürgermeister Rodde, mit dem sie eine Patchworkfamily gründete (sie sollten drei gemeinsame Kinder haben, drei brachte er in die Ehe ein). Mit dem Emigranten Charles de Villers, einem französischen Offizier und Philosophen, legte sich die emanzipierte Frau einen Liebhaber zu und lebte fortan in einer Dreiecksbeziehung. AuÃerdem darf die gelehrte Dame als Erfinderin des deutschen Doppelnamens gelten â sie unterzeichnete ausschlieÃlich mit Rodde-Schlözer. Eine besondere Ehre wurde ihr zuteil, als sie â wieder als erste Frau â an einer Sitzung des Pariser Nationalinstituts teilnehmen durfte.
Ab 1810 ging es mit der Familie steil bergab. Ihr Mann erlitt einen finanziellen und seelischen Zusammenbruch; sie zogen nach Göttingen um, Dorotheas Geburtsort. In den Folgejahren starben zwei ihrer Kinder, das dritte zeigte Anzeichen einer Schwindsucht. Während eines Erholungsaufenthalts in Südfrankreich erlag Dr. Dorothea Rodde-Schlözer in Avignon 1825 einer Lungenentzündung.
Spaziergang 4: Kulturforum Burgkloster, St. Jakobi und Schiffergesellschaft
Engelsgrube
Unter drei Schwibbögen hindurch geht es von der Breiten StraÃe in die Engelsgrube. Während der groÃen Seefahrerepoche stand dort alles im Zeichen der Schifffahrt:In Nr. 8, einem herrlichen weiÃen Haus mit Fachwerk, wohnten meist Seeleute, am Fuà der âGrubeâ warteten die Schiffe der Fernhandelskaufleute auf neue Ladung, und der Schifferhof (Nr. 1â17) mit seinem Backstein-Doppelgiebel wurde von Schifferwitwen genutzt.Mit Sievers Thorweg (Nr. 31) und Bäcker-Gang (Nr. 43) sind auÃerdem zwei idyllische Gänge in der Engelsgrube zu finden. Auch hier gilt: Wenn Sie irgendwo das Schild âPrivatâ entdecken, bitte respektieren! Obwohl die typischen Hinterhöfe im Regelfall frei zugänglich und Fotos immer erlaubt sind, ist der Ansturm für die Bewohner manchmal anstrengend.
Spaziergang 4: Kulturforum Burgkloster, St. Jakobi und Schiffergesellschaft
Haus Hansestadt Danzig
Das historische Haus über Danzig führt in der Kulturstadt Lübeck ein AuÃenseiterdasein. Zu Recht? Nun ja, die kleine Ausstellung des Danziger Förderkreises e. V. schwankt zwischen Bieder- und Staubigkeit. Seit 1983, als die Heimatvertriebenen eine
Weitere Kostenlose Bücher