Lübeck
Radbruchs
Überlegungen aktuell wie eh und je.
Gothmund: Der Stadtbezirk Gothmund ist einer der Flecken, den man besuchen
sollte – sofern man nicht nur eine Tagesreise nach Lübeck plant! Die kleine,
nette Fischersiedlung mit ihren reetgedeckten Häusern aus dem 18. und 19. Jh.
liegt nördlich von Israelsdorf an der Trave und wurde erstmals 1502 erwähnt.
Die Anwohner nutzten die Fischrechte in Trave, Pötenitzer Wiek, Dassower See,
Stepenitz und in der Lübecker Bucht. Der Ort selbst lag so versteckt, dass er
1806 während der Lübecker Besetzung durch die Franzosen nicht gefunden wurde.
Erst das Sturmhochwasser der Ostsee am 13. November 1872 zerstörte fast die
Hälfte der 18 Katen. 1893 wütete dann noch ein Feuer in Gothmund. Heute
stehen die Häuser Fischerweg 10–18 unter Denkmalschutz. Wenn man den relativ
schmalen Fußweg entlangspaziert, kommt man neben den Reethäusern an
Geräteschuppen und Bootsanlegern vorbei.
Freilich, die kurze Strecke zwischen den Häusern und Gärten ist man recht
schnell gelaufen! Wer mag, kann jetzt dem kleinen Weg folgen, der am winzigen
Hafen vorbeiführt, und befindet sich weiter westlich im Naturschutzgebiet
Schellbruch. Seltene und gefährdete Enten, Wat- und Singvögel finden hier
eine Brutstätte. Seit 1981 wurden über 200 verschiedene Vogelarten gezählt.
Mögliche Wanderwege werden an einer Tafel angezeigt: Sie führen u. a. am
alten Treidelweg vorbei und zu einem Waldspielplatz.
Gothmund kann man bequem mit der Buslinie 12 in rund
30 Min. erreichen (Haltestelle Normannenweg)
oder mit dem Auto (8 km vom Zentrum in nordöstlicher Richtung der
Travemünder Allee folgen). Auch mit dem Rad ist ein Besuch möglich; man
fährt die meiste Zeit neben der Trave.
Unbekanntes Lübeck
St. Lorenz Nord und Süd
Mit dem Bau des Hauptbahnhofs zu Beginn des 20. Jh. und den Gleistrassen zerfällt die ehemals zusammenhängende Arbeitervorstadt in das groÃe St. Lorenz Nord (nordwestlich der Altstadt) und das kleine St. Lorenz Süd (südwestlich der Altstadt). Die offizielle Trennung der Stadtteile â bürokratische Mühlen mahlen langsam â dauerte noch bis 1972.
Einige Jahrhunderte zuvor hatte die Pest den Bau von mehreren Friedhöfen (1597/98) und der ersten Vorstadtkirche St. Lorenz (1661/64) beschleunigt. Doch auch die Prostituiertenviertel, die Ziegeleien der Petrikirche sowie des Rates lagen hier, und auch der Gartenbau wurde ab ca. 1300 bis zum ausgehenden 18. Jh. auf den Wiesen und dem lehmigen Land gern gepflegt.
Wichtige Söhne der Stadt stammen aus beiden Stadtteilen: Der Weltbürger und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt wurde in der MeierstraÃe (St. Lorenz Süd) geboren und wuchs in der TrappenstraÃe (St. Lorenz Nord) auf. 1982 erhielt Heinrich Dräger die Auszeichnung eines Ehrenbürgers. Das familiengeführte Drägerwerk als gröÃter industrieller Arbeitgeber in Schleswig-Holstein hat seinen Stammsitz in St. Lorenz Süd. Zu den Erfindungen aus der Medizin- und Sicherheitstechnik gehörten neben Narkose- und Atemschutzgeräten auch der berühmte Alkomat, besser bekannt als Blasröhrchen für Alkoholsünder. Heinrich Dräger tat sich auÃerdem als Mäzen hervor, in dem er u. a. das spannende Museum Behnhaus Drägerhaus förderte.
Noch zu erwähnen, aber kein Muss für einen Besuch, ist die neugotische St.-Matthäi-Kirche (Schwartauer Allee 38), in der Elisabeth Haseloff 1958 als erste offizielle Pastorin Deutschlands predigte. Zu guter Letzt:Mehr oder weniger ruhmreich sind die Geschicke des VfB Lübeck, dessen Stadion Lohmühle mit seinen knapp 18.000 Plätzen ebenfalls inSt. Lorenz Nord liegt.
Unbekanntes Lübeck
St. Jürgen
Mit fast 6.200 ha und knapp 42.000 Einwohnern ist St. Jürgen der gröÃte Lübecker Stadtteil. Er befindet sich süd- und südöstlich der Altstadt und umfasst elf Stadtbezirke, die bisweilen an der Wakenitz liegen, die natürliche Grenze zu St. Gertrud.
Zu ihnen gehört z. B. Strecknitz, wo die Universität und die Fachhochschule beheimatet sind. Westlich davon entsteht seit April 2004 das neueste und modernste Bauprojekt der Stadt: der Hochschulstadtteil für knapp 5.000 Menschen mit dem gröÃten Medizinzentrum Schleswig-Holsteins.
Der Name des Stadtteils geht auf das 1240 erbaute St.-Jürgen-Hospital für Leprakranke zurück. Damals lieÃen sich
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