Lübeck
Brahms’ musikalischem Genie geben. Auch die skurrilen
Eigenheiten des eigenbrötlerischen Junggesellen aus Hamburg werden nicht
verschwiegen. Im zweiten Raum zeigt ein abfotografiertes, lebensgroß
vergrößertes Aquarell die bildungsbürgerliche Ausstattung in der Wiener
Wohnung.
Die Räumlichkeiten der Villa Eschenburg sind für sich schon sehenswert.
Sie bilden immerhin die Keimzelle der Lübecker Musikhochschule. Nach einem
Brand im Jahr 1998 wurde die Villa aufwendig saniert. Besonders schön sind der
ovale, helle Wintergarten und der an die Sammlung grenzende Festsaal mit der
Stuckdecke.
Fazit: Das klassizistische Landhaus von 1800 ist ein guter Ort, um Teile der
Sammlung Hofmann – die weltweit größte private Brahms-Sammlung –
auszustellen. Ende April/Anfang Mai findet in der Musikhochschule (→ Kultur
und Nachtleben sowie Spaziergang 1) der Altstadt das alljährliche
Brahms-Festival statt.Jerusalemsberg 4,
Tel. 1505402(Herr Weymar), www.brahms-institut.de . Sa
14–18 Uhr. Eintritt frei. Jeden zweiten Samstag im Monat (außer Mai/Sept.)
gibt es um 15 Uhr ein klassisches Konzert inkl. Kaffee, Kuchen (ab 14 Uhr)
und anschließender Führung durch die Ausstellung für 5–10 €. Führungen
(ab 2 Pers.) außerhalb der Öffnungszeit für 5 € pro Pers. Bitte melden
Sie sich eine Woche vorher bei Herrn Weymar an! Kleiner Shop mit einigen
Büchern und CDs zu Brahms und zur Ausstellung.
Lübecker
Kreuzweg/ Jerusalemsberg: Der
LübeckerRatsherr
Hinrich Constin setzte auf die Erlösung im Paradies und vermachte der Stadt
sein nicht unbeträchtliches Vermögen. Die einzige Auflage: Der Kreuzweg, den
er nach einer Reise ins Gelobte Land angeregt hatte, solle vollendet werden.
Zehn Jahre nach seinem Tod war es soweit. Noch heute befindet sich die letzte
der Stationen des relativ bekannten Lübecker Kreuzweges von 1493 auf dem Jerusalemsberg (Ecke Konstinstraße). Die
Kreuzigungsszene, aus gotländischem Kalkstein gefertigt, steht stilecht auf
einem künstlichen Hügel – und wird während der Karfreitagsprozession
alljährlich angesteuert. Leider sind von den sieben durchaus kunstvollen,
verwitterten Reliefs nur noch das erste an der St.-Jakobi-Kirche (siehe
Spaziergang 4) und eben das letzte auf dem Jerusalemsberg erhalten.
Burgtorfriedhof : Eine schwere
Cholera-Epidemie gab den entscheidenden Anstoß. Am 18. Juli 1832 wurde der
„Allgemeine Gottesacker vor dem Burgthore“ von den fünf Stadtkirchen in
Betrieb genommen. Folgerichtig gliederte man den Friedhof in fünf Teile,
welche St. Jakobi, dem Dom, St. Petri, St. Marien und St. Aegidien
unterstellt waren. Etwa 8.000 Gräber sind es inzwischen geworden, darunter
zahlreiche Grüfte und sogar zwei Mausoleen.
Bekannte Lübecker haben auf dem Burgtorfriedhof ihre letzte Ruhestätte
gefunden: Christian Adolph Overbeck (1755–1821), Vater des Malers Friedrich
Overbeck, der deutschnationale BestsellerlyrikerEmanuel Geibel, Thomas
Johann Heinrich Mann (1840–1891), Vater von Thomas und Heinrich Mann, plus 17
Mitglieder der weltberühmten Familie, derMagnat Emil Possehl
(1850–1919),Ida
Boy-Ed (1852–1928), Schriftstellerin und Förderin junger Künstler, sowie
der KunstfälscherLothar Malskat (1913–1988,
→ Kasten). Auch Marianne Bachmeier (1950–1996) sei noch erwähnt, die im
Landgericht Lübeck den Mörder ihrer Tochter Anna erschossen hatte und durch
diese vielleicht radikalste Form der Selbstjustiz weltweit bekannt wurde; sie
liegt im Grab ihrer Tochter.
Gustav
Radbruch
Noch ein Weltbekannter, der aus Lübeck stammt! Zu Ehren von Gustav Radbruch
(1878–1949) entschied man sich, das ehemalige Burgfeld umzutaufen. Die
Umbenennung ist umso kecker, da wenige Hundert Meter entfernt die Todesstrafen
der Stadt vollzogen wurden: bis 1794 an der heutigen Travemünder Allee (Ecke
Adolfstraße), bis 1827 an der Rabenstraße. Radbruch, der u. a. als
Reichsjustizminister gearbeitet hatte, war ein erklärter Gegner der
Todesstrafe. Bereits während der Weimarer Republik setzte er sich für die
Straflosigkeit der Abtreibung ein und dafür, dass Frauen zu allen juristischen
Berufen zugelassen werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging er noch einen
Schritt weiter: „Wo Gerechtigkeit nicht einmal erstrebt wird“, schreibt er,
„können die so geschaffenen Anordnungen nur Machtansprüche sein, niemals
Rechtssätze.“ Dieser Gedanke wirkte bis in unsere Zeit: Bei den Diskussionen
um die Todesschützen am Grenzstreifen der ehemaligen DDR waren
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