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Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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übernachten. Aber damit würde er sie in Gefahr bringen. Sie war noch schwach von den Krebsoperationen, und manchmal fürchtete er, sie würde sich nicht mehr erholen. Er entschloss sich, doch nach Hause zu gehen. Die Gefahr dort war nicht größer als anderswo, wo er zudem andere Menschen gefährdete. Er hetzte über die Puppenbrücke, Möwen schwammen auf der Stadttrave, immer wieder blieb er stehen und schaute sich um. Aber wodurch könnte ein Mörder sich verraten, wodurch könnte Stachelmann ihn erkennen? Die Angst wuchs, je näher er dem Haus in der Lichten Querstraße kam, in dem seine Wohnung lag. Fast schlich er sich ein Stück an, dann rannte er los, aber vor dem Haus fiel ihm der Schlüsselbund auf den Bürgersteig, ausgerechnet in eine Pfütze. Die Hand zitterte, jetzt wäre der Augenblick gekommen, wo der andere ihn abschießen konnte wie ein Karnickel. Stachelmann hob den Schlüsselbund auf, er war nass geworden, und schüttelte ihn. Diesmal schaffte er es, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Er drehte ihn um, trat in den Flur, drückte die Haustür zu, schloss ab und nahm zwei Treppenstufen mit einem Schritt. Erst als er in seiner Wohnung auf dem Sofa saß, fühlte er sich besser.
    Er durchdachte wieder und wieder, was geschehen war. Er hörte wieder den Aufschlag der Geschosse auf dem Pflaster. Warum hat er dich verfehlt?
    Da fiel ihm ein, er musste die Mail an den Kommissar Kurz weiterleiten. Er packte den Laptop aus und wartete, bis er gebootet hatte. Dann kramte er in der Jacketttasche nach dem Zettel, den Taut ihm gegeben hatte. Als er ihn endlich gefunden hatte, sandte er die geheimnisvolle Mail an den Kripomann. Der würde damit nichts anfangen können. Stachelmann ging in die Diskussionsgruppe, es waren zwei neue Diskussionsbeiträge aufgetaucht. Ein Leo Müller, wenn er denn so hieß, beschwerte sich:

    Nach den Trolls, die hier die Luft verpesten, kommen die Spinner. Wer ist denn dieser Stachelmann? Um was für einen Text geht es? Und was ist daran so schrecklich? Vielleicht erklärt einem das mal einer in einem Deutsch, das auch ich kapiere.

    Und dann ein Beitrag – Stachelmanns Hände begannen zu zittern – von E.T.:

    Was soll das Gemecker? Wehret den Anfängen! Dieser Stachelmann ist Historiker an der Uni Hamburg, er hat eine Habilitationsschrift verfasst, in der die im KZ Buchenwald gequälten Antifaschisten verhöhnt werden. Reicht das nicht als Grund? Die Arbeit darf nirgendwo erscheinen. Wer das erst mal lesen will, fordert doch, dass die Sudelschrift veröffentlicht wird. Aber damit auch die Holzköpfe es kapieren, werde ich morgen ein paar Zitate liefern. Und wenn es dann noch nicht klar ist, gute Nacht.
    Ach ja, ich heiße E.T. Den Namen habe ich mir in eigener Souveränität gegeben. Dem Staat spreche ich nicht nur das Gewaltmonopol ab, sondern auch das Recht, über meinen Namen zu bestimmen. Mal was von Konsequenz gehört?
    Übrigens, der Philosophenturm an der Hamburger Uni ist echt interessant. Wer's nicht glaubt, sollte ihn sich mal angucken.

    Wer war E.T.? Stachelmann überlegte, wer seine Arbeit kennen konnte. Aber er hatte schon alle Möglichkeiten bedacht, neue fielen ihm nicht ein. War E.T. der Schütze? Er las noch mal dessen Beitrag, das klang verrückt, aber irgendwie las es sich nicht wie die Erklärung eines Killers.
    Das Telefon klingelte. Er nahm das Mobilteil ans Ohr.
    »Stachelmann.«
    »Bild Hamburg. Auf Sie wurde geschossen?« Eine schnarrende Männerstimme.
    Stachelmann legte auf. Gleich klingelte es wieder.
    »Wenn Sie Wert auf eine wahrheitsgemäße Berichterstattung legen, sollten Sie mit mir reden«, schnarrte es.
    »Wollen Sie mich erpressen? Wenn ich nicht mit Ihnen rede, lügen Sie. Tun Sie das nicht sowieso?«
    »Was denken Sie, wer hat warum auf Sie geschossen?«
    Stachelmann legte auf. Es klingelte.
    »Wir geben Ihnen die Chance, Ihre Sicht der Dinge darzulegen«, schnarrte es aus dem Hörer. »Aber wenn Sie nicht wollen ...«
    Stachelmann legte auf, dann zog er den Telefonstecker aus der Wandbuchse.
    Es klingelte an der Haustür. »Verdammt!«, schimpfte Stachelmann vor sich hin, während er in den Flur ging und in die Gegensprechanlage nur »Ja?« sagte.
    »Die Polizei, bitte öffnen Sie.«
    Stachelmann drückte auf den Türöffner und bereute es sofort. War es wirklich die Polizei? Er starrte durch den Türspion, tatsächlich erschienen zwei Männer in Polizeiuniform.
    »Halten Sie Ihren Dienstausweis vor den Spion!«, rief Stachelmann

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