Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)
Lemmi.
»Außer der«, sagte Georgie und gab ihm die DVD.
»Die habt ihr bei mir geklemmt!«, rief Lemmi. »Du bist ein Scheißkerl.«
»Ich habe sie mir kurz ausgeliehen«, sagte Georgie. »Mach keinen Aufstand wegen nichts.«
»Also, dich lass ich nicht mehr da hinten rein«, sagte Lemmi beleidigt.
»Wenn ich dich gefragt hätte, ob ich die DVD mitnehmen darf, was hättest du gesagt? Du hättest nein gesagt.«
»Wenn mein Chef das erfährt, flieg ich raus. Die Sache mit den Bullen ist beschissen genug.«
»Pass auf. Du legst die DVD zurück in die Box und behauptest einfach, die Bullen hätten sie übersehen. Die sollen dir mal das Gegenteil nachweisen. Außerdem hattest du doch bestimmt keine Gelegenheit, so 'ne Scheibe verschwinden zu lassen, als die Bullen auftauchten. Hm?«
Lemmi überlegte, die Stirn glättete sich. »Gut, aber du bist trotzdem ein Scheißkerl.«
»Okay, okay, ich bin ein Scheißkerl. Hast was gut bei mir.«
Lemmi lächelte verkrampft. »So isses.«
»Jetzt lass uns mal den Film auf der Scheibe angucken. Vielleicht kennst du einen von denen, die drauf sind.«
Lemmi zeigte auf die Bürotür. »Also, geht schon mal rein und lasst den Film laufen. Ich komme gleich.« Am Tresen standen zwei junge Männer, die schon missmutig auf Lemmi schauten.
Georgie legte die DVD ein. Dann kam Lemmi, und Stachelmann fragte sich, ob er sich inzwischen etwas Krummes ausgedacht hatte. Als Revanche fürs Klauen, oder weil ihm die Schnüffelei auf die Nerven ging. Georgie hatte den Film an der richtigen Uhrzeit gestoppt. Zwar flimmerte nun das Bild und verschlechterte die ohnehin schon mäßige Erkennbarkeit, aber es waren die Personen zu sehen, um die es ging. Lauter Unbekannte und Bohming.
»Streng dich an, du kennst die alle«, sagte Georgie zu Lemmi.
Der fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. »Wenn ich jetzt einen Namen sage, verdächtigt ihr den als Mörder und rennt zu den Bullen.«
»Quatsch«, sagte Georgie. »Wir schauen uns den mal näher an. Reden ein bisschen ...«
»Wer's glaubt«, sagte Lemmi. »Also pass auf, die Bullen haben mir gesagt, es gehe um diesen schlimmen Mord an der Uni. Also helf ich euch. Auch wenn ihr schräge Typen seid. Warum überlasst ihr das nicht den Bullen?«
»Hm. Die haben, sagen wir mal, Vorurteile, das kennst du doch.«
»Also daher weht der Wind. Na gut.« Er betrachtete das Standbild auf dem Monitor. »Der da« – er zeigte auf Bohming – »ist ein Prof, hat mal jemand gesagt, der ihn hier gesehen hat. Wie er heißt, weiß ich nicht. Kommt selten, aber immer mal wieder. Will wohl Sachen machen, die er zu Hause nicht machen darf. Diesmal hatte er einen jungen Typ dabei. Ich hab mir meinen Teil gedacht.« Er grinste. »Aber wer das ist, keine Ahnung. Vielleicht haben die sich auch nur zufällig getroffen.«
»Okay, du kennst den jungen Typ also nicht?«, sagte Georgie.
Lemmi schüttelte den Kopf. »Sag ich doch. Nein, den hab ich noch nie gesehen. Ich schwör's.«
»Scheiße«, sagte Georgie. »Und die anderen?« Georgie zeigte auf einen Mann, von dem nur die obere Gesichtshälfte zu sehen war hinter einem Monitor. Er hatte krause Haare und war zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt, wie Stachelmann vermutete.
»Das ist Frido«, sagte Lemmi. »Also, der ist harmlos.«
»Glaubst du etwa, Mörder tragen ein M auf der Stirn?«, fragte Georgie.
»Na klar, was denn sonst?«, erwiderte Lemmi.
»Was weißt du noch über Frido?«
»In Wahrheit heißt er Fridolin, bescheuerter Name, und er studiert irgendwas mit Physik, Chemie oder so. Er sitzt hier öfter rum und chattet wie ein Besessener.«
»Kann man das Standbild ausdrucken?«, fragte Stachelmann.
»Klar«, sagte Lemmi. Er klickte mit der Maus hierhin und dorthin, dann sagte er: »Also, der Drucker hinterm Tresen.«
Georgie ging zum Tresen und kam mit einem Ausdruck zurück. Er gab ihn Stachelmann. Der umkringelte Fridos Kopf und notierte auf der Rückseite des Blatts Frido, außerdem Studiert Naturwissenschaften (Physik, Chemie?) und chattet viel.
Lemmi tippte auf einen, der der Kamera den Rücken zugewandt hatte. Er hatte kurze Haare, auf dem Hinterkopf eine beginnende Glatze, die aussah wie eine schlampig rasierte Tonsur. »Also der da, das ist der Robert. Der kommt ein- oder zweimal in der Woche hierher und surft herum. Langweilt sich vielleicht zu Hause. Der sagt kaum ein Wort.«
»Wie alt?«, fragte Stachelmann.
»Keine Ahnung«, sagte Lemmi. »Also, vierzig plus X. Ein bisschen jünger
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